Dir darf ich nicht gehören
unangenehmer
Eigenschaften besitzen. Sie werden dieses Haus auf der Stelle verlassen,
während ich nirgendwohin gehen werde. Ich bin bereits zu Hause. Ich wünsche Ihnen
einen guten Tag.«
Er sah
sie mit diesen fast schwarzen, unergründlichen Augen an. »Ich werde mich hier
niederlassen, so
bald
Sie Zeit hatten, Ihre Habe zu packen und auszuziehen, Madam«, beharrte er. »Ich
würde Ihnen raten, es nicht zu lange hinauszuzögern. Sie wollen doch gewiss
nicht gezwungen sein, auch nur eine Nacht unter dem Dach eines alleinstehenden
Herrn zu verbringen, der - von anderen unangenehmen Lastern ganz zu
schweigen - ein Spieler und Opportunist ist.«
Und mit
diesem kalten, gefühllosen, halsstarrigen Mann war sie am vergangenen Abend um
den Maibaum getanzt und hatte es für die wunderbarste Erfahrung ihres Lebens
gehalten? Sie hatte ihn geküsst und geglaubt, die Erinnerung daran würde ihr
für den Rest ihres Lebens das Herz erwärmen!
»Ich werde
einfach nicht zulassen, dass Sie das tun«, gab sie zurück. »Wie konnten Sie es
wagen, mich gestern der öffentlichen Aufmerksamkeit preiszugeben, indem Sie auf
mich gewettet haben - auf meine Gänseblümchen! Wie konnten Sie es wagen,
mich zum Tanz um den Maibaum auf den Anger zu führen! Wie konnten Sie es wagen,
mich zu belästigen und zu küssen, als wäre ich eine gewöhnliche Milchmagd!«
Er
runzelte finster die Stirn, und sie erkannte befriedigt, dass sie ihn nun aus
der Fassung gebracht hatte. »Gestern?«, wütete er. »Gestern? Sie beschuldigen
mich, Sie belästigt zu haben, obwohl Sie von dem Moment an mit mir getändelt
haben, als Ihr Blick zum ersten Mal auf mich fiel?«
»Und
wie können Sie es wagen, die Unverfrorenheit zu besitzen, heute in mein Heim
und meine Privatsphäre einzudringen, Sie ... Sie Bond-Street-Stutzer!
Sie gewissenloser Lebemann! Sie gefühlloser, zügelloser Spieler!« Sie hatte die
Kontrolle über die Situation und über sich selbst verloren, aber es kümmerte
sie nicht. »Ich kenne Leute Ihrer Art, und ich werde nicht zulassen, dass Sie
meine Existenz leugnen. Gehen Sie!« Sie deutete zur Tür. »Gehen Sie zurück nach
London und zu Menschen Ihrer Art, wo Sie hingehören. Wir brauchen Sie hier
nicht.«
»Vielleicht,
Madam«, schlug er vor, »sollten wir diese Angelegenheit wie zivilisierte
Menschen besprechen, anstatt uns wie zwei schlecht erzogene Kinder zu zanken.
Ihre Anwesenheit hier hat mich überrascht. Es ist unverzeihlich von Bamber, Sie
nicht darüber informiert zu haben, dass ihm der Besitz nicht mehr gehört. Sie
hätten es als Erste erfahren müssen. Aber - verzeihen Sie - weiß er überhaupt, dass Sie hier leben? Ich meine ... nun, er hat nichts von Ihnen
erwähnt.«
Sie
betrachtete ihn verächtlich. Es gab nichts zu besprechen, weder zivilisiert
noch sonst wie. »Es ist mir einigermaßen gleichgültig, ob er es weiß oder nicht«,
sagte sie.
»Nun«,
erwiderte er, »er hätte sowohl Sie als auch mich informieren sollen, und das
werde ich ihm auch sagen, wenn ich ihn sehe. Es ist eine verflixt peinliche
Angelegenheit, dass ich Sie so überfallen habe, ohne irgendwie vorgewarnt zu
sein. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an, Madam. Ist er ein naher
Verwandter von Ihnen? Mögen Sie ihn?«
»Meine
Zuneigung wäre erbärmlich fehl am Platz, wenn dem so wäre«, konterte Viola. »Ein
Ehrenmann setzt beim Kartenspiel nichts ein, was ihm nicht gehört.«
Er trat
einen Schritt näher an sie heran. »Warum behaupten Sie, Pinewood gehöre Ihnen?
Sie sagten, es wurde Ihnen hinterlassen?«
»Als
der Earl of Bamber starb. Der Vater dieses Mannes.«
»Waren
Sie beim Verlesen des Testaments anwesend? Oder wurden Sie brieflich über das
Vermächtnis informiert ?«
»Ich
hatte das Versprechen des Earls.«
»Des
alten Earls?« Er runzelte die Stirn. »Er hat Ihnen versprochen, Ihnen Pinewood
zu hinterlassen? Aber Sie haben keinen Beweis dafür, dass er sein Versprechen
gehalten hat? Sie waren nicht dabei, als das Testament verlesen wurde?« Er
schüttelte langsam den Kopf. »Ich fürchte, Sie wurden zum Narren gehalten,
Madam.«
Ihre
verschränkten Hände fühlten sich feuchtkalt an. Ihr Herzschlag dröhnte in den
Ohren. »Ich war beim Verlesen des Testaments nicht dabei, aber ich vertraue dem
Wort des verstorbenen Earl of Bamber, Mylord. Er versprach mir, als ich vor
zwei Jahren hierher kam, dass er sein Testament ändern würde. Er lebte danach
noch über einen Monat. Er hätte seine Meinung niemals geändert oder die
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