Dinnerparty
angerufen.«
»Was? Warum?« Ben starrte sie erstaunt an.
»Er hofft darauf, dass ich ein Interview mit ihm in die ›Stars & Style‹ bringen kann.«
»Was aber nicht geht?«
»Genau, was aber nicht geht, weil kein Mensch mehr weiß, wer Sascha Richter überhaupt ist.«
»Also, sinnlose Arbeit.«
»Weiß ich nicht.« Sophie lächelte hintergründig. »Richter hat in seiner Alkohollaune ein bisschen geplaudert …«
»Du wolltest überhaupt kein Interview machen!«
»Und er hat mir erzählt, dass Laura mit Rubens ein Verhältnis hatte. Ein ernstes. Rubens hat für seine Flamme die Drehbücher umschreiben lassen.«
Ben machte große Augen. »Laura hatte was mit dem alten Sack? Das kann ich kaum glauben.«
»Sie hatte den alten Sack sogar richtig im Griff, wie es scheint. Sascha Richter hat mir erzählt, dass sie es geschafft hat, aus ihrer Nebenrolle eine Hauptrolle zu machen. Sascha ist bis zur Lächerlichkeit aus dem Script geschrieben worden. Er konnte nichts dafür, aber in dem Film wirkte er wohl nur noch wie ein Laiendarsteller.«
»Kein Wunder. Wahrscheinlich hat er jeden Tag einen neuen Text bekommen.«
Sophie nickte. »Möglich. Auf jeden Fall macht Sascha Richter Laura für seinen bodenlosen Abstieg verantwortlich. Er hat sie mit jeder Faser seines Körpers gehasst.«
»Das vermutest du?«
Sie sah Ben direkt in die Augen.
»Nein, das hat er mir selbst gesagt.«
*
Ben schüttelte den Kopf und machte sich am Grill zu schaffen. Ihm gefiel die ganze Sache gar nicht. Sophie steckte ihren hübschen Kopf schon wieder viel zu tief in die Sache. Heute, als er Olli auf Fehmarn besucht hatte, war ihm bei der Hausbesichtigung der kalte Schweiß ausgebrochen. Auch wenn Olli gründlich renoviert hatte und nun alles modern und frisch wirkte, hatte er die ursprünglichen Räumlichkeiten immer wieder vor sich gesehen. Diese grausamen Fotografien von den ermordeten Frauen und Sophie, die mehr tot als lebendig in der Badewanne gelegen hatte.
»Sascha Richter hat auf jeden Fall noch immer ein ernsthaftes Alkoholproblem. Hörst du mir eigentlich zu?«
»Bitte?« Ben schreckte aus seinen Gedanken auf. »Ich werde mal das Zeug auf den Grill werfen.«
Sophie blitzte ihn wütend an. »Wenn es dich nicht interessiert, dann kann ich ja auch einfach meine Klappe halten.«
Ben legte das Grillgut auf den Rost und gönnte sich einen ausgiebigen Schluck Bier. »Sophie, ich höre dir zu, auch wenn mir nicht gefällt, in was du dich da reinhängst. Die Sache mit Laura und Rubens finde ich schräg, aber ich glaube nicht, dass sie die erste Schauspielerin war, die sich auf der Karriereleiter hochgeschlafen hat.«
Sophie kraulte Ronja und sah beleidigt auf den Rasen. »Und was denkst du über Sascha Richter? Er ist doch die dumme Nuss in der Geschichte. Der Film war sein Ende.«
Ben wendete die Steaks. »Ich kann ja nachvollziehen, dass er wütend war und ist. Wer wäre das nicht? Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er vorher ein perfektes Familienleben geführt und nichts getrunken hat. So was passiert doch nicht von jetzt auf gleich.«
Sophie zog die Augenbrauen hoch und nickte. »Das mag alles sein. Er war ja ganz gut beschäftigt, auch wenn die Rollen, die er gespielt hat, eher Nebenrollen waren.«
»Er hat anscheinend genug verdient mit diesen sogenannten Nebenrollen!« Ben wollte nichts mehr davon hören. Gab es denn überhaupt kein anderes Thema mehr?
Sophie sprang von der Liege auf.
»Ich habe vor ein paar Stunden selbst mit Sascha Richter gesprochen. Er ist fertig und für ihn ist Laura verantwortlich für seinen furchtbaren Zustand. Ohne ihre Einmischung wäre Richter vielleicht groß rausgekommen. Für ihn ist sie der Sündenbock.«
»Auf was willst du eigentlich hinaus?«
»Ich bin mir sicher, dass er Laura jahrelang hasste. Er hat ihr die Schuld an seinem verkorksten Leben gegeben. Ihretwegen hat sich seine Frau von ihm getrennt. Wegen ihr sieht er seine Kinder kaum noch. Nicht, dass sie aktiv dazu beigetragen hat. Nein. Sie hat sich über Richter und Konsorten gar keine Gedanken gemacht, weil sie selbst der Mittelpunkt ihrer Welt gewesen ist.«
Sophie zündete sich die nächste Zigarette an und wühlte in ihrer Handtasche. »Ich muss telefonieren. Ich rufe den Mari an.«
»Was soll das?«
»Stell dir vor, ich habe den offiziellen Auftrag meines Chefredakteurs, Mari zu interviewen.«
Ben zuckte mit den Schultern und tat so, als würde er sich auf die Steaks konzentrieren. In
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