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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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und nun rächte sich das Schicksal böse, und er musste immer wieder auf sie treffen, bis er reif für die Irrenanstalt war. Er musste sich zusammenreißen, damit er nicht schneller dort landete, als ihm lieb war. So schlimm war Sophie eigentlich doch auch nicht, versuchte er sich erfolglos zu beruhigen. Drohbriefe. Wenn es sich dabei wirklich um Morddrohungen gegen Laura Krone handelte, würden sie die ganze Sache noch einmal gründlich prüfen müssen. War es möglich, dass sie etwas übersehen hatten?
     
    *
     
    Sophie tat so, als müsse sie sich auf den Verkehr konzentrieren. Ihr war nicht nach reden zumute. Ihr war klar, dass sie die Polizei sofort von den Briefen hätte in Kenntnis setzen müssen. Das hier war kein Spiel. Wenn Laura ermordet worden war, war es Sache der Kripo, den Täter zu finden. Natürlich würde sie in Lauras Auftrag die Augen offen halten. Sie empfand es als persönliche Pflicht, privat zu ermitteln, aber sie hatte kein Recht, die Polizeiarbeit zu behindern. Stefan würde ihr die Hölle heißmachen, und das aus gutem Grund.
    »Frau Sturm, du bist aber ungewöhnlich schweigsam«, meinte Ben und musterte sie skeptisch.
    »Ich bereite mich nur geistig auf das Donnerwetter vor.«
    »Sorry, aber auch wenn ich Sperber für ein arrogantes Arschloch halte, bin ich wahrscheinlich diesmal seiner Meinung.«
    »Noch was?«, fragte Sophie schnippisch.
    »Ja, noch was! Mir gefällt nicht, was ich sehe! Du wolltest dich neu ordnen. Du wolltest ein neues Heim für dich schaffen. Du wolltest …«
    »Wollen wir nicht alle ein bisschen zu viel?« Bens Gequatsche ging ihr gehörig auf die Nerven.
    »Aha, Madame hat heute ihren philosophischen Tag. Gut! Ich persönlich komme mit wenig ganz gut klar. Das ist dir vielleicht noch in Erinnerung. Ich war der Mann im Ford Transit ohne Dusche.«
    Sophie musste gegen ihren Willen grinsen. Ben hatte im letzten Sommer tatsächlich in Gold auf Fehmarn in einem Bus gehaust. Sie hatte gerade einige Schicksalsschläge hinter sich gehabt und sich in den hübschen Kiter verknallt.
    Sophie nahm die Abfahrt nach Lübeck.
    »Okay, Ben. Du hast recht. Ich will mich ja neu ordnen, wie du es so schön nennst. Aber nun ist eben etwas dazwischengekommen. Lass uns die Sache mit Stefan hinter uns bringen, und dann überlege ich, wie ich weiter vorgehe. Kannst du damit leben?«
    Ben stöhnte auf und sah aus dem Fenster. »Ich kann mit beinahe allem leben. Ich hätte nur ein echtes Problem, wenn deinem hübschen Hintern was passiert. Mir wäre bedeutend wohler, wenn du deine privaten Ermittlungen einstellen würdest. Ich meine es ernst, Sophie. Hör auf und genieße den Sommer.«
    Sie brummte mürrisch. Aufhören? Sie hatte doch noch nicht mal angefangen, in Lauras Vergangenheit zu graben. Sophie fuhr auf den Parkplatz des Präsidiums und stellte den Motor ab. »Was machen wir mit Ronja?«
    »Wir lassen sie im Wagen. Ich glaube, wir sind schnell wieder bei ihr. Zumindest rechne ich nicht damit, dass Stefan uns vor lauter Glück auf eine Tasse Kaffee einlädt.«
    Schweigend marschierten sie zum Empfang und meldeten sich an. Sie wurden zu Kommissar Sperber durchgelassen.
    Stefan öffnete die Tür zu seinem verqualmten Büro. »Sophie Sturm und Ben Lorenz! Und ich dachte, es war nur eine Sommerromanze?«
    »Ach, halt doch die Klappe! Ben ist nur auf Besuch hier.«
    »Geht mich auch nichts an«, erwiderte Stefan ironisch. »Ihr dürft euch gerne setzen.« Stefan ließ sich wieder in seinen Schreibtischstuhl fallen. »Wo sind die Briefe?«
    Sophie öffnete ihre Tasche und entnahm ihr den großen braunen Umschlag. Sie legte ihn auf Stefans Schreibtisch und wartete auf seinen Wutanfall. Sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen, das ihren Eltern ein unsagbar schlechtes Zeugnis vorzeigen musste. Am liebsten wäre sie aus dem Büro gerannt.
     
    *
     
     
    Stefan Sperber war noch immer irritiert, dass Ben Lorenz mit Sophie gekommen war. Wohnte der nicht mittlerweile auf Ibiza? Er öffnete den braunen Umschlag und ließ den Inhalt auf seinen Schreibtisch gleiten. Die bunten Buchstaben erinnerten ihn an Bastelarbeiten seiner Kinder. Er starrte auf die Briefe. Sein Hals wurde trocken, als er den Inhalt studierte. Zwei geklebte Morddrohungen und ein Brief des Opfers, das davon ausging, bald unfreiwillig sterben zu müssen. Er konnte kaum fassen, was er da vor sich hatte.
    »Seit wann hast du das?«, fragte er so ruhig wie möglich.
    »Seit gestern«, gab Sophie kleinlaut zu.
    Eine unbändige Wut

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