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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Agentur läuft alles auf Vertrauensbasis«, erklärte sie. »Wir müssen uns vor unseriösen Interessenten schützen. Nach einer Vorauszahlung von tausend Mark, die auf die Vermittlungsgebühren angerechnet werden oder verfallen, wenn kein Abschluß zustande kommt, werde ich Ihnen gern einen Arigebotskatalog und unsere Geschäftsbedingungen zuleiten – auch postlagernd, wenn Sie es wünschen.«
    »Spreche ich mit der Inhaberin der Agentur?« fragte Biestritz mit äußerster Höflichkeit.
    »Nein, ich bin Angestellte und zugleich Geschäftsführerin.«
    »Könnte ich mich denn auch einmal mit dem Inhaber unterhalten?«
    »Aber gewiß doch«, flötete die Dame mit betörender Stimme. »Mein Chef kommt Anfang der nächsten Woche von einer Geschäftsreise zurück. Wenn Ihr Anliegen so lange Zeit hat, können Sie mir gern Ihre Telefonnummer hinterlassen, dann wird Herr Muskitus Sie zurückrufen. – Zu Ihrer Orientierung noch der Hinweis, daß wir uns nach Zusendung der Unterlagen bei telefonischen Anfragen durch Rückruf vergewissern, ob der Bewerber uns gegenüber mit offenen Karten spielt und ein seriöses Anliegen hat. Erst dann geben wir genauere Auskünfte.«
    »Für diese Maßnahmen habe ich volles Verständnis«, sagte Biestritz mit Überzeugung. »Ich werde mich dann melden, und Sie dürfen sich gern durch Rückruf davon überzeugen, wie sehr mir die Sache am Herzen liegt.«
    »Die Agentur Felicidad dankt für Ihren Anruf«, sagte die Dame und beendete das Gespräch mit der Floskel: »Sie dürfen gewiß sein, daß wir Ihnen durch unsere weltweiten Beziehungen zu einem dauerhaften Glück verhelfen können.«
    An diesem Versprechen hatte Biestritz ganz erhebliche Zweifel.

 
    20
     
     
     
    Kleiner Bahnhof in Zimmer 306. Fräulein Kuhnert hatte die angeschlagenen Steinguttassen – sie sprach immer vom Hartporzellan – mit Kaffee gefüllt. Aus dem Vorzimmer Chef Kripo war angerufen worden, daß Kommissar Freiberg gleich zurück sein würde. Lupus stand, wie so oft, wenn er im Zimmer seines Chefs wartete, am Fenster und betrachtete das Siebengebirge. Das war wieder so ein Tag, der ihn mit seinem Job versöhnte; die Heimat im Sonnenschein, keine akute Leiche, aber begründete Hoffnung, einem Edelkiller das Handwerk zu legen. Botho von Campen zappelte im Netz.
    Ein untrügliches Zeichen für gute Laune war bei Lupus seine Sangeslust. So summte er auch jetzt: »Darum ist es am Rhein so schön«, um gleich darauf gesamtdeutsch mit »Untern Linden, untern Linden…« anzuschließen.
    Freiberg war nach oben gegangen, um Dr. Wenders auf die mit einiger Wahrscheinlichkeit fällig werdende Festnahme von Campens hinzuweisen. Der Diplomat war durch die Recherchen von Ahrens noch mehr belastet: Ehefrau Nummer drei mußte verschwinden, um für Nummer vier Platz zu machen.
    Chef Kripo oder der Präsident würde nach der zweiten Vernehmung des Kulturreferenten dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt die bittere Wahrheit eröffnen müssen, daß einer seiner Diplomaten ins Abseits geraten war. Dr. Wenders war nicht gerade glücklich über die Entwicklung, welche die Mordsache Bari von Campen genommen hatte. Er beauftragte Freiberg, gemeinsam mit Hauptkommissar Burger von der Pressestelle eine ausgewogene und eher abwiegelnde Nachricht für die Medien zu formulieren.
    Inzwischen hatten sich auch Ahrens und Peters in Zimmer 306 eingefunden, während Singer an der Pension Hennering ausharrte.
    »Hoffentlich baut der Macker keinen Mist«, sagte Lupus und setzte sich an den Tisch. »Wenn der von Campen durch die Lappen gehen läßt, schmeiße ich ihn eigenhändig in den Rhein, mit Hundekette und dem A-H-Effekt an den Füßen.«
    Freiberg hatte bei seinem Eintritt die letzten Worte gehört. »Ist was passiert?«
    »Noch nicht«, antwortete Lupus, »aber wenn man unseren Singer allein losschickt, dauert es bestimmt nicht lange, bis er Unheil produziert.«
    »Du bist mal wieder fies«, beschwerte sich die Kuhnert und schob ihrem Ahrens Milch und Zucker zu.
    Freiberg nahm einen kräftigen Schluck café noir. »Kommissarin ehrenhalber, sei so lieb und hol mir den Biestritz in die Leitung. Der muß erfahren, daß in Bonn eine Stewardeß aufgetaucht ist, die mit von Campen liiert sein dürfte.«
    »Kein Problem«, sagte Fräulein Kuhnert, und es dauerte nur eine halbe Minute, bis Freiberg mit seinem Kollegen in Hamburg verbunden war. »Sitzt du immer nur am Schreibtisch, um auf die Anrufe der Dorfpolizisten zu warten?« lästerte er.
    »Das

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