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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Entschuldigen
Sie mich. Ich muss Hannah holen und unser Gepäck wieder aufladen lassen, bevor
die Postkutsche ohne uns abfährt.«
    Ferdinand
ignorierte sie. Er schloss die Tür des Salons und stellte sich davor, die
langen, gestiefelten Beine an den Knöcheln gekreuzt, die Arme vor der Brust
verschränkt. Nun wirkte er weniger grimmig.
    »War es
dieser dumme Scherz von mir?«, fragte er sie. »Darüber, dass Sie unsere Wette
gewonnen haben? Es war ein Scherz.«
    »Es war
kein Scherz«, erwiderte sie und stellte sich auf die gegenüberliegende Seite
des Tisches. »Sie sagten, Sie wollten mir das Dokument über Pinewood heute
geben. Erzählen Sie mir nicht, dass Sie das aus Großherzigkeit tun wollten.
Oder aus Gewissensbissen.«
    »Aber
so war es«, sagte er.
    »War
ich so gut?« Sie sah ihn verächtlich an.
    »Ich
hatte es bereits gestern beschlossen«, erwiderte er, »lange bevor ich wusste,
ob Sie gut wären oder nicht.«
    Ihre
Augen blitzten auf. »Lügner!«
    Er sah
sie so lange an, dass ihr Zorn verflog und stattdessen ein kalter Schauder ihr
Rückgrat hinaufkroch.
    »Wenn
Sie ein Mann wären«, sagte er schließlich, »würde ich Sie dafür zur
Rechenschaft ziehen.«
    »Wenn
ich ein Mann wäre«, erwiderte sie, »würde ich die Herausforderung annehmen.«
    Er
griff in eine Tasche seiner Jacke und zog zusammengefaltete Blätter Papier
hervor. Er hielt sie ihr hin. »Ihre«, sagte er. »Kommen Sie und nehmen Sie sie
an. Wir werden essen, und dann werde ich hier für Sie und Ihr Dienstmädchen für
heute Nacht ein Zimmer reservieren und eine Privatkutsche mieten, die Sie beide
morgen früh wieder nach Hause bringt.«
    »Nein.«
Sie blieb, wo sie war. »Das will ich nicht.«
    »Pinewood?«
    »Ich will
es nicht.«
    Er sah
sie noch einige Augenblicke länger an, bevor er auf den Tisch zuschritt und die
Papiere daraufknallte.
    »Gott
verdammt!«, fluchte er. »Wenn das nicht alles übertrifft! Was, zum Teufel,
wollen Sie denn?«
    »Hüten
Sie Ihre Zunge!«, mahnte sie erneut. Was sie wirklich wollte? Um den Tisch
herumeilen, sich in seine Arme werfen und all ihr Elend herausschluchzen. Aber
da das nicht möglich war, betrachtete sie ihn nur kalt. »Ich will, dass Sie
gehen und mich in Ruhe lassen. Ich will, dass Sie diese Papiere mitnehmen. Und
wenn es nicht zu spät ist, will ich in die Postkutsche steigen.«
    »Viola«,
sagte er plötzlich so sanft, dass er ihre Vorbehalte fast beseitigte, »nimm
Pinewood. Es gehört dir. Es hat mir niemals gehört. Nicht wirklich. Ich
vermute, dass der alte Earl es dir geben wollte, aber einfach vergessen hat,
sein Testament zu ändern.«
    »Er hat
es nicht vergessen«,
widersprach sie eigensinnig. »So etwas wäre ihm nicht passiert. Er hat es mir
vererbt. Der Duke of Tresham hat das falsche Testament verlesen.«
    »Nun,
dann.« Er zuckte die Achseln, und sie erkannte, dass sie ihn nicht überzeugt
hatte. »Umso mehr Grund für Sie, die Papiere anzunehmen und nach Hause
zurückzukehren. Ich werde nach London weiterfahren und die Übergabe perfekt
machen. Lassen Sie mich dem Wirt Bescheid sagen, dass wir essen wollen.«
    »Nein!«
Er hatte sich bereits der Tür zugewandt. Nun drehte er sich um und sah sie
einigermaßen aufgebracht an. »Nein«, sagte sie erneut. »Es wäre ein Geschenk
von Ihnen. Oder der Preis für eine gewonnene Wette. Ich werde es in keinem von
beiden Fällen annehmen. Es wäre niemals dasselbe. Es war ein Geschenk von ihm.«
    »Also
gut.« Er war jetzt entschieden verärgert. »Sagen wir einfach, dass ich die
Angelegenheit in Ordnung bringe.«
    »Nein.«
    Er fuhr
sich mit einer Hand durchs Haar, ließ es zerzaust und wirkte dadurch
unwillkürlich großartiger denn je.
    »Was
wollen Sie dann?«, fragte er sie.
    »Das
sagte ich Ihnen bereits.«
    »Was
wollen Sie in London tun?«
    Sie
lächelte ihn an, obwohl sich jeder Gesichtsmuskel starr anfühlte. »Das geht Sie
nichts an«, belehrte sie ihn.
    Seine
Augen verengten sich und er wirkte wieder bedrohlicher. »Wenn Sie vorhaben,
wieder als Hure zu arbeiten, dann geht es mich, verflixt noch mal, sehr wohl
etwas an. Sie waren auf Pinewood sehr glücklich, bis ich des Weges kam. Ich
will nicht jedes Mal denken, dass ich es auf dem Gewissen habe, wenn ich Sie
irgendwo in der Stadt mit den Lord Gnassen dieser Welt sehe. Sie sollten mich lieber
heiraten.«
    Ihr
Inneres schlug Purzelbäume und sie sah ihn einen Moment höchst erstaunt an. Er
wirkte selbst kaum weniger überrascht. Sie zwang sich erneut zu einem

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