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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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verschiedenen Hart- oder Softdrinks sollte der Streß eines zwölf- oder fünfzehnstündigen Non-Stop-Flugs um den halben Globus abgebaut werden.
    Alkohol und manch andere Genüsse gab es steuerfrei, und die Stewardessen waren sehr gern bereit, sich auf die Männer vom Cockpit einzustellen. Kurzum: in der II. Etage hospitierte immer wieder eine bumsfidele Gesellschaft. Wer in festen Händen war, durfte nach dem Drink-in auch jemanden mit aufs Zimmer nehmen, der nicht der Swirna-Airlines angehörte.
    Amara Javakul genoß als Purserette beachtliche Privilegien. Sie verfügte über eine Suite, für die sie allerdings regelmäßig nicht wenig dazuzahlte. Als Tochter eines Kunsthändlers galt sie als reich und unabhängig. Geld wurde hier immer respektiert. In dieser Suite hatte sich auch die Geschäftsbeziehung mit Paolo Muskitus aufgebaut und vertieft. Eine Heirat mit ihm war jedoch nie diskutabel gewesen; dafür reichte ihren Eltern sein gesellschaftlicher Status nicht. Eine lose Liaison mit einer Geschäfts- und Liebesdependance im fernen Hamburg war allerdings etwas, worüber im Familienelan nicht gesprochen wurde.
    Manch vertrauenswürdiges Crewmitglied hatte sich durch Amara beim zollfreien Transport asiatischer Kunstschätze gern einige schöne Dollars dazuverdient. Die Begleitung von jungen Mädchen mit ärztlich verbriefter Unberührtheit war jedoch eine so heikle Angelegenheit, daß Amara sie nur höchstpersönlich und besonders diskret handhabte.
    Amaras Andeutungen, daß sie schon bald durch die Heirat mit einem deutschen Diplomaten ihren Status verbessern würde, ohne ihren Job aufzugeben, hatten ihr Neid, aber auch besonderes Ansehen eingebracht. Manches Mädchen sah darin die Bestätigung, daß das große Glück durchaus zwischen Himmel und Erde zu finden sei – auch wenn man sich beim Private-briefing in der II. Etage vergnügte.
    Ein Bus der Swirna-Airlines hatte die Besatzung der Boeing 747 mit ihrem Bordgepäck zum »Majestic« gefahren. Ihren kleinen Koffer aus rotem Saffianleder gab Amara nicht aus der Hand.
    Botho von Campen hatte ein Taxi genommen und traf kurz nach ihr ein. Bei der Rezeption fand er eine Nachricht vor. Amara hatte für ihn ihre Zimmer- und Telefonnummer notiert. Als wohlerzogener Mensch rief er sie von einer der Telefonkabinen an.
    »Ach, du bist’s«, begrüßte sie ihn. »Warum rufst du an? Ich warte auf dich.«
    »Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Manchmal hast du komische Moralvorstellungen – deine Geliebte bin ich schon, und deine Frau werde ich hoffentlich bald sein. Also kannst du jederzeit über mich verfügen. Die Frau schuldet ihrem Mann Gehorsam und muß dienen können.«
    »Dein gehorsamer Diener wird in wenigen Minuten bei dir sein«, sagte Botho galant und legte auf.
    Vor der Tür wartete der Kofferboy: »Eleventh, Sir?«
    »Yes, please, thirty six.«
    Der Kofferboy gab die Order an den Liftboy weiter: »Eleven!«
    Für Botho von Campen war damit zweimal Trinkgeld fällig geworden. Er war mit den Usancen des Landes vertraut und hatte stets Dollarstücke bereit. Die heimische Währung war weniger gefragt.
    Amara hatte beim Etagenservice schon einen kleinen Imbiß bestellt. Sie wollte wenigstens mit Botho einen Begrüßungsdrink nehmen, bevor sie ihn wieder allein ließ. Sie mußte unbedingt für eine knappe Stunde am Private-briefing teilnehmen, denn sie brauchte die Sympathie der Crew.
    »Du willst mich schon wieder allein lassen?« klagte Botho.
    »Versteh doch bitte! Für Aufbaukost während meiner Abwesenheit ist gesorgt. Aber erst muß ich unter die Dusche. Nach vierzehn Stunden non-stop ist das fast ein Ritual.«
    Der Etagenkellner klingelte – und wieder wurde ein Trinkgeld fällig.
    »They all want to be tipped«, bestätigte Amara, als der Kellner gegangen war. »Unsere Wirtschaft funktioniert nur durch Trinkgelder. Ihre Höhe variiert je nach Stand und Leistung des Empfängers; beim Kunsthandel zum Beispiel geht es schnell in die Hunderte und Tausende.«
    »Schmiergelder, würden wir sagen«, erläuterte Botho die deutsche Begriffswelt.
    »Ach, alle Europäer denken so absolut. – Schmiergelder, Bestechung, Zahlungsaufforderung. Ihr habt so harte Worte für das, was die menschlichen Beziehungen erleichtert.« Amara lachte und reichte Botho einen Whisky. »Viel oder wenig Soda?«
    »Danke, ich bediene mich schon selbst. – Auf dein Wohl!«
    »Santé!«
    Sie tranken, und er küßte sie, als gelte es, einen Verdurstenden zu laben. Botho hatte sein

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