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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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dich verstrickt?«
    »In gar
keine Verwicklungen«, versicherte Ferdinand ihm fest, »außer dass es mir nicht
in den Sinn gekommen ist, als Bamber den Besitz an mich verlor, dass hier
vielleicht bereits jemand wohnen könnte.«
    Er trat
beiseite und wollte die beiden einander vorstellen, als er bemerkte, dass
Tresham Viola Thornhill bereits quer durch die Eingangshalle betrachtete und
sogar sein Monokel ans Auge hob, um sie noch genauer sehen zu können.
    »Miss
Thornhill«, sagte Ferdinand, »gestatten Sie mir, Ihnen meinen Bruder, den Duke
of Tresham, vorzustellen.«
    Ihr
Gesicht war eine ausdruckslose Maske, während sie vage einen Hofknicks
andeutete. »Ihre Gnaden«, murmelte sie.
    »Dies
ist Miss Viola Thornhill«, sagte Ferdinand.
    »Ah!«
Treshams Stimme klang ein wenig hochmütig. Er neigte den Kopf, verbeugte sich
aber nicht. »Ihr Diener, Madam.«
    Da!,
dachte Ferdinand ungehalten. Hätte er sich nur am ersten Morgen ebenso
verhalten können, wäre die Angelegenheit innerhalb einer Stunde ausgestanden
gewesen. Aber gleichzeitig war er ärgerlich. Dies war sein Haus und sein Problem. Es war durchaus nicht nötig, dass Tresham hierher kam, um die arme
Frau mit einem einzigen Blick in Eis zu hüllen.
    Sie
deutete ein Lächeln an, wie Ferdinand bemerkte, bevor er in die Bresche springen
und eine höflichere Atmosphäre schaffen konnte. Aber es war ein seltsam
frostiges Lächeln, das sie völlig verändert wirken ließ.
    »Bitte
entschuldigen Sie mich«, sagte sie. Sie entschwand mit geradem Rückgrat und
erhobenem Kinn die Treppe hinauf, ohne sich etwas zu vergeben.
    Tresham
sah ihr mit verengten Augen nach.
    »Du
liebe Zeit, Ferdinand«, murrte er, »in was bin ich hier hineingeraten?«
    Viola ging
schnurstracks in ihr Zimmer und klingelte nach Hannah. Sie stellte sich ans
Fenster, während sie wartete, und blickte den Weg entlang, den sie noch vor
wenigen Minuten beschritten hatte.
    Sie
fror bis ins Innerste.
    Sobald
sie erfahren hatte, wer Lord Ferdinand Dudley war, hatte sie gedacht, dass er
seinem Bruder ähnelte. Sie war dem Duke of Tresham einmal auf einer
Abendgesellschaft begegnet - vor vier oder fünf Jahren. Beide Brüder
waren groß, dunkel, schlank und langbeinig. Aber da endete die Ähnlichkeit
auch, wie sie nun erkannte, wo sie die beiden nebeneinander gesehen hatte. Lord
Ferdinand sah gut aus und seine Haltung war offen, gutmütig. Für den Duke galt
nichts von alledem. Seine Miene war hart, kalt und arrogant. Es war leicht
verständlich, warum jedermann ihn fürchtete.
    Genau
dort, dachte sie, den Blick auf den fernen Hügel gerichtet, hatte Ferdinand sie
gehalten, ihre Hand geküsst und sie beinahe gebeten, ihn zu heiraten. Sie hatte
ihm nicht gestattet, mehr als ihren Namen auszusprechen, aber sie war davon
überzeugt, dass er genau das hatte tun wollen, so vermessen dieser Gedanke auch
sein mochte. Sie war einen Moment stark versucht gewesen. Es hatte ihrer
gesamten Willenskraft bedurft, ihm ihre Hand zu entziehen und den Moment
ungenutzt verstreichen zu lassen.
    Er
kann Sie vernichten - wenn Sie sein Herz nicht zuerst erobern.
    Sie
hatte sich nicht dazu überwinden können.
    Und
dort, genau dort, dachte sie und senkte den Blick etwas, war sie kreischend vor
Lachen in seine Arme gelaufen und hatte ihn mit all der Leidenschaft geküsst, die
sie noch wenige Minuten zuvor unbarmherzig geleugnet hatte. Der Moment war
genauso magisch gewesen wie der Wurfwettbewerb beim Fest, der Tanz um den
Maibaum und der Kuss hinter der Eiche. Eine weitere kurze Erinnerung, die sie
zum Trost für die Zukunft bewahren könnte. Nur dass dieser Trost mit Schmerz
vermischt war.
    Es wäre
leicht gewesen, sein Herz zu umgarnen. Und noch leichter, ihres zu verlieren.
    Die Tür
öffnete sich hinter ihr.
    »Hannah«,
sagte sie, »der Duke of Tresham ist gerade aus London angekommen.«
    »Ja,
Miss Vi.« Hannah klang überhaupt nicht überrascht.
    »Er hat
mich erkannt.«
    »Tatsächlich,
meine Liebe?«
    Viola
atmete langsam und tief ein. »Du kannst ebenso gut meine Sachen packen«, sagte
sie. »Ja wirklich, das könntest du ebenso gut tun, Hannah.«
    »Wohin
gehen wir?«, fragte ihr Dienstmädchen.
    Erneut
langsames Einatmen. Aber ihre Stimme zitterte dennoch, als sie antwortete: »Ich
weiß es nicht, Hannah. Ich werde darüber nachdenken müssen.«
    »Komm
mit in die Bibliothek«, sagte Ferdinand und ging voraus. Es machte ihn ein
wenig verlegen, bei der Rückkehr von einem Spaziergang mit Viola Thornhill
überrascht

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