Dinnerparty
zu hören. »Gib mir das verdammte Telefon!«
»Nein! Rob!«
Ein Schrei.
»Du bist ein ziemlich böses Mädchen!«
Dann brach die Verbindung ab. Robert keuchte. Er hatte das Gefühl, eine kalte Hand würde sein Herz packen. Sophie würde sterben. Und er wusste nicht mal, wo er nach ihrer Leiche suchen sollte.
Lasse schrie ihn plötzlich an: »Ich habe die Stimme erkannt!«
»Du hast was?« Robert versuchte, Ruhe zu bewahren.
»Das war Ricky. Der Maskenbildner!«
*
Sophie war wie gelähmt. Die Szenerie war ein Albtraum. Entsetzt starrte sie Ricky an. Er trug ein Abendkleid. Sein Haar war toupiert und hochgesteckt. Er sah entsetzlich irre aus.
»Ricky? Was …?«
Sophie versuchte, sich zu konzentrieren. Sie hatte dieses Kleid schon einmal gesehen. Auf einem Foto. Laura hatte das Kleid getragen. Auf der Premierenfeier von der ›Mexikanischen Nanny‹ bei Rubens vor sieben Jahren.
Ricky machte ein ernstes Gesicht.
»Das ist das Kleid, in dem meine Mutter gestorben ist. Hier! Siehst du das?« Jetzt flüsterte er. »Das ist das Blut, das ihr aus dem Schädel gelaufen ist, nachdem Rubens ihren Kopf auf die Kante eines Marmortisches gestoßen hatte.«
Das war der Schlüssel. Alles hatte mit dieser Party vor sieben Jahren zu tun. Sophie wusste, dass sie versuchen musste, wach zu bleiben. Sie musste Ricky dazu bringen, ihr seine Geschichte zu erzählen. Ihr war nur so furchtbar übel.
»Ich verstehe nicht.«
Ricky setzte sich, schlug die Beine über und zündete sich eine Zigarette an.
»Ach, Sophie, eigentlich ist es ganz einfach«, erklärte er gereizt. »Aber noch kurz zu Sascha Richter. Wahrscheinlich wäre er sogar noch am Leben, wenn ich nicht zufällig Marcello Mari in Winterhude gesehen hätte. Ich bin ihm gefolgt. Er hat Richter besucht, warum auch immer. Ich hatte eine tote Katze dabei, die ich entsorgen wollte. Da kam ich auf die Idee, den Richter auch gleich zu entsorgen. Die Welt ist ohne ihn schöner.« Er kicherte böse. »Und das Kätzchen habe ich in sein Eiswürfelfach gesteckt. Das ist doch ein schönes Rätsel für die Polizei, oder?«
Sophie schluckte. »Warum?«
»Warum? Ich habe meine Mutter vergöttert. Sie war wunderbar. Sie war herzlich. Sie hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Auf der anderen Seite konnte sie auch niemandem einen Wunsch abschlagen. Sie hat damals mit Laura das Kleid getauscht, weil Laura es so wollte. Laura hatte keinen Bock mehr auf den Rubens. Der alte Sack hatte seine Schuldigkeit getan. Der Film war im Kasten. Rubens lauerte Laura an diesem Abend ständig auf. Laura hat aber wohl einfach nur weg gewollt. Sie hat meine Mutter überredet, die Kleider zu tauschen.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte sie müde.
»Ich war dabei, Sophie. Ich war bei vielen Jobs meiner Mutter dabei. Ich mochte die Atmosphäre in der Maske. Die Schminke, die Tricks, ein müdes Gesicht in ein strahlendes zu verwandeln. Es war wie Zauberei. Wie gesagt, ich war auch an dem tragischen Abend dabei und ich habe die Szene noch genau vor Augen. Meine Mutter hat gezögert. Sie fand es nicht richtig. Laura ist dann in Tränen ausgebrochen. Sie war so ein berechnendes Miststück. Mutter hat also in dem Kleid am besagten Treffpunkt im Park auf Rubens gewartet, damit Laura ungefickt entschwinden konnte. Als Rubens den Schwindel bemerkt hatte, muss er vor Wut außer sich gewesen sein. Vielleicht hatte er in diesem Moment Laura töten wollen. Aber es traf meine Mutter.« Seine Stimme brach. Er räusperte sich und trank einen Schluck. »Ich war gerade 13 und meine Mama war alles für mich. Mein Leben ging dann drei Jahre lang in Heimen und Pflegefamilien weiter. Es war die Hölle! Ich habe mir damals geschworen, mich zu rächen. Und das habe ich getan. Ich bin sehr stolz auf mich und ich bin mir ganz sicher, meine Mama ist es auch.«
*
Robert startete den Motor. Er hatte sich immer ein bisschen mehr Action in seinem Leben gewünscht. Aber so? Im Moment ging er durch die Hölle.
»Wo wohnt der?«, schrie er in Richtung Beifahrersitz.
»Keine 500 Meter von hier! Gleich bei der Kirche«, antwortete Lasse. Blass streichelte er Ronjas Kopf. »Wie willst du denn unbemerkt ins Haus kommen?«
Robert zuckte mit den Schultern und drückte das Gaspedal durch. Gleichzeitig funkte er die Hamburger Kollegen an, um Verstärkung anzufordern. Mit einer Vollbremsung stoppten sie nach wenigen Minuten vor dem Haus, in dem Ricky wohnte. Robert sprang aus dem Wagen. Er hörte,
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