Dir darf ich nicht gehören
Angelegenheit
hinausgezögert. Niemand, der mit dem derzeitigen Earl in Zusammenhang steht,
war hier oder hat sich auf irgendeine Weise mit mir in Verbindung gesetzt. Ist
das nicht Beweis genug, dass er sehr wohl wusste, dass dieser Besitz mir
gehört?«
»Warum
befindet sich das Dokument dann nicht in Ihrem Besitz? Warum haben mir sowohl
Bambers Anwalt als auch der meines Bruders versichert, dass der Besitz
tatsächlich ihm gehörte, bevor er ihn verwettet und an mich verloren hat?«
Violas
Magen verkrampfte sich. Aber sie wagte es nicht, dem Entsetzen nachzugeben.
»Ich habe niemals darüber nachgedacht«, sagte sie kurz angebunden. »Die
Besitzurkunde ist nur ein Stück Papier. Ich habe dem Wort des verstorbenen Earl
of Bamber vertraut. Und ich tue es noch. Pinewood gehört mir. Ich beabsichtige
nicht, die Angelegenheit weiter mit Ihnen zu diskutieren, Lord Ferdinand. Das
brauche ich nicht. Sie werden dieses Haus verlassen.«
Er sah
sie an und seine langen Finger vollführten auf dem Oberschenkel einen Trommelwirbel.
Er würde alles andere tun, als ruhig davonzugehen. Hatte sie das wirklich von
ihm erwartet? Sie hatte gestern auf den ersten Blick doch erkannt, dass er
gefährlich war. Er war es vermutlich gewohnt, alles auf seine Art zu tun. Und
er war der Bruder des Duke of Tresham. Der Duke war ein notorisch
rücksichtsloser Mann, dem niemand in die Quere zu kommen wagte.
»Es
gibt eine einfache Möglichkeit, die Angelegenheit zu regeln«, sagte er. »Wir
können eine Kopie des Testaments anfordern. Aber ich würde mir an Ihrer Stelle
keine allzu großen Hoffnungen machen, Madam. Wenn der alte Earl tatsächlich ein
solches Versprechen gegeben hat ...«
»Wenn? Wenn?«
V iola trat unbedacht einen Schritt vor, sodass sie ihm fast unmittelbar
gegenüberstand.
Er hob
eine Einhalt gebietende Hand. »Dann fürchte ich, dass er es nicht gehalten hat.
Daran kann kein Zweifel bestehen. Ich habe mich, bevor ich London verließ, um
hierher zu kommen, gründlich versichert, dass Pinewood in Bambers Besitz war.
Und jetzt gehört es mir.«
»Er
hatte kein Recht, das Haus zu verwerten«, schrie sie, »weil es ihm nicht
gehörte! Es gehört mir. Es wurde mir hinterlassen.«
»Ich
kann Ihre Aufregung verstehen«, erwiderte er. »Bamber hat verflixt
unverantwortlich gehandelt beide Bambers: der Vater, weil er ein Versprechen
gab, das er offenbar nicht gehalten hat, und der Sohn, weil er vergessen hat,
dass Sie hier sind. Hätte ich von Ihrer Existenz gewusst, hätte ich Ihnen eine
ausführliche Nachricht zukommen lassen, bevor ich persönlich hierher kam. Aber ich
wusste es nicht und daher bin ich hier, bestrebt, mich mit meinem neuen Besitz
vertraut zu machen. Ich fürchte, Sie werden wirklich gehen müssen. Es gibt
keine vernünftige Alternative, nicht wahr? Wir können nicht beide hier
leben. Aber ich gebe Ihnen eine Woche Zeit. Wird Ihnen das genügen? Ich werde
solange im Gasthaus in Trellick übernachten. Können Sie irgendwo unterkommen?
Könnten Sie nach Bamber Court gehen?«
Viola
verschränkte die Hände noch fester. Sie konnte spüren, wie sich ihre
Fingernägel in die Handfläche gruben. Ach habe keinerlei Absicht, irgendwo
hinzugehen«, erklärte sie. »Bis ich dieses Testament sehe und mir bewiesen
wird, dass ich nicht darin genannt werde, gehöre ich hierher. Das ist mein
Zuhause. Mein Heim.«
Er
seufzte, und sie erkannte, dass er ihr beunruhigend nahe war. Aber sie würde
keinen Schritt zurückweichen. Sie legte den Kopf zurück und sah ihm direkt in
die Augen - und in ihrer Erinnerung blitzte das Bild auf, wie sie noch am
vergangenen Abend viel enger zusammengestanden hatten. Konnte es tatsächlich
derselbe Mann sein?
Hüten
Sie sich vor einem großen, dunklen, gut aussehenden Fremden. Er kann Sie
vernichten.
»Wenn
Sie nirgendwo hingehen können«, sagte er in einem Tonfall, den sie als
freundlich empfunden hätte, wenn die Worte nicht so unmenschlich gewesen wären,
»schicke ich Sie mit meiner Kutsche nach London. Ich lasse Sie zu meiner
Schwester bringen, Lady Heyward. Nein, wenn ich es recht bedenke, ist Angie zu
konfus, um praktische Hilfe leisten zu können. Ich schicke Sie besser zu meiner
Schwägerin, der Duchess of Tresham. Sie wird Ihnen gerne Zuflucht gewähren, während
sie Ihnen hilft, eine passende und respektable Anstellung zu finden. Oder einen
Verwandten, der bereit ist, Sie aufzunehmen.«
Viola
lachte spöttisch auf. »Vielleicht könnte die Duchess of Tresham das für Sie
tun,
Weitere Kostenlose Bücher