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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Angie - Lady Heyward, meine Schwester. Sie wird
mich nur allzu rasch aufspüren, wenn sie erst erfährt, dass ich wieder in der
Stadt bin.«
    Viola
lächelte weiterhin. Er mochte seine Familie mehr, als ihm bewusst war. Seine
Stimme sagte ihr, dass er sich darauf freute, sie wiederzusehen. Der Abgrund
zwischen ihr und ihm war gewaltig - unüberwindlich. Als seine Mätresse
würde sie nur am Rande seines Lebens stehen und ihm einen grundlegenden, wenn
auch wesentlichen Dienst leisten. Und selbst das nur für wenige Wochen oder
Monate, bis er ihrer überdrüssig wäre. Seine Familie dagegen bliebe ihm
erhalten.
    Diese
Gedanken bestärkten sie in ihrem Entschluss.
    »Ich werde
jedoch nicht lange bleiben.« Er fasste über den Tisch, wie am Abend zuvor, und
nahm ihre Hand in seinen warmen Griff. »Ich werde mich nicht überreden lassen,
mit zu irgendwelchen Bällen oder Soireen oder Konzerten zu gehen, die heute
Abend stattfinden. Ich werde nach dem Essen hierher zurückkommen.« Er drückte
ihre Hand. »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Ich
auch nicht.« Sie lächelte ihn an.
    »Wirklich,
Viola?« Seine dunklen Augen blickten in ihre. »Es ist wirklich und wahrhaftig
nicht nur eine Arbeit für dich? Du kannst es wirklich ...«
    »Ferdinand.«
Sie hob die gefalteten Hände und führte sie an ihre Wange. Seine Unsicherheit
und Verletzlichkeit, die in solchem Gegensatz zu dem Bild standen, das er der
Welt darbot, brachen ihr fast das Herz. »Das kannst du doch nicht glauben.
Nicht nach letzter Nacht. Bitte glaube das nicht. Niemals.«
    »Nein.«
Er lachte leise in sich hinein. »Das werde ich nicht. Aber mir gefällt dieses
Arrangement nicht, Viola, und das möchte ich dir auch sagen. Du solltest wieder
auf dem Lande sein - Miss Thornhill von Pinewood Manor. Oder meine Frau -
Lady Ferdinand Dudley. Das solltest du wirklich. Es kümmert mich nicht, dass du
keinen Vater hast oder was du getan hast, um überleben zu können. Und es
kümmert mich auch nicht, was die Leute vielleicht sagen. Von mir erwartet
ohnehin jeder, dass ich in Schwierigkeiten gerate.«
    »Mich
zu heiraten, wäre wohl kaum eine Schwierigkeit, Ferdinand.« Ihre Worte bahnten
sich mühsam den Weg, vorbei an dem großen Kloß in ihrer Kehle.
    »Dann
sollten wir es tun«, sagte er eifrig. »Tun wir es einfach. Ich werde eine
Sondererlaubnis erwirken und ...«
    »Nein!«
Sie wandte den Kopf, um ihm einen Kuss auf den Handrücken zu drücken, bevor sie
seine Hand losließ und sich erhob.
    »Das
haben Tresham und Jane auch getan«, sagte er hastig und erhob sich ebenfalls. »Sie
sind einfach eines Morgens davongegangen und haben geheiratet, während Angie
und ich Pläne ersannen, wie wir ihn dazu bringen könnten, um ihre Hand
anzuhalten. Er hat ihre Heirat an jenem Abend während eines Balls verkündet.
Ich glaube nicht, dass sie es jemals bereut haben. Ich glaube, sie sind
glücklich.«
    Ferdinands
Ehefrau zu sein. Mit ihm nach Pinewood zurückgehen zu können ...
    »Bei
uns würde es nicht funktionieren, Lieber«, sagte sie sanft, und dann traf sie
jäh die Erkenntnis, dass sie das Kosewort laut ausgesprochen hatte. »Du musst
aufbrechen. Du hast viel zu tun.«
    »Ja.«
Er nahm ihre beiden Hände in seine und hob sie nacheinander an die Lippen. »Ich
wünschte, ich wäre dir vor sechs oder sieben Jahren begegnet, Viola. Bevor ...
nun, bevor. Was hast du damals gemacht?«
    »Wahrscheinlich
habe ich im Gasthaus meines Onkels Kaffee serviert«, sagte sie. »Und du
befandest dich in den staubigen Tiefen einer Bibliothek irgendwo in Oxford und
hast lateinische Deklinationen gelernt. Geh jetzt.«
    »Bis
später dann.« Er hielt noch immer ihre Hände. Er beugte sich vor und küsste sie
sanft. »Ich könnte süchtig nach dir werden. Sei gewarnt.« Er grinste sie an,
dann wandte er sich um und verließ den Raum.
    Es war
angemessen, dass ihr letzter Blick auf seine Person dem ersten gleichkam -
oder beinahe dem ersten. Er hatte genauso gelächelt, als ihr Blick dem seinen
am Ende des Sackhüpfens über den Dorfanger hinweg begegnet war.
    Er war
damals ein gut aussehender, fescher Fremder gewesen.
    Nun war
er die Liebe ihres Herzens.
    Sie
blieb neben dem Esstisch stehen, bis sie die Eingangstür sich öffnen und hinter
ihm wieder schließen hörte. Sie schloss fest die Augen und umklammerte die
Rückenlehne ihres Stuhls.
    Dann
atmete sie tief ein und begab sich auf die Suche nach Hannah.

Kapitel 18
    Am Vormittag machte
sich Ferdinand auf den Weg zu den Büros von Selby

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