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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Mylord«, schlug sie vor. »Ihnen eine respektable Anstellung suchen, meine
ich. Spieler haben immer leere Taschen, wie man hört. Und Spieler sind
ausnahmslos Gentlemen, die mit ihrem Leben nichts Bedeutenderes anfangen
können.«
    Er hob
erneut die Augenbrauen und sah sie einigermaßen überrascht an. »Sie haben
wirklich eine scharfe Zunge«, sagte er. »Wer sind Sie? Habe ich Sie schon
früher irgendwo gesehen? Vor gestern, meine ich.«
    Es war
durchaus möglich. Auch wenn das für niemanden sonst in der Umgebung von
Pinewood galt. Das war stets ein großer Teil des Charmes dieser Gegend gewesen.
Sie hatte nur vorhin im Untergeschoss leichte Beunruhigung empfunden -
was nun lächerlich schien -, als Mr. Jarvey den gut aussehenden Fremden
von gestern als Lord Ferdinand Dudley vorgestellt hatte, ein Mitglied des Ton, möglicherweise jemand, der den größten Teil seines Lebens in London
verbrachte, vielleicht schon seit mehreren Jahren dort lebte. Sie schätzte ihn
auf Ende zwanzig.
    »Ich
bin Viola Thornhill«, belehrte sie ihn. »Und ich habe Sie vor gestern noch nie
gesehen. Daran hätte ich mich erinnert.«
    Er
nickte, runzelte aber immer noch nachdenklich die Stirn. Er versuchte sich
offenbar daran zu erinnern, wo er sie schon früher gesehen haben konnte. Sie
hätte ihm einige Möglichkeiten nennen können, obwohl es der Wahrheit entsprach,
dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Nun«,
sagte er forsch und schüttelte den Kopf. Ach reite zurück nach Trellick, Miss
Thornhill. Miss ist doch richtig, nicht Missis?« Sie nickte bestätigend. »Für
sieben Übernachtungen. Allerdings muss ich um die Erlaubnis bitten, mich Ihnen
am Tage aufdrängen zu dürfen. Wenn Sie bei Ihrer Reiseplanung meine Hilfe
benötigen, dann fragen Sie freiheraus.«
    Er
schritt an ihr vorbei durch den Raum, ganz männliche Arroganz und Energie und
Kraft. Der Traum von gestern verwandelte sich in den Albtraum von heute. Sie
sah ihm hasserfüllt nach.
    »Lord
Ferdinand«, sagte sie, als sich seine Hand um den Türknauf schloss, »ich
glaube, Sie haben mir eben nicht zugehört. Bevor ich dieses Testament nicht
gesehen habe, gehe ich nirgendwohin. Ich werde hier in meinem eigenen Haus und
Zuhause bleiben. Ich werde mich weder Ihrem Gehabe noch Ihren Schikanen beugen.
Wären Sie ein Gentleman, würden Sie es gar nicht erst von mir verlangen.«
    Als er
sich umwandte, konnte sie erkennen, dass sie ihn erzürnt hatte. Seine Augen
wirkten sehr schwarz. Er runzelte die Stirn. Seine Nasenflügel bebten, was
seine Nase noch markanter, fast hakenförmig wirken ließ, und seine Lippen waren
zu einer grimmigen Linie zusammengepresst. Er wirkte insgesamt furchterregender
als noch einen Moment zuvor. Aber Viola sah ihn trotzig an.
    »Wenn
ich ein Gentleman wäre?«, fragte er so sanft, dass sie wider Willen
einen ahnungsvollen Schauder ihr Rückgrat hinablaufen spürte. »Wären Sie eine Lady, Madam, würden Sie mit Anstand akzeptieren, dass das, was geschehen ist,
nicht mein Fehler war. Ich bin nicht für das Versäumnis des verstorbenen Earls
verantwortlich, sein Versprechen Ihnen gegenüber zu halten, und auch nicht für
die Entscheidung seines Sohnes, einen Besitz anstatt Geld auf den Ausgang eines
Kartenspiels zu setzen. Es ist schlicht eine Tatsache, dass Pinewood Manor mir gehört. Eben war ich noch bereit, aus Rücksicht auf Ihre Empfindlichkeiten
und die Misslichkeit Ihrer Lage Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen. Das habe
ich nun nicht mehr vor. Ich werde sofort hier einziehen. Sie werden
heute Nacht im Boar's Head logieren. Aber als Gentleman, der ich bin,
werde ich Ihnen ein Dienstmädchen zur Verfügung stellen und mir die Rechnung
schicken lassen.«
    »Ich
werde hier schlafen, in meinem eigenen Haus, in meinem eigenen Bett«, belehrte
sie ihn und hielt seinem Blick stand.
    Die
Luft knisterte regelrecht beim Aufeinanderprall ihrer beider Willenskraft.
    Seine
Augen verengten sich. »Dann müssen Sie das Haus mit mir teilen«, erwiderte er. »Mit
jemandem, den Sie beschuldigt haben, kein Gentleman zu sein. Vielleicht bin
ich, abgesehen davon, dass ich ein zügelloser Spieler bin, auch von
ungezügeltem sexuellem Verlangen besessen. Vielleicht haben Sie gestern Abend
nur einen ganz schwachen Hinweis auf das bekommen, wozu ich fähig bin, wenn
meine Leidenschaft geweckt ist. Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Person und Ihren
Ruf einem solchen Risiko aussetzen wollen?«
    Sie
hätte vielleicht gelacht, wenn sie nicht so aufgebracht gewesen

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