Dir darf ich nicht gehören
unter seinem Schweigen gebietenden Finger. »Was wäre, wenn
ich es niemals wollte?«
»Dann
müsste ich eine andere Lösung für dich finden«, sagte er. »Aber du wirst nicht
zu deinem alten Leben zurückkehren. Das werde ich nicht zulassen.«
Ihr
Lächeln war ausschließlich Violas Lächeln, nicht das der anderen Frau, wie er
froh bemerkte. Traurigkeit schien darin mitzuschwingen. »Hast du bei dieser
Frage irgendein Mitspracherecht?«, fragte sie ihn.
»Das
habe ich, verflixt noch mal, sehr wohl«, sagte er. »Du bist meine Frau.«
Nicht
Mätresse - Frau. Das war ein Unterschied. Er hatte gesprochen, ohne
vorher darüber nachzudenken, aber er erkannte, dass er die Wahrheit gesagt
hatte. Er war für sie verantwortlich. Er war ihr gegenüber nicht rechtlich
verpflichtet und hatte auch rechtlich gesehen keinen Anspruch auf Gehorsam von
ihrer Seite. Dennoch war sie seine Frau.
»Bleib
bei mir«, bat sie. »Ich möchte heute Nacht nicht allein sein. Und ich will
dich.«
Er
hätte ihr beinahe gesagt, dass sie ihm vertrauen könne. Die meiste Zeit seines
Lebens hatte er nur sich selbst vertraut, wohl wissend, dass ihn selbst
diejenigen, die ihm am nächsten standen und am liebsten waren, jeden Moment im
Stich lassen konnten und dass sich der feste Boden unter seinen Füßen dann wie
Treibsand anfühlen würde. Er hatte sich selbst vertraut und niemals etwas
getan, was er als wahrhaft beschämend oder unehrenhaft ansah. Sie könnte ihm
ebenso vertrauen. Er wäre für sie der Fels von Gibraltar. Aber wie konnte er
diese Worte aussprechen, ohne dass sie wie die eines törichten, prahlerischen
jungen klangen?
Er
würde ihr zeigen müssen, dass sie ihm vertrauen konnte, eine andere
Möglichkeit gab es nicht. Nur die Zeit würde das bewirken können.
Inzwischen
hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn wollte. Und bei Gott, er wollte sie auch!
Sie hatte den ganzen Tag wie ein Fieber in seinem Blut gewütet. Und auch
gestern, als er ihr nachgegangen war.
Er zog
sie in seine Arme und küsste sie hungrig. Sie schlang die Arme um ihn und
erwiderte seinen Kuss auf gleiche Art. Aber dann erinnerte er sich daran, dass
sie seit ihrem letzten Postkutschenhalt noch bis vor weniger als einer halben
Stunde in einer Kutsche gesessen hatte.
»Geh in
den Ankleideraum und mach es dir bequem«, sagte er. »Komm in zehn Minuten
wieder.«
Sie
lächelte ihn zögernd an. »Danke.«
Eine
Viertelstunde später war er froh, dass er es getan hatte. Er saß auf der
Bettkante und hatte die Bettdecken zurückgeschlagen, als sie wiederkam. Er
hatte sich bis auf die Reithose ausgezogen. Sie trug ein Nachthemd, vielleicht
dasselbe, das sie in der Nacht getragen hatte, als er die Urne zerbrach. Es war
weiß und jungfräulich und bedeckte sie vom Hals über die Handgelenke bis zu den
bloßen Füßen. Ihr Haar war entflochten und gebürstet und es glänzte wie Kupfer.
Es fiel ihr lose über den Rücken hinab bis fast zum Gesäß. Sie hätte nicht
begehrenswerter aussehen können, wenn sie nackt zu ihm gekommen wäre. Oder wenn
sich die einzelne Kerze in dem scharlachroten Tand gespiegelt hätte, den er in
diesem Schlafzimmer vorzufinden erwartet hatte.
Sie kam
auf ihn zu, und er spreizte die Knie und streckte die Hände aus, sodass sie
nahe an ihn herankommen und sich an ihn lehnen konnte. Er legte die Hände um
ihre schmale Taille und barg sein Gesicht in dem Tal zwischen ihren Brüsten.
Das Nachthemd duftete frisch gewaschen. Sie auch. Dieser höchst verführerische,
weibliche Duft war der Duft von Seife und Frau. Ihre Finger glitten leicht
durch sein Haar.
»Möchtest
du, dass ich mich ausziehe?«, fragte sie. »Ich war nicht sicher.«
»Nein.«
Er erhob sich und schlug die Bettdecken noch weiter zurück. »Leg dich hin. Lass
mich dich dort ansehen, bevor ich die Kerze ausblase.«
»Du
willst sie ausblasen?« Sie legte sich hin und glättete das Nachthemd über den
Knien.
»Ja.«
Nicht
dass er sie nicht ansehen wollte. Und gewiss würde ihn seine eigene Nacktheit
nicht verlegen machen. Sie waren immerhin erst vor zwei Nächten nackt im
Mondlicht zusammen gewesen. Er war sich nicht ganz sicher, warum er Dunkelheit
wollte. Oder warum er wollte, dass sie ihr Nachthemd anbehielt. Vielleicht wäre
es so phantasievoller - die Illusion, dass sie nicht Mann und Mätresse
wären, die zu seinem Vergnügen Sex hatten, sondern ein Ehepaar, das im Körper
des jeweils anderen in dem Bett, in dem sie zusammen schliefen, Wärme und Trost
fand.
Er
blies die
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