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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Kinder schliefen im selben Raum, Nicholas in einem richtigen
Bett, das Baby in einem Kinderbettchen. Ferdinand trat zu dem schlafenden
jungen, während sein Bruder das Baby hinlegte. Die Amme der Kinder eilte aus
dem angrenzenden Raum herbei und knickste.
    Noch
vor wenigen Jahren, dachte Ferdinand, während er das zerzauste Haar seines
schlafenden Neffen betrachtete, hätte man sich nicht vorstellen können, dass
Tresham ein häusliches Leben führte. Und es wäre gänzlich unmöglich gewesen,
ihn sich mit einem Baby in den Armen oder wie jetzt über ein Kinderbettchen
gebeugt vorzustellen, während er liebevoll eine Decke um die kleine Gestalt
legte.
    Allem
Anschein nach war sein älterer Bruder ein zufriedener Familienvater geworden.
Ferdinand empfand unerwartet Neid, während er der Amme einen guten Abend
wünschte und das Zimmer zuerst verließ.
    Aber
warum, zum Teufel, hatte Tresham jenes Haus nie verkauft? Wusste Jane überhaupt
davon?
    »Komm
einen Moment in die Bibliothek«, forderte Tresham ihn auf, »dann schreibe ich
diese Nachricht für dich. Wo hast du Miss Thornhill gelassen?«
    »Draußen
in der Kutsche«, sagte Ferdinand.
    Sein
Bruder schwieg.
    Viola verließ die
Kutsche nicht, obwohl die Versuchung, auszusteigen, groß war, nachdem Ferdinand
im Haus des Duke of Tresham verschwunden war. Seine Karriole hatte hinter der
Kutsche gehalten und dort saß Hannah mit Ferdinands Stallburschen. Es wäre nur
allzu leicht, das Dienstmädchen zu rufen, unter all dem Gepäck ihre Taschen zu
finden und in der hereinbrechenden Dämmerung davonzugehen.
    Aber
vielleicht auch nicht. Vielleicht würde sie nach alledem entdecken, dass sie
eine Art Gefangene war. Vielleicht würde einer seiner Dienstboten sie
aufzuhalten versuchen und an die Haustür klopfen, um Alarm zu schlagen. Nicht
dass irgendjemand sie lange gegen ihren Willen aufhalten könnte oder würde.
Aber sie würde Lord Ferdinand vor seinen und des Dukes Dienstboten - und
vielleicht auch vor seinem Bruder in Verlegenheit bringen.
    Das
würde sie ihm nicht antun.
    Sie
könnte in diesem Moment wieder in Pinewood sein, dachte Viola. Allein. Als
unbestrittene Besitzerin. Sie war eine Närrin. Aber Pinewood besäße nicht mehr
die Macht, ihr Frieden oder Sicherheit zu geben. Nachdem sie Claires Brief
gelesen hatte, hatte sie zunächst geglaubt, sie könnte die Schulden bei Daniel
Kirby mit der Pacht von Pinewood bezahlen, selbst wenn das Anwesen dann
allmählich verarmte. Aber inzwischen hatte sie erkannt, dass er diese
Vereinbarung nicht akzeptieren würde. Er wollte, dass sie wieder für ihn
arbeitete und ihm ein Vermögen einbrachte. Wenn sie nicht kam, würde er sie
bestrafen, indem er Clalre benutzte.
    Lord
Ferdinand würde ihr als seiner Mätresse ein üppiges Gehalt zahlen. Daran
zweifelte sie nicht. Aber Viola wusste, dass Daniel Kirby auch einen Teil
dieses Gehalts nicht akzeptieren würde. Er wollte ihren Werdegang selbst
kontrollieren.
    Sie
hatte während der ganzen Fahrt nach London über die Situation und ihre
Alternativen nachgedacht. Aber von welcher Seite auch immer sich ihr Verstand
dem Problem näherte, es endete stets mit dem gleichen Ergebnis - dem
einzig möglichen. Sie musste ihr Leben als Kurtisane wiederaufnehmen.
    Außerdem
konnte sie den Gedanken nicht ertragen, Lord Ferdinands Mätresse zu sein. Sie
wollte das, was sie am Fluss geteilt hatten, nicht auf Angestelltenbasis mit
ihm tun. Sie wollte ihren Lebensunterhalt nicht damit verdienen, mit ihm zu
schlafen. Lieber Gott, nein, nicht mit Ferdinand!
    Der
Kutschenschlag öffnete sich und unterbrach ihren Gedankenfluss. Ferdinand
setzte sich erneut neben sie. Sie wandte den Kopf, aber die Dunkelheit brach
bereits herein und das Innere der Kutsche war düster. Dennoch erschauderte sie
bei seinem Anblick und wünschte sich, sie hätte den Mut gehabt, mit Hannah zu
fliehen, während er sich im Haus aufhielt. Sie konnte das hier nicht ertragen.
    »Wir
werden in wenigen Minuten ankommen«, sagte er, als die Kutsche anfuhr. »Sie sind
nach einer so langen Reise bestimmt müde.«
    »Ja.«
    Er nahm
ihre Hand in seine, schloss seine starken Finger darum. Aber er versuchte
nicht, näher zu rücken, sie zu küssen oder sich auch nur mit ihr zu
unterhalten. Seine Hand entspannte sich nicht. Sie fragte sich, ob er das, was
er für ihre Vereinbarung hielt, bereits bereute. Sie fragte sich, ob der Duke
of Tresham es ihm auszureden versucht hatte. Aber es war nicht wichtig. Nichts
war wichtig. Morgen

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