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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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hohe Schulden hatte. Aber er wollte neue Cottages für die
Farmarbeiter bauen, wie Mr. Paxton berichtete - mit seinem eigenen Geld.
Und er wollte die Hälfte der Kosten für das neue Dach der Schule übernehmen.
    Er
konnte weder durch törichte Streiche noch durch Langeweile vertrieben werden.
Sie vermutete, dass er die meisten ihrer Nachbarn wirklich mochte. Und es war
offensichtlich, dass er ihre Freundschaft errang. Unter anderen Umständen,
dachte sie widerwillig, könnte sie ihn vielleicht sogar selbst mögen. Er schien
gefällig. Und er hatte Sinn für Humor.
    Er war
natürlich ein Faulpelz und Hohlkopf. Sie klammerte sich nun an diese
Vorstellung. Aber sie musste auch diese Vorstellung aufgeben, noch bevor die
Woche vergangen war.
    Der
Lehrer hatte die Kinder am angegebenen Morgen in ordentlicher Zweierreihe vom
Dorf nach Pinewood marschieren lassen und im Salon waren Klassen eingerichtet
worden. Viola half aus, wie sie es häufig tat, indem sie einige der jüngeren
Kinder beaufsichtigte, während sie ihre Schreibfertigkeit übten. Als eine
Geschichtsstunde begann, die alle Kinder einbezog, ging sie in die Bibliothek
hinab, um nachzusehen, ob Post gekommen war.
    Aber
die Bibliothek war besetzt. Lord Ferdinand saß auf einer Seite des
Schreibtischs und einer der älteren jungen auf der anderen.
    »Verzeihung«,
sagte sie überrascht.
    »Schon
gut.« Lord Ferdinand erhob sich und sah sie an - mit dem strahlenden
Lächeln, das auf ihre Verdauung und ihren Schlaf allmählich verheerende Wirkung
hatte. »Jamie kommt zu spät zur Geschichtsstunde. Lauf jetzt, mein junge.«
    Er
eilte an Viola vorbei und beugte währenddessen respektvoll den Kopf.
    »Warum
war er hier?«, fragte sie.
    »Um ein
wenig Latein zu lernen«, erklärte Lord Ferdinand. »Man könnte denken, das wäre
für den Sohn eines Gutspächters, der eines Tages den Platz seines Vaters
einnehmen soll, nicht nötig. Aber das Begehren des Intellekts ist davon
unabhängig.«
    »Latein?«
Sie wusste
von Jamies Aufgewecktheit und schulischem Ehrgeiz, für die sein Vater weder
Sympathie noch Geld hatte. »Aber wer kann ihn das lehren?«
    Lord
Ferdinand zuckte die Achseln. »Meine Wenigkeit, fürchte ich. Ein peinliches
Eingeständnis, nicht wahr? Es war in Oxford meine Spezialität, müssen Sie
wissen. Latein und Griechisch. Mein Vater hätte sich für mich geschämt, wenn er
noch gelebt hätte.«
    Gentlemen
gingen fast selbstverständlich nach Oxford oder Cambridge, wenn sie nicht
stattdessen zur Armee gingen. Aber sie gingen normalerweise dorthin, um in
Gesellschaft ihresgleichen zu zechen - zumindest hatte sie das gehört.
    »Vermutlich
haben Sie es gut gemacht«, sagte sie schärfer als beabsichtigt.
    »In
beiden Fächern als Primus.« Er grinste verlegen.
    Als
Primus. In Latein und Griechisch.
    »Mein
Gehirn ist so voller trockener Materie, dass Sie den Staub aus Ohren und Nase
dringen sehen können, wenn Sie an meinen Schädel klopfen.«
    »Und
warum haben Sie Ihre Zeit dann damit verschwendet, nachts über nasse Dächer zu
klettern und zu spielen?«
    »Um mir
die Hörner abzustoßen?« Er sah ihr lächelnd in die Augen.
    Es passte
ihr nicht, dass er intelligent, lernbegierig, reich, großzügig, gutmütig und
gewissenhaft war. Sie wollte, dass er ein ungezähmter, mittelloser, haltloser
Höllenbewohner war. Sie wollte ihn verachten können. Es war schon schlimm
genug, dass er gut aussah und Charme besaß.
    »Es tut
mir Leid«, sagte er sanftmütig.
    Sie
wandte sich ohne ein weiteres Wort um, verließ die Bibliothek und ging in den
Salon zurück, um etwas über Oliver Cromwell, die Rundköpfe und das Interregnum
zu hören. Nach dem Geschichtsunterricht folgte Musik. Normalerweise half sie
auch dabei.
    Aber
die Salontür öffnete sich genau in dem Moment, als sich die Geschichtsstunde
dem Ende zuneigte, und der Lehrer klatschte um Aufmerksamkeit heischend in die
Hände. Viola wandte den Kopf und sah Lord Ferdinand im Eingang stehen.
    »Wir
werden die übliche Musikstunde ausfallen lassen«, sagte der Lehrer. Er runzelte
grimmig die Stirn, als jemand unklug genug war zu applaudieren. »Nur heute,
Felix Winwood. Lord Ferdinand hat vorgeschlagen, dass wir stattdessen
Spieleunterricht einlegen sollten, da wir die Wiesen Pinewoods zur Verfügung
haben und es ein sonniger Tag ist.«
    »Wir
veranstalten draußen ein Cricketspiel«, fügte Lord Ferdinand Dudley hinzu. »Ist
jemand daran interessiert?«
    Es war
die dämlichste Frage, die Viola jemals gehört

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