Dir ergeben - Band 2 Roman
sind und ich nicht will, dass ihre Affäre unsere Freundschaft belastet.
Frustriert gehe ich in mein Zimmer und werfe das Handy aufs Bett. Ich verfehle Lady Miau-Miau nur knapp. Sie hebt sich kaum von meiner weißen Bettdecke ab, sodass ich sie gar nicht gesehen habe. Unsere Katze hebt den Kopf in schläfrigem Protest, starrt mich an, bis ich mich entschuldige, und pennt sofort wieder ein.
Zumindest ihr scheint es egal zu sein, wo Jamie gerade steckt.
Weil ich nicht mehr viel Zeit habe und mich nur kurz vom Telefon entfernen will, dusche ich nur ganz schnell. Ich rubbele mir das Haar mit dem Handtuch trocken und zupfe mir ein paar Locken ins Gesicht. Die schulterlangen Haare sind deutlich pflegeleichter als meine lange Mähne. Nicht, dass ich meinen Nervenzusammenbruch gern wiederholen würde, aber was meine Frisur angeht, war er von Vorteil.
Ich hülle mich in ein Handtuch und öffne die Tür unseres winzigen Bads. Eine Dampfwolke entweicht und ich mit ihr. Klirr! Als ich höre, wie Porzellan auf den Küchenfliesen zerschellt, zucke ich zusammen.
Kurz bekomme ich einen Schreck: Sind das Einbrecher? Aber anstatt laut loszuschreien, lache ich erleichtert auf, als ich Jamies Stimme in der Wohnung höre. »Ach du Scheiße! Nikki! Ich habe gerade deinen Lieblingskaffeebecher gekillt!«
»Komme schon!«, rufe ich, nehme die beiden Stufen zum Essbereich und entdecke Jamie in der Küche dahinter.
Sie sieht mich argwöhnisch an, vermutlich weil ich immer noch lache. Sie hat den Henkel meines Dallas-Cowboys -Fan-Bechers in der Hand. Der Rest des blauen Porzellans liegt in Scherben vor ihren Füßen. »Tut mir leid«, sagt sie.
»Schon okay.« Ich lache immer noch, keine Ahnung warum. Wahrscheinlich, weil ich so erleichtert bin.
»Ich hab sowieso nie verstanden, wieso das deine Lieblingstasse war«, sagt sie, als hätte ich ihr Vorwürfe gemacht. »Du interessierst dich doch überhaupt nicht für Football.«
»Sie war groß«, sage ich. »Man konnte heiße Schokolade mit Marshmallows daraus trinken, und es ist nichts übergelaufen, wenn man umgerührt hat.«
»Na ja, wenn man so pingelig ist, sollte man sowieso keine heiße Schokolade mit Marshmallows trinken.«
Dem kann ich leider nichts entgegensetzen, also schlüpfe ich schweigend in meine Flipflops und hole Handfeger und Schaufel unter der Spüle hervor.
»Danke«, sagt sie und verdreht die Augen, als ich ihr den Handbesen reiche. »Na gut.« Sie seufzt. »Von mir aus.«
Als sie in die Hocke geht, was ihr in ihrer Jeans deutlich leichter fällt als mir in meinem Handtuch, frage ich sie, wo sie gesteckt hat. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht«, gestehe ich. »Hast du woanders geschlafen?«
»Nein, wo denkst du hin!« Sie fegt die letzten Scherben auf die Kehrschaufel, legt dann den Kopf schräg und grinst mich an wie eine Katze, die gerade den Kanarienvogel gefressen hat. »Ich war zwar die ganze Nacht weg – aber geschlafen habe ich nicht.« Ihr verträumtes Grinsen verebbt, und sie mustert mich neugierig. »Und du? Dein Bett scheint in letzter Zeit auch nicht gerade viel Zuwendung bekommen zu haben. Wenn das so weitergeht, braucht das arme Ding bald noch einen Therapeuten. Einsamkeit kann bekanntlich zu Depressionen führen.«
»Ich werde mich bessern!«, sage ich trocken. »Und du hast recht: Ich habe auch nicht hier übernachtet.«
»Ach!«
Ich hebe ergeben die Hände. »Ich sag ja gar nichts!«, beruhige ich sie. »Aber wenn, würde ich sagen, dass ich meine Nächte wenigstens immer mit ein und demselben Kerl verbringe. Du dagegen hast so viele Männer, dass du eine eigene Facebook-Seite für sie einrichten solltest, um den Überblick nicht zu verlieren.«
»Eigentlich gar keine schlechte Idee. Aber dieser Typ ist echt was Besonderes.«
Mir fällt die Kinnlade herunter. »Tatsächlich?«
»Allerdings! Er ist zwar nicht so begehrenswert wie Damien, der Herrscher der Welt, aber ich hätte nichts gegen ein paar Zugaben einzuwenden.«
So konkret hat sich Jamie noch nie über die Möglichkeit einer festen Beziehung geäußert. Zu sagen, dass ich geplättet bin, wäre noch stark untertrieben. »Ausgerechnet jetzt, wo ich spät dran bin, musst du so eine Bombe platzen lassen. Dann erzähl mal, während ich mich anziehe!«
Sie folgt mir in mein Zimmer und setzt sich auf die Schreibtischkante. Vor ihr befindet sich mein eingeschalteter Laptop. Als Bildschirmschoner habe ich eine Dia-Show mit den Aufnahmen eingerichtet, die ich von Damien in Santa
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