Diplomat Im Abseits
Mauser auf Wiking 5 über und fahr ihn mit 81/12 in seinen Pressestall. Wir brauchen die Fotos. Und mach unsere Spurensicherung mobil. Ich komme mit der nächsten Fähre nach.«
»Wir müssen so schnell wie möglich weiterarbeiten«, drängte der Baggerführer. »Auf dem Rhein liegen zweihundert Schiffe fest.«
»Verstehe«, sagte Freiberg. »Also die Tote zum Stiftsplatz! Der übrige Inhalt der Baggerschale wird hier an Bord separat gelagert. – Geht das?«
Der Baggerführer nickte. »Läßt sich machen.«
»Der genaue Standort des Baggers muß festgehalten werden. Wenn die Frau abtransportiert ist, könnt ihr weiterschürfen. – Aber bitte keine neuen Überraschungen.«
»Gelegentlich holen wir auch Bomben rauf«, antwortete der Baggerführer und lächelte verkrampft.
»Das hätte uns gerade noch gefehlt«, wehrte Freiberg ab. »Wie es nach einer Explosion aussieht, haben wir vorhin an der Adenauerallee erlebt.«
Der Leichenwagen stand am Erzbergerufer bereit. Schnell hatten sich hundert und mehr Menschen versammelt, als die »Zinkwanne« an Bord von Wiking 5 gebracht wurde und über den Rhein schwamm.
Mauser hatte auch diesen Moment mit der Kamera festgehalten und dann seinen Freund Lupus angefeuert, seiner Staatskarosse die Sporen zu geben. »Du kannst mich an der Ersten Fährgasse absetzen, da steht mein Porsche.«
»Und wo dort?«
»Im Halteverbot natürlich, wo denn sonst! Wenn die Tote identifiziert ist, gibst du mir Nachricht, ja?!«
»Dir werd’ ich was geben! An diesem rotzfrechen Landemanöver vorhin wirst du noch recht lange knabbern, das verspreche ich dir«, knurrte Lupus. Dann ließ er seinen Fahrgast am Rheinpavillon aussteigen und fuhr zurück zur Landebrücke, um seinen Kommissar abzuholen. Dabei drückte er am Infogeber die Nummer 5, »Will sprechen«.
»UNI von UNI 81/12. – Verbindet mich mit dem ersten Kommissariat, wenn noch jemand zu erreichen ist.«
Gleich darauf hörte er eine vertraute Stimme: »Erste Mordkommission, Vorzimmer Hauptkommissar Freiberg – Kuhnert.«
»Hier Müller – oder Lupus, wenn du das lieber hörst.«
Fräulein Kuhnert, eingefuchste Sekretärin und die Seele des Kommissariats, schien sauer zu sein. »Schön, daß sich wenigstens einer von euch meldet. Ihr laßt uns hier hängen, wie faule Birnen am Baum. – Was ist nun mit dem Bombenanschlag an der Adenauerallee?«
»Sind Ahrens und Peters noch vor Ort?«
»Nur Ahrens, der wälzt Akten.«
Lupus lachte – wie hätte es anders sein können. Der blonde Ahrens hielt immer dort die Stellung, wo seine »Octopussy« in der Nähe war.
»Okay, Kuhnertchen, reg dich ab. Um die Explosion kümmern sich erst einmal die Brandsachverständigen. Wir haben es inzwischen mit einer Frauenleiche zu tun, die der Eimerbagger auf der Beueler Platte aus dem Rhein geholt hat. Irgendwer hat die Dame mit einem Betonklotz an den Füßen in Deutschlands edelstem Strom versenkt – sehr unfein, nicht? Stellt bitte sofort fest, ob einschlägige Vermißtenmeldungen vorliegen. Freiberg wird gleich mit dem Wasserschutzboot herüberkommen. Ich picke ihn auf. Wir treffen uns in einer halben Stunde in dreihundertsechs.«
Fräulein Kuhnert gab sich wieder umgänglicher. »Verstanden. Ich werde die Kaffeemaschine anschmeißen.«
»Aber doppelte Ladung bitte. Wir sind ziemlich fertig und brauchen einen Pusch.«
7
Das Hotel »Majestic« in Swirnabad profitierte von zweierlei Gästen: den vorzüglich untergebrachten, wenn auch weniger zahlenden Crew-Mitgliedern der internationalen Airlines und den nicht immer so gut untergebrachten, aber viel mehr zahlenden Fluggästen, die hier geschäftlich Station machten oder auf Anschlußflüge warteten. Manchem ging es auch wohl nur darum, »a second pillow« – ein zweites Kopfkissen für die Dame der Nacht zu erhalten. Bestellungen für eine medizinische Massage auf dem Zimmer wurden von der Rezeption entgegengenommen und prompt weitergegeben.
Die Empfangshalle des Glaspalastes war fast so groß wie ein mittleres Kirchenschiff, mit lautlos gleitenden Aufzügen, verdeckten Telefonkabinen, Television-Corners und anschließenden Tee- oder Café-Salons. Die II. Etage war für die Swirna-Airlines reserviert.
In der II. fand ähnlich wie in anderen Airporthotels der ganzen Welt nach der Beendigung des Fluges ein Private-briefing statt. Auch wer von der Besatzung in der Stadt oder in der Nähe wohnte, verbrachte die erste Nacht nach der Landung im Kreise der Crew. Mit
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