Diplomatische Beziehungen (German Edition)
und klang dabei sehr aufgewühlt.
„Wer hat sie angerufen?“, fragte Jack möglichst sanft, um Lucas zu beruhigen.
„Die Leute von der Vorschule, bei der wir uns beworben haben. Ich habe Kopien von Lises Geburts- und Adoptionsurkunde eingereicht und irgendwer in ihrem Büro muss neugierig geworden sein und sich mit Lucy in Verbindung gesetzt haben. Ich meine, ich habe keine Telefonnummer von ihr. Ich weiß noch nicht mal, wo sie wohnt. Aber irgendwer von dieser Schule war so dreist, nach ihr zu suchen und zu fragen, warum ich Ann Elise dort ohne die Zustimmung ihrer Mutter anmelden möchte.“
„Das reicht, Lucas. Wir werden sie in der United Nations International School anmelden. Die verlangen keine Zustimmung der Mutter. Lucy hat auf ihre elterlichen Rechte verzichtet.“ Jack drückte seinen Geliebten fest an sich.
Lucas lehnte sich gegen ihn. „Das hat Lucy mir ebenfalls gesagt und dem Mann, der sie angerufen hat, wohl auch.“
„Es muss komisch gewesen sein, ihre Stimme zu hören.“
Lucas nickte und Jack küsste sein Haar und legte seine Wange gegen seinen Kopf. „Wir könnten sie wegen Verletzung unserer Privatsphäre verklagen.“
„Nein“, flüsterte Lucas. „Ich will niemanden verklagen. Ich will nur, dass die Leute uns als das akzeptieren, was wir sind. Wir sind Ann Elises Eltern, Jack, du und ich.“
„Willst du deswegen heiraten? Um das zu beweisen?“ Jack wollte zum Kern des Problems vordringen. Er wusste, dass es mehr als ein Stück Papier brauchen würde, um von diesen Leuten akzeptiert zu werden.
„Nicht nur deshalb. Wenn mir etwas passiert, möchte ich, dass du dich um Lise kümmerst.“ Lucas saß an seinen Liebsten gelehnt da und streichelte langsam die starken Arme, die ihn festhielten.
„Du weißt, dass ich das tun würde.“
„Aber was ist mit dem umgekehrten Fall? Was ist, wenn dir etwas passiert, Jack? Dann sitzen wir auf der Straße.“ Lucas drehte sich ein Stückchen und hob seine Beine über Jacks, so dass er den älteren Mann ansehen konnte. „Selbst wenn du uns die Wohnung in deinem Testament vermachst, kann ich es mir nicht leisten, sie zu erben. Vor dem Gesetz sind wir keine Familie, also wird die Erbschaftssteuer gewaltig sein.“
„Du hast das ja wirklich gründlich durchdacht“, bemerkte Jack, während er seine Finger durch Lucas‘ weiches Haar gleiten ließ.
„Die Finanzen kann ich regeln, Lucas. Mir war sowieso schon der Gedanke gekommen, ein Treuhandkonto für Ann Elise zu eröffnen. Das würde das Steuerproblem lösen und ihr zwei wärt abgesichert. Ihr seid jetzt meine Familie.“
„All das würdest du für mich – für uns – tun, aber du möchtest trotzdem nicht heiraten?“ Lucas sah ihn fragend an.
Jack seufzte. „Ich habe Angst, Lucas.“
Lucas richtete sich auf und wandte sich verblüfft Jack zu. „Warum in aller Welt denn das?“
„Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir: ‚Ehemaliger US-Botschafter heiratet schwulen Liebhaber‘“, erklärte Jack. „Ich möchte nicht, dass ihr beide, vor allem Ann Elise, darunter leiden müsst. Dass wir zusammenleben, hat niemanden gestört, aber das liegt nur an unserem einigermaßen unauffälligen Verhalten. In vielen Ländern ist es noch ein heikles Thema und die UNO duldet vielleicht, dass einer ihrer aufstrebenden PR-Männer mit einem anderen Mann zusammenlebt, aber wenn wir heiraten würden, selbst wenn es in New York noch keine gesetzliche Gültigkeit hätte, würden sie es vielleicht als Erregen negativer Aufmerksamkeit auslegen. Ich weiß nicht, ob du das Kleingedruckte in deinem Vertrag gelesen hast, Lucas, aber …“
Lucas rollte die Augen. „Ich weiß, dass ich dafür rausgeworfen werden kann.“
„Hör zu.“ Jack schloss ihn noch fester in die Arme und wiegte ihn ein wenig hin und her. „Du weißt, dass ich dich liebe, und du weißt, dass meine Brüder dich nicht rauswerfen, falls ich morgen von einem Taxi überfahren werde.“
Lucas erschauderte. „Sag so was nicht!“
„Du weißt, dass sie es nicht tun würden, Lucas.“
Lucas wandte sich ein bisschen weiter um, damit er seinem Liebsten in die Augen schauen konnte. „Pass bloß auf, dass dir nichts passiert. Ich möchte mit dir auf der Hochzeit unserer Tochter tanzen und ich will dich mit unseren Enkelkindern auf dem Schoß sehen.“
Lucas‘ ernster Gesichtsausdruck brachte Jack zum Lachen. „Wer sagt denn, dass sie heiraten will?“
Lucas schnappte sich Jacks Hand und setzte sich rittlings auf ihn. „Ist
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