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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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hatte. »Diese Kinder kennen
Cricket nicht einmal«, widersprach sie.
    Er
wandte ihr den Blick zu. »Daher auch Spieleunterricht«, sagte er. »Sie werden
es lernen.«
    »Wir
haben nicht die nötige Ausrüstung«, sagte sie.
    »Paxton
besitzt Schlaghölzer, Bälle und Dreistäbe«, sagte Lord Ferdinand. »Die
anscheinend schon lange Staub ansetzen. Er holt sie gerade.«
    »Und
was werden wir tun, während die jungen Cricket spielen?«, fragte eines der
Mädchen wehleidig.
    »Was?«
Lord Ferdinand grinste sie an. »Können Mädchen etwa kein Schlagholz halten,
einen Ball werfen, fangen oder laufen? Das hat meiner Schwester niemals jemand
zu sagen gewagt, was wahrscheinlich auch gut war. Derjenige hätte sonst
zweifellos mit einem blauen Auge und gebrochener Nase geendet.«
    Eine
Minute später liefen die Kinder in Zweierreihe die Treppe hinab und nach
draußen, Lord Ferdinand an der Spitze, der Lehrer hinterdrein. Viola folgte
ihnen langsam. Sogar die Kinder schlugen sich auf seine Seite.
    »Seine
Lordschaft war heute Morgen unten in der Küche, Madam«, sagte Mr. Jarvey von
der Rückseite der Eingangshalle her. »Er hat Mrs Walsh beschwatzt, einen Schub
süße Kekse zu backen. Sie sollen den Kindern mit Kakao serviert werden, bevor
sie nach Hause gehen.«
    »Beschwatzt?«
    »Er lächelte
und sagte bitte«, erklärte der Butler mürrisch.
    So
stellte er das also an! Er war wohl erst zufrieden, wenn ihn auch sämtliche
Dienstboten verehrten und bewunderten.
    »Er ist
ein gefährlicher Gentleman, Miss Thornhill«, fügte der Butler hinzu. »Das habe
ich von Anfang an gesagt.«
    »Danke,
Mr. Jarvey.« Viola trat zur Eingangstür, die offen stand. Die Kinder waren
bereits unten auf der Wiese jenseits des Buchsbaumgartens angelangt. Es
herrschte viel Lärm und Tumult, aber dann wurde aus dem Chaos Ordnung
geschaffen, ohne dass Mr. Roberts mit lautem Lehrergebrüll einschreiten musste.
Lord Ferdinand Dudley versammelte alle Kinder um sich. Er erklärte etwas und
gestikulierte mit beiden Armen. Und alle hörten zu.
    Sie
hätte sich denken können, dass er gut mit Kindern umgehen konnte, dachte Viola
verbittert. Er konnte immerhin auch mit allen anderen umgehen. Sie trat wie von
einem Magnet angezogen nach draußen.
    Als sie
die Stufen zum Buchsbaumgarten hinabgestiegen war und die verschlungenen
Kieswege zu der niedrigen Hecke entlangging, die den Garten von der Wiese
trennte, waren die Kinder schon in Gruppen eingeteilt worden. Mr. Roberts warf
einer weit verstreuten Gruppe den Ball zu, die üben sollte, ihn zu fangen und
so schnell und präzise wie möglich zurückzuwerfen. Mr. Paxton - der
Verräter! - führte eine Gruppe bei Schlagübungen an, und Lord Ferdinand
Dudley zeigte einer weiteren Gruppe, wie man warf.
    Viola
beobachtete, wie er zu den nächstgelegenen Dreistäben sprang, den Ball mit
einer fließenden Oberarmbewegung warf und die weiter entfernten Dreistäbe jedes
Mal traf. Er hatte sich wieder bis auf Hemd, Kniehose und Stiefel ausgezogen,
wie ihr nicht unbemerkt bleiben konnte - er trug dieselbe enge, schwarze
Lederhose, die er getragen hatte, als sie ihn in Trellick zum ersten Mal
gesehen hatte. Er unterrichtete geduldig und gutmütig, obwohl keines der Kinder
auch nur das geringste Anzeichen von Talent zeigte. Dann erblickte er sie.
    »Ah,
Miss Thornhill!« Er kam auf sie zu, die rechte Hand ausgestreckt. »Gestatten Sie
mir, Ihnen über die Hecke zu helfen. Sind Sie gekommen, um sich uns
anzuschließen? Wir brauchen noch einen Erwachsenen. Wie würde es Ihnen
gefallen, den Platz des Lehrers einzunehmen, während er die Schläger einweist
und Paxton das Feld vorbereitet?«
    Viola
hatte sehr wenig Erfahrung mit körperlicher Ertüchtigung. Aber sie war von der
Fröhlichkeit der Szene eingenommen. Sie legte ihre Hand in seine und trat mit
heiterem Lächeln über die Hecke hinweg, bevor sie überhaupt daran denken
konnte, anders zu reagieren. Kurz darauf warf sie, den Arm unter Schulterhöhe,
einen Ball, im Stillen beklagend, dass sie ihn nicht annähernd so weit werfen
konnte wie Mr. Roberts. Aber sie genoss die frische Luft und die Bewegung.
    »Sie
werden erfolgreicher sein, wenn Sie mit dem Arm über Schulterhöhe werfen«,
sagte eine Stimme unmittelbar hinter ihr.
    »Aber
ich konnte noch nie auf diese Art werfen.« Um ihre Behauptung zu beweisen,
beugte sie den Arm am Ellenbogen und warf den Ball mit aller Macht. Er schoss
in einem Abwärtswinkel voran und landete vielleicht zwölf Fuß

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