Diplomatische Beziehungen (German Edition)
wartete zusammen mit Mark am Rand des Raumes und nahm eines der gebäudeinternen Telefone zur Hand.
„Jack? Hast du gerade viel zu tun? Nein? Gut. Kannst du kurz zum Sitzungssaal rüberkommen? Hier sind ein paar Leute, die dich gerne sehen würden. Fünf Minuten klingt gut. Okay.“
Als Lucas sich neben Mark niederließ, zog der Mann die Augenbrauen hoch.
„Hast du da gerade Jack gesagt?“, fragte Mark, eher amüsiert als neugierig. „Handelt es sich dabei etwa um Jack Christensen?“
„Ja. Du wusstest, dass er nicht mehr für das Auswärtige Amt arbeitet?“
„Heißt das, er arbeitet jetzt hier?“, fragte Mark mit einem Nicken in Richtung des Saales.
Lucas lächelte. „Ja. Er ist ein hochrangiger Dolmetscher. Er wird in fünf Minuten hier sein, um die Fragen zu seinem Fachbereich zu beantworten und ich nehme an, dann wirst du die Gelegenheit nutzen wollen, dich mit ihm zu unterhalten.“
„Na ja, immerhin hat er mir das Leben gerettet“, antwortete Mark ausdruckslos.
„Komisch“, kommentierte Lucas die Bemerkung. „Ich dachte, es wäre umgekehrt gewesen.“
„Also seid ihr zwei immer noch zusammen?“
Marks Direktheit überraschte Lucas ein bisschen. „Du redest wohl nicht gerne um den heißen Brei herum.“
Mark zuckte mit den Schultern. „In einer angespannten Lage sagt man am besten, was man meint. Wenn es dir unangenehm war, tut es mir leid.“
„War es nicht. Nicht wirklich. Mir war nur nicht klar, dass wir so leicht durchschaubar waren.“
Mark musterte ihn mit einem Seitenblick. „In meinem Beruf lernt man, jedes bisschen Information, die man in die Finger bekommt, in sich aufzunehmen und es zu seinem Vorteil zu nutzen.“
Lucas war nicht ganz sicher, was er von dieser Bemerkung halten sollte und stellte fest, dass er sprachlos war, was ziemlich selten vorkam.
Glücklicherweise kam in diesem Moment Jack herein, nickte Lucas zu und griff nach Marks Hand, um ihn in eine Umarmung zu ziehen.
Lucas sah zu, wie sich ein breites Lächeln auf das Gesicht des Sicherheitsmannes legte, und erwischte sich dabei, wie er den gutaussehenden Mann zur Kenntnis nahm, der hinter dem ernsten Äußeren zum Vorschein kam. Die Tatsache, dass ihn und Jack ganz offensichtlich eine enge Freundschaft verband, sorgte dafür, dass Lucas sich wie ein Eindringling vorkam. Doch da er wusste, dass kein Grund zur Eifersucht bestand, gönnte er den beiden Männern etwas Zeit für sich und ging zu dem Regisseur hinüber, der sich Notizen machte und zweifellos schon eifrig den Film plante.
„A LSO arbeitest du jetzt als Sicherheitsmann beim Film?“, erkundigte sich Jack.
Er und Mark hatten sich für den Abend in einer Bar unweit vom UN-Gebäude verabredet. Lucas war auch eingeladen, doch Jack wusste, dass er zu Hause bei Ann Elise bleiben wollen würde und war nicht überrascht, als sein Liebhaber die Einladung ablehnte.
„Ich wurde aus medizinischen Gründen aus dem Secret Service entlassen und irgendwie muss ich ja schließlich Geld verdienen“, antwortete Mark und nahm noch einen Schluck aus seiner Bierflasche. „Es ist gar nicht so schlecht. Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus Beratung, zum Beispiel wenn es darum geht, wer wofür eingestellt werden soll, oder daraus, den Drehort abzusichern. Und manchmal, wie bei diesem Film, soll ich einschätzen, ob die Darstellung eines Secret-Service-Agenten realistisch genug ist.“
„Oh, und wer genau spielt dich in diesem Film?“, fragte Jack leicht amüsiert.
„Sean Penn“, antwortete Mark ungerührt. „Es wird schon gehen. Er ist ein guter Schauspieler.“
Jack kicherte. „Er sieht dir nicht besonders ähnlich.“
„Na ja, das muss er ja auch nicht, er spielt ja nicht direkt mich. Außerdem – weißt du, wer deine Rolle spielen wird?“
Jetzt war Mark der Amüsierte und Jack war nicht sicher, ob es sich um ein gutes Zeichen handelte. Er trank einen Schluck Bier und schüttelte den Kopf.
„Nicole Kidman.“
Beide Männer mussten lachen. Es war natürlich albern, aber es fühlte sich einfach gut an, die Freundschaft wieder aufleben zu lassen, welche sich in den Wochen entwickelt hatte, die Jack nach Marks beinahe tödlicher Verletzung und Jacks beruflichem Selbstmord am Krankenbett seines Bodyguards verbracht hatte.
In dieser schlimmen Zeit hatte Jack festgestellt, dass wahre Freunde eine Seltenheit waren, denn viele Leute, die er während seiner Diplomatenlaufbahn kennengelernt hatte, kehrten ihm den Rücken. Also verbrachte er, aus
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