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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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genießen.«
    Etwas
an seinem Tonfall ließ Viola aufhorchen. Er hatte es erkannt. Er hatte
begriffen. Aber er würde nicht in Wut geraten, wie sie gehofft hatte. Er würde
mitspielen, vielleicht weil er glaubte, dass gute Laune sie weitaus mehr
verärgern würde als eine finstere Miene und Gebrüll. Damit hatte er natürlich
vollkommen Recht. Aber das war unwichtig. Zumindest würde er jetzt begreifen,
was ihm bevorstand - er allein mit höchstens einer Hand voll Dienstboten
gegenüber einem Haus voller Leute, die darauf erpicht waren, ihm das Leben so
unangenehm wie irgend möglich zu machen. Sie fragte sich, wie ihm sein Kissen
letzte Nacht gefallen hatte.
    Sie
erschauderte wider Willen, als ein frischer Wind von draußen die Ecken ihrer
Serviette flattern ließ und sie wie ein eisiger Umhang umhüllte. »Manchmal
glaube ich, dass die wenigen Vorteile des Landlebens von den Nachteilen bei
weitem aufgewogen werden. Sie können gehen, danke, Mr. Jarvey. Wir müssen
einfach hoffen, dass der Tag ausreichend warm wird, um auch ohne Feuer nur
mäßig unbehaglich zu leben.«
    Der Butler ging zur Tür.
    »Gehen
Sie noch nicht, Jarvey«, wies Lord Ferdinand, der nahe am Fenster blieb, ihn
an. »Suchen Sie mir einen Stallburschen oder Gärtner, ja? jemanden, der
schwindelfrei ist. Nach Möglichkeit jemanden, der den Dachfirst und die
Schornsteine kennt. Bestimmt gibt es da jemanden. Tatsächlich könnte ich darauf
wetten. Ich werde mit ihm dort hinaufsteigen, wenn ich mein Ale ausgetrunken
habe, und sehen, ob wir die armen, heimatlosen Vögel retten können. Wenn es
nicht schon zu spät für sie ist, was für ihr Nest zweifellos gilt.«
    Violas
Augen wurden feucht und brannten ganz abscheulich. Er wäre ein würdiger Feind,
erkannte sie mit sinkendem Mut. Nun, es blieb abzuwarten, wer den Endsieg
davontragen würde. Er war absolut in der Minderheit. Und sie selbst war auch
kein unbedeutender Gegner. Sie hatte immerhin weitaus mehr zu verlieren als er -
ein Gedanke, der bewirkte, dass ihr das Frühstücksei recht unangenehm im Magen
lag.
    »Sie
werden herabstürzen und sich umbringen«, prophezeite sie, bevor sie sich einem
ausgedehnten Hustenanfall in ihre Serviette hingab. Was, um alles in der Welt,
hatte Ell in den Kamin gestopft? Und warum sollte es sie kümmern, wenn Lord
Ferdinand zu Schaden kam?
    »Sie
brauchen sich nicht um meine Sicherheit zu sorgen, Madam«, erwiderte er, als
der Butler den Raum verließ. »Eine meiner bemerkenswerteren Eskapaden, auch
wenn sie zugegebenermaßen in wilden Jugendtagen stattgefunden hat, erfolgte
aufgrund der Wette, dass ich die London Street nicht von einem Ende zum anderen
bewältigen könnte, ohne den Boden zu berühren. Die Herausforderung wurde
dadurch noch interessanter, dass es eine nasse, windige, mondlose Nacht war und
die Zeit auf nur eine Stunde begrenzt war. Ich habe es in dreiundvierzig
Minuten geschafft.«
    »Vermutlich
sind Sie auf einem Pferd geritten«, sagte sie schärfer als beabsichtigt.
    »Und
habe dreiundvierzig Minuten gebraucht?« Er lachte in sich hinein. »Leider
hatten meine Wettgegner bereits an diese Möglichkeit gedacht. Kein anderes
Transportmittel als meine Füße war erlaubt. Ich habe die Aufgabe über die
Dachfirste bewältigt.«
    »Damit
haben Sie meine aufrichtige Bewunderung errungen, Mylord«, sagte sie, erhob
sich und machte sich nicht die Mühe, ihre Verachtung zu verbergen.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte er.
    Sie hob
die Augenbrauen und blickte durch den sich allmählich zerstreuenden Rauch kühl
zu ihm herüber. »Was ich tue, geht Sie nichts an, Mylord«, erwiderte sie -
und wünschte dann, sie hätte andere Worte gewählt. Sein Blick streifte über
ihren Körper, und dieser Blick entledigte sie ihrer Kleidung - oder
zumindest schien es so. Sie biss die Zähne zusammen und starrte ihn finster an.
    »Vielleicht
möchten Sie, nachdem ich mich um den Schornstein gekümmert habe, einen
Spaziergang mit mir machen, Miss Thornhill«, schlug er vor.
    »Um
Ihnen den Park zu zeigen?«, fragte sie ungläubig. »Das ist mein privater
Bereich. Er wird nur bevorzugten Besuchern gezeigt.«
    »Zu
denen ich nicht gehöre.«
    »Richtig.«
    »Aber
ich bin kein Besucher, nicht wahr?«, fragte er mit dieser sanften Stimme, die
sie, trotz aller Entschlossenheit, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen,
beharrlich umgarnte.
    »Wenn
Sie sich im Park zurechtfinden wollen, bitten Sie jemand anderen darum, dass er
Ihnen gezeigt wird«, sagte sie und wandte sich zur

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