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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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offenbaren. Er genoss sowohl das Buch als auch sein Publikum, sagte
seine Haltung - und sein Publikum genoss ihn. Ein Blick durch den
Raum bestätigte es ihr.
    Wie sie
ihn hasste!
    Er
blieb, nachdem er eine halbe Stunde vorgelesen hatte, um das Buch mit den Damen
zu diskutieren, Tee mit ihnen zu trinken und ihre Arbeiten zu betrachten und zu
bewundern. Als sich der Handarbeitskreis bis zur nächsten Woche zerstreute, fraßen
ihm alle außer den wenigen Willensstarken wahrhaft aus der Hand. Er begleitete
Viola sogar auf die Terrasse hinaus, um sie alle zu verabschieden. Der Regen
hatte aufgehört, aber Wolken ragten noch immer grau und trostlos über ihnen
auf.
    Viola
hätte weinen können und hätte es vielleicht auch getan, aber sie wollte ihm
nicht die Befriedigung darüber gönnen, dass er sie - wieder einmal -
übervorteilt hatte.
    »Welch
reizende Damen!«, sagte er und wandte sich ihr zu, als sie auf der Terrasse
allein waren. »Ich muss mich darum kümmern, dass das Treffen jede Woche hier
stattfinden kann.«
    »Ich
ebenso.« Viola wandte sich abrupt ab, eilte ins Haus zurück und ließ ihn auf
der Terrasse stehen.

Kapitel 9
    Ferdinand hätte die
folgende Woche genossen, wenn Viola Thornhill nicht gewesen wäre. Er hatte
nicht erwartet, dass er sich auf Pinewood so heimisch fühlen würde. Er hatte
nach Abschluss der Universität eine Laufbahn in unterschiedlichen Bereichen
erwogen - in der Armee, in der Kirche, im diplomatischen Dienst -,
aber nichts hatte ihm zugesagt. Und das Resultat des Nichtstuns waren
unvermeidlich Langeweile und Verwicklung in alle Arten verwegener Eskapaden
sowie ein allgemeines Gefühl der Nutzlosigkeit gewesen. Er hatte das nicht
einmal erkannt, bevor er nach Pinewood kam und entdeckte, dass ihm das Leben
eines ländlichen Grundbesitzers wie ein Handschuh passte.
    Aber da
war Viola Thornhill. Er mied beharrlich jede weitere Begegnung wie jene in der
Nacht, als er die Urne zerbrach. Und noch entschiedener mied er jeden Gedanken
an den Ehestand. Das wäre eine Lösung, die einen zu hohen Preis verlangte. Und
so bewohnten sie Pinewood weiterhin gemeinsam.
    Er
begann, die Besuche seiner Nachbarn zu erwidern. Er machte sie sich weiterhin
zu Freunden und wollte sich nicht eingestehen, dass er enttäuscht darüber war,
wie leicht das in den meisten Fällen war. Sie hätten Miss Thornhill stärker die
Treue halten sollen. Die langweiligen, wichtigtuerischen Claypoles verabscheute
er von Herzen und glaubte, dass er sie unter allen Umständen verabscheut hätte.
Aber ihre steife, kalte Höflichkeit verlangte ihm zumindest Respekt ab.
Claypole sah sich als Miss Thornhills Verehrer, Miss Claypole war ihre Freundin
und Mrs Claypole liebte ihre Kinder abgöttisch. Für sie alle war Lord Ferdinand
einfach der Feind.
    Er
begann, sich mit der Arbeitsweise auf dem Gut vertraut zu machen. Er wusste
wenig darüber und besaß keinerlei Erfahrung, da er noch niemals Grundbesitzer
gewesen war. Aber er war entschlossen, lieber zu lernen, als alles einem
Verwalter zu überlassen. Außerdem könnte er seinen Verwalter bald verlieren.
Paxton war Miss Thornhills treuer Angestellter. Er hatte das deutlich klar
gemacht, als Ferdinand ihn eines Morgens in seinem Arbeitszimmer über den
Ställen aufsuchte, das Geschäftsbuch unterm Arm.
    »Die
Bücher sind sehr gut geführt«, sagte Ferdinand, nachdem der Verwalter und er
sich begrüßt hatten.
    »Sie
führt sie selbst«, erwiderte William Paxton kurz angebunden.
    Ferdinand
war überrascht, obwohl er hätte vermuten können, dass die zierliche, saubere
Handschrift die einer Frau war. Es war jedoch keine erfreuliche Überraschung,
zu erfahren, dass sie an der Leitung des Gutes unmittelbar beteiligt war. Und
es sollte noch schlimmer kommen.
    »Sie
haben bemerkenswert gute Arbeit geleistet«, sagte er. »Ich habe bemerkt, wie
sehr sich während der letzten zwei Jahre alles zum Besseren gewendet hat.«
    »Sie hat
gute Arbeit geleistet«, erwiderte der Verwalter, und seine Stimme zitterte vor
Gemütserregung. »Sie hat
das Wunder vollbracht. Sie sagt mir, was zu tun ist, und ich tue es. Sie fragt
mich häufig um Rat und nimmt ihn gewöhnlich an, wenn ich Rat weiß, aber sie
braucht ihn nicht. Sie hätte das alles auch ohne mich schaffen können. Sie
trägt einen ebenso klugen Kopf auf den Schultern wie ein Mann. Wenn sie von
hier fortgeht, gehe ich auch, das sage ich Ihnen gleich. Ich werde nicht
bleiben und zusehen, wie das Gut wieder verfällt.«
    »Aber
warum

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