Dinnerparty
ihren wohlverdienten Jahresurlaub angetreten.«
Robert nickte verständnisvoll und kippte den Kaffee aus dem Unterteller zurück in die Tasse.
»Herr Rubens, ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen.«
Rubens nickte. »Das ist mir natürlich klar. Was wollen Sie denn wissen?«
Robert Feller nahm sein Notizbuch aus der Sakkotasche. Nicht, dass da irgendetwas von Bedeutung stand, aber die Geste beeindruckte immer wieder, hatte er in den letzten Jahren festgestellt.
»Waren Sie zu irgendeiner Zeit an dem Abend mit Laura Krone allein in ihrer Maske oder haben Sie die Maske betreten, als sonst niemand da war?«
»Ob ich was? Natürlich war ich in ihrer Maske!« Rubens sah ihn empört an. Sein Gesicht wurde dunkelrot. »Sie hatte einen Vertrag mit meiner Produktionsfirma. Wenn ich ihr schon ein so großartiges Comeback ermögliche, will ich nicht, dass am Ende noch was schiefgeht. Selbstverständlich habe ich mit ihr geredet und versucht, ihr klarzumachen, dass sie den Auftritt in der ›Dinnerparty‹ als eine Werbung in eigener Sache verstehen müsste. Sie musste schön und sympathisch rüberkommen. Sonst wäre die Sache eher kontraproduktiv für das Filmprojekt gewesen. Zwischendurch waren wir auch mal allein. Der Maskenbildner hatte sich ja um alle Dinnergäste zu kümmern. Und unter vier Augen haben wir dann auch über die alten Zeiten geplaudert. Was denken Sie denn? Das ist doch kein Verbrechen!«
»Natürlich nicht«, versuchte Robert ihn zu beschwichtigen. Rubens regte sich viel zu sehr auf.
»Aber aufgrund der Umstände …«
»Ach, spielen Sie jetzt auf diese alte Geschichte an?«
Robert sah ihn erstaunt an und hielt seine nächste Frage zurück. Rubens schien weiterreden zu wollen. Er wirkte aufgeregt.
»Es war ein Unfall!« Rubens zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Man hat mich damals oft genug befragt, aber eine Tatsache bleibt eine Tatsache. Es war ein Unfall. Krista ist unglücklich gestürzt.«
*
Sophie lief nicht direkt zurück nach Hause. Sie beschloss, ihren Spaziergang zu verlängern und noch etwas an der Elbe entlangzuspazieren. Sie brauchte Bewegung und sie musste nachdenken. Am Elbstrand tummelten sich Hunderte von Menschen. Manche hatten einen Grill aufgestellt und saßen mit Freunden oder der Familie im warmen Sand. Sophie nahm das alles wahr, doch ihre Gedanken kreisten immer um dasselbe Thema: Laura und Victor Rubens. Es fiel ihr schwer, das zu glauben, dabei war es die einzig logische Erklärung. Die beiden hatten ein Verhältnis gehabt. Und es passte zu Laura. Sie war zu ehrgeizig. Ihr waren alle Mittel recht gewesen, um an ihr Ziel zu kommen. Sie war schön und berechnend gewesen. Laura hatte eine geheimnisvolle Macht. Sophie wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, womit Laura noch so hatte glänzen können, außer mit ihrem sensationellen Body. Victor Rubens musste Wachs in ihren Händen gewesen sein.
Nach einer halben Stunde kehrte Sophie um. Die vielen Menschen gingen ihr plötzlich auf die Nerven und sie sehnte sich nach der Ruhe in ihrem grünen Paradies. Sie war froh, endlich wieder zu Hause zu sein. Sophie ging in den Garten und sofort rannte die kleine Ronja wild bellend auf sie zu.
»Hallo, meine Süße!« Sie knuddelte die Hündin ausgiebig. »Wo ist denn dein Herrchen?«
»Herrchen ist bei der Arbeit. Feuer machen.«
Sie lief zu Ben. Ronja folgte ihr schwanzwedelnd.
»Es ist noch so viel Kram im Kühlschrank! Da dachte ich, wir hauen es auf den Grill, bevor alles schlecht wird.«
Sophie ließ sich auf der Liege nieder und streckte ihre langen Beine aus.
»Sehr guter Einfall. Wie herrlich! Zu meinem Glück fehlt mir eigentlich nur ein Glas Weißwein.«
Ben hatte verstanden, und zwei Minuten später hielt sie ein Glas gut gekühlten Chardonnay in der Hand.
»Wie war dein Tag?«
»Super!« Ben strahlte. »Ich war bei Olli. Du würdest die Surfschule und vor allem das Bistro nicht wiedererkennen. Alles ist jetzt modern und schick. Die alte Wohnung von Hanjo hat er komplett umgebaut. Es erinnert nichts mehr an die verstaubten Räume.«
Sophie lief es eiskalt den Rücken herunter, als sie sich an das Badezimmer erinnerte, in dem sie beinahe ertränkt worden war.
»Olli geht es also gut?«
»Dem geht es supergut. Ich soll dich schön grüßen. Was hast du denn heute gemacht?«
Sophie zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch langsam aus. »Sascha Richter hat mich
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