Diplomatische Beziehungen (German Edition)
nicht gerade etwas ist, was man nebenbei im Gespräch erwähnen kann, Lucas.“
„Dann bin ich der erste Mann, von dem du dich angezogen fühlst?“ Lucas wollte es verstehen. Er legte eine Hand unter Jacks Kinn und hob es an, damit der Amerikaner ihn ansah.
„Gott, nein.“ Jack seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich habe schon immer gewusst, dass ich Männer mochte. Schon seit ich mich in der Highschool in meinen besten Freund verliebt habe. Doch selbst damals wusste ich schon, dass ich dem nicht nachgeben durfte.“
„Also hast du es schon immer gewusst, aber es immer unterdrückt?“
„Warum ist das so schwer zu glauben? Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der alles davon abhängt, wie man auf andere wirkt, und das Letzte, was sie in dieser Welt haben wollen, ist ein schwuler Diplomat!“ Das Thema wühlte Jack ganz offensichtlich auf und Lucas drückte tröstend seine Hand.
„Ich bin auch in dieser Welt aufgewachsen, Jack.“
Das schien Jack zu beruhigen. „Ich weiß. Aber du warst einfach ein bisschen abenteuerlustiger als ich.“ Lucas streichelte mit dem Daumen über die Seite von Jacks Hand. „Wir können es langsam angehen lassen. Kein Grund zur Eile.“ Er hob die Hand des älteren Mannes hoch, drehte sie um und küsste die Handfläche. „Hast du Hunger?“
Jack zuckte mit den Schultern und lächelte. „Ich glaube, ich bin zu nervös zum Essen“, gestand er.
„Tja, dagegen werden wir etwas unternehmen müssen“, antwortete Lucas, erhob sich vom Bett und nahm Jacks Hand. Er entfernte sich, zog Jack dabei auf die Füße und führte ihn zu der großen Glastür hinüber. Nachdem er sie geöffnet hatte, trat er auf die Dachterrasse hinaus.
„Was machst du da?“, fragte Jack, dem es offensichtlich widerstrebte, Lucas nach draußen zu folgen.
Lucas drehte sich um und winkte ihn zu sich. „Komm her, damit ich es dir zeigen kann.“ Er entfernte sich weiter rückwärts und Jack konnte nicht anders, als dem verführerischen Mann zu folgen. „Das ist die Executive-Terrasse, die nur von den fünf Business-Suiten aus betreten werden kann, von denen wir eine belegen. Und da gerade Wochenende ist, sind die anderen vier frei und erst ab Montag wieder belegt.“
Jack lachte und schüttelte den Kopf. Typisch Lucas. Er sah direkt vor sich, wie dieser die Empfangsdame bezirzte, um ihr diese Informationen zu entlocken. „Was für einen Unsinn hast du dem Hotelpersonal erzählt, um uns so viel Privatsphäre zu verschaffen?“
Lucas schaute unschuldig drein. „Nicht viel. Ich habe der Dame an der Rezeption nur erzählt, dass mein Boss gerne nackt an die frische Luft geht.“
Jack legte den Kopf in den Nacken und lachte. „Du bist verrückt! Und vielleicht lockt das überhaupt erst Zuschauer an.“
Lucas lachte ebenfalls. „Es schien ihr wirklich zu gefallen, dass du so mit der Natur im Einklang bist. Aber ernsthaft: Sie hören ‚Boss‘ und ‚Geschäftsmann‘ und denken sofort an ‚korpulent‘ und ‚älter‘ und ‚schlaff‘, also werden sie wohl eher verzichten.“
Sie standen am Rand der Terrasse und es kam Jack ganz natürlich vor, einen Schritt auf Lucas zuzugehen, die Arme um ihn zu legen und das Kinn auf seine Schulter zu stützen. „Es ist schön hier draußen. So friedlich, dass man gar nicht bemerkt, wie nah wir an der Stadtmitte sind.“
„Na ja, wir sind ungefähr im fünften Stockwerk und auf dem Vorplatz fahren keine Autos. Das macht einiges aus“, antwortete Lucas und drehte ein wenig den Kopf, um Jack ansehen zu können.
Jack zeigte auf den höchsten Punkt in ihrem Blickfeld. „Ist das eine Kirche?“
„Die Liebfrauenkathedrale“, korrigierte Lucas. „Eigentlich sollte sie zwei Türme haben, aber der Bau des zweiten wurde abgebrochen, weil ihnen das Geld ausgegangen ist.“
„Du bist ein ziemlich guter Reiseleiter.“ Jack legte seine Wange gegen Lucas‘ Haar.
Lucas übernahm Jacks gedämpften Tonfall. „Ich bin nicht zum ersten Mal in Antwerpen und ich informiere mich gerne vorher über die Städte, in die ich reise. Es steht alles in den Reiseführern.“ Er spürte, wie Jack ihn fester an sich zog und eine Zeit lang standen sie einfach da und wiegten sachte vor und zurück. „Es ist schön hier, aber lass uns wieder reingehen, ja?“
Lucas führte Jack zurück in ihr Zimmer, ohne seine Hand loszulassen. Drinnen drehte er sich um, damit er die Vorhänge zuziehen konnte, und spürte, wie Jacks Arme sich wieder um ihn legten. Da er so langsam ein
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