Dinnerparty
Interview stellen. Richter sah sie gedankenverloren an. Dann trank er einen großen Schluck Brandy.
»Als Chance?«, nahm er den Faden wieder auf. »Ja, allerdings. Das Drehbuch war wundervoll. Ich, einsamer Witwer mit drei kleinen Kindern, suche eine Nanny. Die Nanny kommt aus Mexiko und wir verlieben uns. Ihr Freund, ein feuriger Kerl …«
»Marcello Mari.«
»… will sie für sich zurückgewinnen und nach diversen Irrungen und Wirrungen wären die Nanny und der Witwer glücklich verheiratet und die Kinder hätten eine neue Mutter gehabt.«
»So endete der Film aber nicht.«
Richter kippte den Rest Brandy hinunter. »Nein, so war er nur geplant. Der Film war ganz anders. Und ich war am Ende der Idiot. Dabei sollte ich die Hauptrolle spielen. Es sollte um den Witwer gehen und wie er sein Leben meistert. Eine interessante Charakterrolle. Der Arbeitstitel war ›Papa und die Nanny‹. Laura und Mari waren im ursprünglichen Drehbuch nur Nebenfiguren!«
Sophie war ehrlich überrascht. Natürlich wurden Drehbücher umgeschrieben, aber dass man während der laufenden Dreharbeiten die gesamte Handlung änderte, das war mehr als ungewöhnlich.
»Der Film hat mich mein Leben gekostet«, jammerte Richter weiter. »Die Kritiker haben mich in der Luft zerrissen. Mit Recht. Als ich den Film auf der Premierenparty bei Rubens zum ersten Mal in voller Länge gesehen habe, hätte ich mir eine Kugel in den Kopf jagen können. Ich bekam nach der Ausstrahlung kaum noch Angebote. Meine Frau zog mich gerne damit auf. Sie ist ja selbst Schauspielerin und hat auch immer einen Job – auch heute noch. Ich fing an zu saufen. Am Ende hat sie mich sitzen lassen und die Kinder mitgenommen. Ich war schlimmer dran als die arme Sau in dem blöden Film. Der hatte ja zumindest noch seine Kinder.«
Sophie schluckte. Irgendwie tat Sascha Richter ihr plötzlich leid. »Ich verstehe nicht, warum ein Drehbuch derart umgeschrieben werden kann, wenn die Dreharbeiten bereits begonnen haben?«
Sascha starrte sie entgeistert an. »Ich dachte immer, Sie seien eine intelligente Frau! Das gibt es doch gar nicht.« Sascha griff sich den von ihr nicht angerührten Brandy und kippte ihn auf ex. »Laura hat mit Rubens geschlafen! Ihm vorgegaukelt, sie würde ihn lieben. Das volle Programm. Der alte Sack war so geschmeichelt und so süchtig nach Laura, dass er das Drehbuch immer wieder umschreiben ließ, bis Laura plötzlich die Hauptrolle hatte.«
Sophie schnappte nach Luft.
»Da waren Sie wohl ziemlich sauer?«
»Sauer?« Sascha Richter sah sie aus schmalen Augen an. »Sie haben ja keine Ahnung. Ich war wütend. Ich habe Laura gehasst.«
23
Robert Feller fuhr mit seinem Porsche in die Einfahrt von Victor Rubens’ Villa am Kellersee. Er musste unbedingt mehr über den Todesfall vor sieben Jahren erfahren. Und natürlich wollte er mehr über den Abend wissen, an dem Laura Krone zu Tode gekommen war. Was für ein schönes Anwesen, dachte Robert neidlos, als er aus dem Wagen stieg. Er freute sich immer über hübsche Häuser und interessante Wohnungen. Es war einfach schön, wenn Menschen Geschmack bewiesen. Seine Mutter besaß selbst ein paar wunderbare Immobilien, um die er sich in ihrem Namen gerne kümmerte. Robert ging auf das Tor zu und klingelte.
»Ja?«
»Kriminalpolizei! Mein Name ist Feller. Ich würde gerne mit Herrn Rubens sprechen.«
Das Tor öffnete sich automatisch. Feller ging hindurch und lief den Weg entlang bis zur Haustür. Rubens stand bereits im Eingang.
»Kommissar Feller.« Rubens reichte ihm die Hand. Er hatte einen sympathisch kräftigen Händedruck.
»Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss, aber es gibt noch ein paar Fragen.«
Rubens nickte ernst und trat zur Seite. »Natürlich. Bitte kommen Sie rein.«
Robert wurde durch das Haus auf die Terrasse geführt. Rubens wollte mit Kaffee nachkommen. Robert setzte sich und sah sich um. In einem Eimer schwammen ein paar kleine Fische. Er vermutete, dass es sich um Köderfische handelte. Der Mann musste ja angeln, wenn er diesen herrlichen See direkt vor der Haustür hatte. Nach ein paar Minuten kam Rubens zurück und balancierte zwei Tassen. Er stellte sie so umständlich auf den Tisch, dass der Kaffee in die Untertassen schwappte.
»Ach, das tut mir leid.« Rubens lächelte entschuldigend. »So was mach ich selten selbst, wissen Sie. Ich bin allein zu Hause. Meine Frau ist mit einer Freundin für ein paar Tage nach Sylt gefahren. Und meine Haushälterin hat gestern
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