Dinnerparty
stieg in ihm auf. Er konnte regelrecht spüren, wie ihm die Halsschlagader anschwoll. Am liebsten hätte er Sophie gepackt, über den Schreibtisch gezogen und geschüttelt. »Bist du eigentlich vollkommen wahnsinnig?«
Sie blickte ihn mit ihren großen blauen Augen unschuldig an.
»Warum hast du das nicht sofort gemeldet? Das Labor hätte schon lange einen Test machen können.«
»Ich wusste nicht, ob ich das ernst nehmen soll. Und ich habe auch kaum was angefasst.«
Er sah zu Ben. Der blickte zu Boden. In diesem Moment hatte Stefan das sichere Gefühl, dass selbst dieser Hippie ihn verstand.
»Verdammt, Sophie. Ich habe dich immer für eine halbwegs intelligente Frau gehalten. Gerade du musst doch wissen, wie wichtig solche Beweise für uns sind. Ich werde das jetzt der Spurensicherung übergeben.«
»Stefan, es tut mir leid. Ich habe einen Fehler gemacht …«
»Sei einfach still. Laura Krone wurde vielleicht doch ermordet. Und dann läuft ihr Mörder da draußen frei herum und reibt sich die Hände. Jede Zeitung berichtet von einem tragischen Unfall. Ein unfreiwilliger Drogencocktail.« Stefan griff nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. Rauchverbot hin oder her, er musste sich dringend beruhigen.
»Wenn man deine Fingerabdrücke auf dem Material finden sollte, wenn du Spuren zerstört hast, die auf einen möglichen Täter hätten hinweisen können, dann gnade dir Gott, Sophie! Dann wirst du mich kennenlernen. Und das darfst du gerne als Drohung verstehen. Ihr könnt gehen.«
Stefan meinte es ernst. Er hatte kein Problem damit, sie wegen Behinderung der polizeilichen Ermittlungen bluten zu lassen.
Er atmete tief durch und überlegte die nächsten Schritte. Sie würden noch einmal ganz von vorne anfangen müssen. Stefan sah sich die Briefe erneut an. Er hatte keinen Zweifel. Die Sache war verdammt brenzlig. Sie könnten es tatsächlich mit einem Mordfall zu tun haben.
*
Ben folgte Sophie nach draußen zum Parkplatz. Sophie schwieg. Eigentlich sollte sie erleichtert sein, dachte Ben. Er hatte mit einem ganz anderen Auftritt von Kommissar Sperber gerechnet. Er hatte erwartet, dass Sperber herumbrüllen würde. Ben hatte seine cholerische Art im letzten Sommer oft genug beobachten können. Vorhin war er nicht einmal richtig laut geworden, obwohl er wirklich wütend auf Sophie war, und das aus gutem Grund. Sie erreichten den Wagen. Sophie wühlte mit mürrischem Gesicht die Autoschlüssel aus der Tasche.
»Nun lächele mal wieder. Ich finde, das eben ist relativ friedlich verlaufen«, meinte Ben aufmunternd. »Die Briefe sind endlich bei der Polizei und Sperber hat dir nicht mal den Kopf abgerissen. Lass uns nach Hause fahren.«
»Friedlich verlaufen?« Sophies Augen funkelten wütend. »Stefan hat mir gedroht. Das nennst du friedlich?«
Ben sah sie verwundert an.
» Du hast einen Fehler gemacht, nicht Stefan. Vergiss das nicht.«
Sophie zuckte nur mit den Schultern.
»Das Sommerhaus von Victor Rubens liegt am Kellersee. Das ist nicht weit von hier«, erklärte sie leichthin und öffnete die Autotür.
Ben fragte sich noch, ob er sie richtig verstanden hatte, als sie bereits Ronja begrüßte, die glücklich im Wagen herumsprang.
»Das kann jetzt nicht dein Ernst sein?«
»Doch. Wir fahren höchstens 50 Minuten bis zu seinem Anwesen.«
Ben wurde langsam ärgerlich. »Zieh hier nicht so eine Show ab. Du weißt ganz genau, dass ich das nicht so gemeint habe. Lass die Finger von der Nummer!«
Sophie setzte sich hinter das Steuer und schnallte sich an. »Es ist wirklich schön dort. Ronja wird ihren Spaß haben. Schwimmt sie eigentlich gern?«
Ben gab ihr keine Antwort. Er sah sie nur wütend an.
Sophie startete den Wagen. »Ich fahr da jetzt hin. Es steht dir frei, einzusteigen.«
»Und wenn ich nicht will, dann lauf ich zurück nach Hamburg? Oder wie hast du dir das vorgestellt?«
Sophie atmete tief ein und sah ihm dann direkt in die Augen. »Bitte, Ben, jetzt lass uns das noch schnell machen, okay? Die Polizei wird mit allen Dinnergästen noch einmal reden wollen. Es ist besser, wenn ich vorher mit ihnen spreche .«
Ben versuchte, Ruhe zu bewahren. Sophie würde fahren, mit oder ohne ihn. Hatte er eine Wahl? Allein lassen konnte er sie auf keinen Fall. Widerwillig setzte er sich in den Wagen.
Sophie lächelte ihn dankbar an. »Noch weiß doch niemand, dass sie vielleicht ermordet worden ist.«
Ben sah sie erstaunt an. »Falsch, Sophie! Einer weiß es! Der Mörder! Und
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