Dir ergeben - Band 2 Roman
zumindest ein paar schöne Minuten mit seinem Hörbuch verbracht.
Bevor ich die Treppen zu unserem Apartment hinaufeile, stecke ich den Brief in den Briefkasten. Dann überschlage ich kurz im Kopf, wie viel Zeit mir noch bleibt, um zu duschen, mich umzuziehen und zum Büro zu fahren. Es war mehr Verkehr als gedacht – auf der 405 gab es einen Unfall –, sodass ich noch schneller sein muss als geplant. Natürlich hätte ich auch einfach eines der zig Outfits anziehen können, die Damien extra für mich angeschafft hat, aber dieser neue Job ist meine Privatsache. Und so komisch das auch klingen mag: Zu diesem Anlass möchte ich meine eigene Kleidung tragen und meinen eigenen Wagen fahren.
Ich rechne nicht damit, dass abgeschlossen ist, weil Jamie immer vergisst, die verdammte Tür abzusperren. Deshalb staune ich nicht schlecht, als das doch der Fall ist.
In meiner Handtasche suche ich nach dem Schlüssel und betrete dann stirnrunzelnd die dunkle Wohnung. Wahrscheinlich schläft Jamie, und ich kann nur hoffen, dass sie allein ist. Vermutlich ist sie allein. Denn obwohl Jamie Männer mit nach Hause nimmt, als wären sie streunende Katzen, setzt sie sie wieder vor die Tür, sobald sie ihre Matratze einem Härtetest unterzogen haben. Das ist nicht ungefährlich, und ich mache mir Sorgen, weil Sex mit Unbekannten fast so etwas wie ein Spiel für sie zu sein scheint. Im Gegensatz zu den Spielen, die ich mit Damien spiele, hat sie allerdings kein Safeword.
Ihre Zimmertür ist geschlossen, und ich will schon daran vorbeigehen. Aber heute ist mein erster Arbeitstag, und ich sehne mich nach meiner besten Freundin.
Ich klopfe leise an und lausche. Ich rechne mit einem Stöhnen oder einer Entschuldigung, gefolgt von hastigen Schritten und einer überschwänglichen Umarmung und Glückwünschen. Aber mich empfängt nichts als Stille.
»James?« Ich klopfe lauter, bekomme aber nach wie vor keine Antwort. Ich greife zum Türknauf und drehe ihn, versuche weg- und gleichzeitig hinzusehen – nur für den Fall, dass der Kerl, den sie heute Nacht abgeschleppt hat, immer noch da ist.
Aber das Zimmer ist dunkel und leer. Bestimmt ist das kein Grund zur Sorge. Wahrscheinlich hat Jamie heute Vormittag einen Vorsprechtermin. Oder aber sie war bis in die Puppen unterwegs und schläft woanders. Nur leider halte ich beides für nicht sehr wahrscheinlich. Jamie ist keine Frühaufsteherin, und sie übernachtet fast nie auswärts. Sie schläft nicht gern auf fremden Sofas – dafür weiß sie den Komfort ihrer eigenen Wohnung viel zu sehr zu schätzen.
Vermutlich ist das eine Überreaktion, trotzdem zücke ich mein Handy und schicke ihr eine SMS : Wo bist du? Muss ich einen Suchtrupp losschicken?
Ich warte und starre aufs Display, aber mein Handy bleibt stumm.
Mist, verdammter!
Ich rufe Jamie an, aber es meldet sich nur die Mailbox.
Spätestens jetzt krampft sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Die Polizei kann ich nicht verständigen – auch wenn ich nicht viel fernsehe, weiß ich doch, dass sie nichts unternehmen wird, bevor nicht mindestens vierundzwanzig Stunden vergangen sind. Fast hätte ich Damien angerufen, aber mein Finger zögert über seinem Namen. Was kann er schon tun, außer seine Besprechung unterbrechen und zu mir eilen, weil ich mir Sorgen mache? Und das möchte ich auf gar keinen Fall. Selbst wenn er immer an mich denkt, bin ich definitiv keine Prinzessin in Nöten und möchte auch keine sein.
Gut, alles kein Problem: Jamie steht wahrscheinlich gerade unter irgendeiner Dusche – und genau dorthin gehöre ich jetzt auch. Deshalb werde ich jetzt duschen und mich umziehen. Wenn sie mich nicht zurückgerufen hat, bis ich abfahrbereit bin, werde ich es erneut bei ihr versuchen und ihr noch eine SMS schicken. Reagiert sie auch darauf nicht, rufe ich Ollie an. Keine Ahnung, was der unternehmen soll, aber da er mein bester Freund ist, darf ich mich in so einer Notsituation selbstverständlich bei ihm melden. Außerdem ist die Chance, dass ich Ollie bei einem Milliarden-Deal störe, deutlich geringer.
Es könnte allerdings sein, dass die beiden gerade zusammen sind – eine Vorstellung, die mir ganz und gar nicht gefällt. Sie haben schon einmal miteinander geschlafen, und obwohl Jamie schwört, dass es ein Ausrutscher war, und mir Ollie versichert hat, dass er seiner Verlobten ansonsten treu ist, weiß ich nicht recht, ob ich das glauben soll.
Mir ist nicht wohl dabei, weil Jamie und Ollie meine besten Freunde
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