Dinnerparty
den seiner heutigen Exfrau. Doch dann kam alles so anders. Laura hatte dafür gesorgt, dass die Bücher umgeschrieben wurden. Sie hatte mit dem alten Sack Rubens geschlafen, um ihren Willen durchzusetzen. Schließlich war aus seiner Hauptrolle eine bessere Nebenrolle geworden. Das Ende wurde abgewandelt und so heiratete die Nanny den schönen Mexikaner. In der Schlussszene war es Marcello Mari, der Laura küsste. Der Film wurde ein großer Erfolg. Laura war der neue deutsche Filmstar. Und er? Nicht mal die Presse nahm ihn wahr. War es denn ein Wunder, dass er mit der Sauferei angefangen hatte? Und dann hatte er alles verloren. Seine Frau hatte die Kinder mitgenommen. Er sah sie unregelmäßig. Seine eigenen Kinder zeigten an ihm kein großes Interesse. Er war nur ein Wurm in einer miesen Dreizimmerwohnung in Barmbek. Laura hatte seine Karriere zerstört. Nun hatte die Schuldige endlich das bekommen, was sie verdiente. Der alte Rubens war noch immer der Produzent, der Schauspieler zu Stars machen konnte. Er hoffte, dass Victor ihm ein Angebot unterbreiten würde. Irgendeine kleine Rolle musste er doch für ihn haben. Sascha wusste, dass er wieder Fuß fassen musste in dieser Branche. Für Victor war es doch kein Problem, ihn in irgendeiner seiner unzähligen Produktionen mitspielen zu lassen. Lauras Tod ging durch die Presse. Vielleicht würde man sogar ›Die mexikanische Nanny‹ noch einmal im Fernsehen zeigen. Sascha massierte sich die Schläfen. Das mit der Sauferei musste sofort wieder aufhören. Er musste sich in den Griff bekommen und seine Chancen wahrnehmen. Er wollte fit sein. Victor würde ihm sicher etwas anbieten. Er musste einfach. Sonst war Rubens genauso schuld an seinem Untergang. Und das würde er nicht so einfach hinnehmen, dachte Sascha Richter, bevor er sich übergeben musste.
*
Sophie fuhr zurück nach Othmarschen. Sie ließ das Gespräch mit Ricky noch einmal Revue passieren. Laura hatte aller Wahrscheinlichkeit nach Drogen genommen. Sophie war nicht besonders überrascht. Sie kannte genug Models und Schauspielerinnen, die den Jetlag oder die Nervosität mit Pillen und Pülverchen neutralisierten. Aber Laura war tot und sie hatte mit ihrem Tod gerechnet. Er wurde ihr von einer unbekannten Person angedroht. Ben hatte ja recht. Sie musste Stefan sofort den Brief und die geklebten Drohbriefe übergeben. Es würde keine weiteren Ermittlungen geben ohne das Beweismaterial. Bis jetzt ging die Polizei von einem selbst verschuldeten Unfall aus. Medikamentenmissbrauch. Lutz hatte auch nichts finden können, was auf Fremdeinwirkung deutete. Laura war nicht vergiftet worden. Zumindest nicht mit einem klassischen Gift, an das man im ersten Moment dachte. In Kriminalromanen starben die Opfer an Arsen, Strychnin oder Blausäure. Im wahren Leben war es unmöglich, anonym an solche Substanzen heranzukommen. Aber das hieß ja noch lange nicht, dass es nicht andere Mittel und Methoden gab, einen Menschen zu töten. Sophie stoppte an einem Copyshop und sah sich die Drohbriefe noch mal genauer an. Laura hatte geschrieben, dass sie den ersten bereits in Amerika erhalten hatte. Beide Briefe waren mit aus einer Zeitschrift ausgeschnittenen Buchstaben beklebt. Die Buchstaben waren verschieden groß und mal glänzend, mal matt. Sophie ging davon aus, dass sie aus verschiedenen Magazinen stammten. Die Spurensicherung würde den Klebstoff analysieren und nach Fingerabdrücken suchen. Wo waren die Briefumschläge? War Laura tatsächlich so dumm gewesen, sie wegzuschmeißen? Vielleicht hatte der Verfasser den Fehler gemacht, und die Umschläge oder die Briefmarken angeleckt. Man hätte eine DNA-Analyse machen können. Sie las sich die Briefe nochmals durch. Im ersten stand:
Komm nicht zurück! Du hast eine Leiche im Keller. Willst Du auch sterben?
Sophie sah sich den zweiten Brief an, den Laura in Hamburg erhalten hatte.
Du willst also sterben! Gut so! Ich warte auf meine Chance. Das ist Gerechtigkeit!
Sophie starrte minutenlang auf die Zeilen und versuchte zu verstehen, was gemeint sein könnte. Was für eine Leiche könnte Laura im Keller gehabt haben? Abgrundtiefer Hass sprach aus den Zeilen. Aber warum? Und noch wichtiger, von wem? Bevor sie den Wagen verließ, nahm sie die sterilen Handschuhe aus dem Verbandskasten. Sie wollte nicht mehr Fingerabdrücke als nötig auf dem Beweismaterial hinterlassen. Und sie wollte möglichst wenige Spuren zerstören, wenn überhaupt welche vorhanden
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