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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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heiter
war, wie er sich gab.
    Viola
nahm eine Gabel voll Ei.
    »Die
Küche lässt sich Zeit«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Ich werde mit Jarvey
reden müssen.«
    Wie
konnte er es wagen! Der alte Earl of Bamber hatte Jarvey speziell zu ihren
Diensten eingestellt. Aber es gehörte nicht zu ihrem Plan, jetzt schon mit
diesem Mann zu streiten.
    »Kommt
Ihnen die Wartezeit lang vor?« Sie sah ihn freundlich überrascht an. »Das tut
mir Leid. Die Küche liegt sehr ungünstig und die Treppen sind steil. Mr. Jarvey
ist nicht mehr der Jüngste und hat manchmal Probleme mit den Beinen. Der Koch
ist auch ein wenig langsam - und zerstreut. Aber auf dem Land sind gute Dienstboten
nicht leicht zu bekommen, wissen Sie, und man tut gut daran, am Gewohnten
festzuhalten, auch wenn es mit städtischen Maßstäben nicht mithalten kann.«
    Die Tür
öffnete sich, während sie sprach, und der Butler erschien mit einem unbedeckten
Teller in einer und einem großen Krug Ale in der anderen Hand. Viola sah beides
bewundernd an. Wie hatte Mrs Walsh es geschafft, das Essen auf dem Teller so
hoch aufzuhäufen, ohne dass alles hinabglitt? Und wo hatte sie einen so
gewaltigen und scheußlichen Krug gefunden? Als Mr. Jarvey den Teller auf den
Tisch stellte, konnte sie Eier, Wurst, weiße Bohnen und Speck sowie
Toastscheiben sehen, die auf dem Tellerrand schwankten. Aber die Krönung war
ein großes, dickes Beefsteak, das offenbar kurz auf beiden Seiten ins Feuer
gelegt und dann auf den Teller geknallt worden war. Es schwamm in rotem Saft.
    Sie
wandte den Blick Lord Ferdinand zu, der einen Moment etwas erstaunt schien.
    »Ich
war mir sicher, dass Sie nach einem energischen Ritt ein herzhaftes
Landfrühstück genießen würden, Mylord«, sagte sie - und erinnerte sich zu
spät daran, dass er annahm, sie hätte ihn aufgrund der Landluft noch immer fest
schlafend im Bett vermutet.
    »Ja, in
der Tat.« Er rieb sich freudig die Hände.
    War es
möglich, dass ihm ein solches Frühstück wirklich appetitlich erschien? Sie
wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass er es probieren würde. Aber da war
noch eine Kleinigkeit, die unverzüglich erledigt werden musste.
    »Mr.
Jarvey«, wies sie den Butler an, »würden Sie bitte den Kamin anfachen? Seine
Lordschaft friert.«
    Der
Butler begab sich behände an seine Aufgabe und Lord Ferdinand sah ihm dabei zu.
Viola hoffte, er würde nicht bemerken, dass Mr. Jarveys Knie in keiner Weise
hinfällig waren. Und dann beobachtete sie unbemerkt, wie er mit seiner Gabel
eine Bohne aufspießte und sie in den Mund steckte. Sie hätte vor Schadenfreude
lachen können, als er Messer und Gabel geräuschvoll ablegte.
    »Das
Essen ist kalt«, sagte er erstaunt.
    »Oh, du
liebe Zeit!« Sie sah ihn entschuldigend und besorgt an. »Ich bin so daran
gewöhnt, dass ich nicht daran gedacht habe, Sie vorzuwarnen. Ich nehme an, dass
der Koch Ihr Essen schon vor einer Weile zubereitet und vergessen hat, es im
Ofen warm zu halten. War es so, Mr. Jarvey? Vielleicht lassen Sie es aufwärmen
und zurückbringen, wenn es fertig ist. Würden Sie noch ungefähr eine halbe
Stunde warten, Mylord?«
    Das
Feuer im Kamin erwachte knisternd zum Leben, der Butler richtete sich auf und
trat einen Schritt vor.
    »Nein,
nein.« Lord Ferdinand hob abwehrend eine Hand. »Schon gut. Ich brauche wirklich
kein solch üppiges Frühstück. Der Toast genügt mir vollkommen. Glücklicherweise
schmeckt Toast selbst in kaltem Zustand. Und normalerweise würde ich dem Ale
Kaffee vorziehen - vielleicht denken Sie morgen daran, Jarvey?« Er nahm
eine Scheibe Toast und biss hinein. Lautes Knirschen war zu hören, woraus Viola
schloss, dass der Toast eiskalt und hart genug war, um in tausend Stücke zu
zerspringen, wenn er ihn fallen ließe.
    Viola
schaute zum Kamin, hob die Serviette an die Nase und beherrschte sich, bis Lord
Ferdinand zu husten begann.
    »Oh, du
liebe Güte!«, sagte sie dann. Der Kamin stieß Rauch aus. »Bestimmt ist wieder
ein Vogelnest im Kamin. Das geschieht ständig. Und es dauert stets Tage, bis
ein Kaminkehrer ihn reinigen kann.« Sie hustete in ihre Serviette und spürte,
wie ihre Augen zu brennen begannen. »Es gibt im Dorf keinen Kaminkehrer, wissen
Sie, und die nächste Stadt ist acht Meilen entfernt.«
    »Bleibt
nur zu hoffen«, sagte Lord Ferdinand, während er aufsprang und durch den Raum
eilte, um beide Fenster weit zu öffnen, »dass das Nest leer ist. Vermutlich
können wir sonst gebratenen Vogel zum Abendessen

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