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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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liegenden Wiesen und Bäume. Über den Baumwipfeln konnte er gerade
eben den Kirchturm von Trellick sehen.
    Er
wollte nicht gehen.
    Aber
seine Taschen waren gepackt und er trug seine Reitkleidung. Bentley hatte ihn
gerade rasiert. Während er frühstückte - obwohl er überhaupt keinen
Hunger hatte -, würde seine Kutsche beladen und von Bentley nach London
gebracht werden. Sein Stallbursche würde sie auf Ferdinands Pferd begleiten. Er
selbst würde seine Karriole nehmen.
    Er
hätte vielleicht eher gehen sollen. Sie würde ihn wahrscheinlich nicht
wiedersehen wollen, und es wäre vermutlich gut, wenn er auch sie nicht mehr
sähe. Aber er schuldete es ihr, ihr das Dokument des Anwesens zu übergeben, wie
auch den Brief, den er geschrieben hatte, in dem er der Welt für den Fall, dass
er innerhalb der nächsten Tage eines plötzlichen Todes sterben sollte, versicherte,
dass Pinewood Manor ihr gehörte. Und er wollte ihr noch erklären, dass er es
ihr auch ohne die letzte Nacht überlassen hätte und dennoch gegangen wäre, um
sie niemals wieder zu belästigen.
    Er
wollte nicht gehen.
    Der
Gedanke schmerzte ihn, sie nur noch ein Mal zu sehen. Das lag nur daran, dass
sie seine erste Bettgefährtin gewesen war, versuchte er sich einzureden, und
dass er sich nicht vorstellen konnte, es nach ihr mit einer anderen zu tun.
Aber er war sich nicht sicher, ob das den Tatsachen entsprach.
    Er trat
entschlossen vom Fenster fort und ging zum Frühstück nach unten. Es war zwar
noch früh, aber sie war ebenfalls eine Frühaufsteherin. Er war enttäuscht, sie
nicht im Speiseraum vorzufinden. Er hatte sich dafür gewappnet, ihr dort zu
begegnen. Er hatte genau geplant, wie er sie ansehen und was er sagen würde.
    Er
zwang sich, zwei Scheiben Toast zu essen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Mit
dem zweiten Becher Kaffee ließ er sich Zeit, aber sie kam noch immer nicht nach
unten. Vielleicht ging sie ihm aus dem Weg. Zweifellos tat sie das. Vielleicht
sollte er einfach gehen. Dennoch schritt er ungefähr eine weitere halbe Stunde
in der Eingangshalle auf und ab, nachdem er den Speiseraum verlassen hatte, und
seine Stiefel hallten auf dem gefliesten Boden wider. Sein Diener war mit dem
Gepäck schon längst abgereist.
    Sie
hatte eine lange Nacht gehabt. Es war bereits nach zwei Uhr gewesen, als er
nicht lange nach ihr zum Haus zurückkam. Sie schlief lange. Oder, was
wahrscheinlicher war, sie blieb bewusst auf ihrem Zimmer, bis er ging. Er hatte
ihr letzte Nacht gesagt, dass er heute abreisen würde, nicht wahr? Er hatte sie
mit seiner törichten Vorstellung von einem Scherz verletzt und sie würde ihm
nicht vergeben.
    Nun, er
würde nicht länger warten, dachte er schließlich. Der Morgen war bereits vorangeschritten.
Er verschwendete wertvolle Reisezeit. Er ging in die Bibliothek. Das Dokument
und den Brief würde er auf den Schreibtisch legen. Er wusste, dass sie jeden
Morgen nach der Post sah. Er würde Jarvey bitten sicherzustellen, dass sie
nachsah.
    Aber es
lag bereits ein Brief auf der ansonsten leeren Schreibtischplatte. War die
heutige Post also bereits gekommen? Der Brief war an ihn adressiert, wie er
sah, als er ihn aufnahm - und die kleine, saubere Handschrift erkannte,
die auch die Geschäftsbücher füllte. Was, zum Teufel? Sie konnte es nicht
ertragen, ihm diesen Morgen gegenüberzutreten, und hatte ihm daher stattdessen
geschrieben? Er entfaltete den Brief.
    »Wir
haben einander gestern Abend im Salon beide den Sieg zuerkannt«, hatte sie
geschrieben. »Es war eine Pattsituation. Unsere Wette war nichtig. Was danach
geschah, hatte nichts mehr damit zu tun. Pinewood gehört Ihnen. Ich gehe.« Der
Brief war nicht unterzeichnet.
    Ferdinand
schritt zur Tür.
    »Jarvey!«,
brüllte er. Dieses eine Mal hielt sich der Butler nicht in der Eingangshalle
auf. Er kam jedoch nur allzu bald. Wahrscheinlich hatte jedermann im Haus den
Ruf gehört. »Gehen Sie und holen Sie Miss Thornhill jetzt.«
    Der
Butler zog sich in Richtung Treppe zurück, aber Ferdinand wusste, dass es hoffnungslos
war. Sie würde diesen Brief nicht dorthin gelegt haben, bevor sie zu Bett ging.
Sie würde ihn dorthin gelegt haben, wie er seinen hatte hinlegen wollen -
beim Verlassen des Hauses.
    »Halt!«,
rief er, und der Butler wandte sich auf der untersten Stufe um. »Schon gut.
Suchen Sie ihr Dienstmädchen. Und holen sie Hardinge aus den Ställen. Nein,
vergessen Sie es, ich werde selbst hingehen und mit ihm sprechen.« Er wartete
Jarveys Reaktion auf

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