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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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würde er nach Pinewood zurückkehren können. Er gehörte dorthin
- das war ein bitteres Eingeständnis. Er würde sie bald vergessen.
    Morgen
würde für sie die Zukunft beginnen.
    Also
blieb nur diese Nacht. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf an das Polster
der Kutsche. Oh ja, sie würde sich diese Nacht gönnen.
    Das
Haus, in dem der Duke of Tresham seine Mätressen untergebracht hatte, lag in
einer ruhigen, ehrbaren Gegend. Der Diener, der auf Lord Ferdinands Klopfen
antwortete, erweckte auch den Eindruck der Ehrbarkeit. Und seine Frau
ebenfalls. Sie kam in die Eingangshalle, um nachzusehen, wer die späten
Besucher waren, und sie knickste vor Lord Ferdinand und anschließend auch vor
Viola, nachdem er sie vorgestellt und erklärt hatte, sie würden nur kurze Zeit
bleiben. Beide behandelten sie, wie sie es gewohnt war als wäre sie eine Lady,
der Respekt gebührte. Natürlich waren sie auf dieses Verhalten eingeschworen.
Der Duke of Tresham würde keine Dienstboten dulden, die seine Mätressen wie
Dirnen behandelten.
    »Ich
werde Miss Thornhill herumführen«, informierte Lord Ferdinand den Butler. »Lassen
Sie bitte ihr Gepäck hinaufbringen und ihrem Dienstmädchen die Räume zeigen.«
    »Waren
Sie schon einmal hier?«, fragte Viola ihn, als er sie in einen Raum zur Linken
drängte.
    »Nein«,
gab er zu. »Aber es ist kein großes Haus. Wir werden uns vermutlich nicht
verirren.«
    Das
Wohnzimmer, in dem sie sich nun befanden, war geschmackvoll eingerichtet und in
feinen Schattierungen von Grau und Lavendel gehalten. Es war ein sehr
weiblicher Raum, obwohl ihm eine gewisse Wärme fehlte. Es war der geeignete
Raum, entschied sie, während sie sich mit geübtem Auge umsah, um als Mätresse
einen Arbeitgeber zu unterhalten, bevor sie sich mit ihm ins Schlafzimmer
zurückzog.
    Der
angrenzende Raum war weniger hübsch, aber weitaus gemütlicher. Um den Kamin
standen einige bequeme Sessel, ein kleiner, aber geschmackvoller Schreibtisch
und ein Stuhl. Es gab ein Pianoforte und ein gefülltes Bücherregal. Weiterhin
waren ein leerer Stickrahmen vor einem der Sessel und eine an die Wand gelehnte
Staffelei zu sehen.
    Die
Mätressen des Duke of Tresham, dachte Viola, oder zumindest eine davon, waren
eigenständige Menschen gewesen. Wie seltsam, dass ausgerechnet sie über diese
Tatsache erstaunt war. Dieser Raum wirkte belebt, vielleicht sogar glücklich
belebt. Vielleicht war das Dasein als Mätresse doch der Art Leben vorzuziehen,
das sie vier Jahre lang geführt hatte. Vielleicht bestand eine Chance auf eine
Art Beziehung. Aber wer auch immer die arme Frau war, die hier mit dem Duke
glücklich gewesen war - nun war sie fort. Er hatte die Duchess
geheiratet.
    »Ich
mag diesen Raum«, sagte sie. »Hier hat sich jemand ein Heim geschaffen.«
    Auch
Lord Ferdinand sah sich um, ließ den Blick mit leicht gerunzelter Stirn auf
jedem Gegenstand verweilen. Aber er gab keinerlei Kommentar ab. Er drängte sie
in den Speiseraum und dann die Treppe hinauf.
    Das
Schlafzimmer überraschte sie ebenfalls. Obwohl es üppig mit Satin und Samt
ausgestattet war und auf dem Boden ein dicker Teppich lag, wirkte es nicht wie
ein typisches Liebesnest. Männer liebten ausnahmslos Scharlachrot in Verbindung
mit ihrem sinnlichen Vergnügen. Das Schlafzimmer der Lilian Talbot war
überwiegend in Scharlachrot gehalten gewesen. Dieses hingegen war mit
verschiedenen Schattierungen von Moosgrün, Creme und Gold ausgestattet.
    Sie
würde sich in diesem Raum weniger wie eine Mätresse, sondern mehr wie eine
Liebende fühlen, dachte sie. Sie war froh, dass sie ihre letzten Stunden mit
Lord Ferdinand hier verbringen konnte. Sie würde nicht seine Mätresse werden,
weil sie sich nicht bezahlen lassen würde, aber sie war froh, dass die Umgebung
ihr helfen könnte, ihn eher als Geliebten denn als Kunden zu betrachten.
    Die
Tür, die vermutlich in den Ankleideraum führte und nur leicht angelehnt war,
als sie das Schlafzimmer betreten hatten, wurde nun von der anderen Seite fest
geschlossen.
    Viola
wandte sich zu Lord Ferdinand um. Er stand hoch aufgerichtet im Eingang, die
Hände auf dem Rücken, die langen Beine leicht auseinander gestellt. Er wirkte
kraftvoll und ein wenig gefährlich - und unangenehm berührt. Das alles
war ganz offensichtlich neu für ihn.
    »Wird
dies genügen, bis ich etwas anderes finden kann?«, fragte er.
    »Ja, es
wird genügen.«
    Er
wandte den Blick von ihr ab. »Sie müssen sehr müde

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