Dir ergeben - Band 2 Roman
Chemie stimmt, nehme ich an?«
»Es funkt und knallt wie verrückt!«, gibt Jamie zu.
Und obwohl es mir nicht gefällt, wie unbekümmert sie durch die Betten tobt, muss ich doch zugeben, dass meine Mitbewohnerin heute fantastisch aussieht. Sie sprüht nur so vor Lebensfreude, was sicherlich auch etwas mit ihrem neuen Auftrag und dem neuen Typen zu tun hat. Eine Mischung aus Beschützerinstinkt und Erleichterung macht sich in mir breit, aber unterschwellig mache ich mir doch Sorgen um sie. Jamie hat mir das zwar nie erzählt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihre Männer vor meinem Einzug nicht nur nach ihrer Attraktivität, sondern auch danach ausgesucht hat, ob sie sich an der Miete beteiligen. Sollte sich zwischen Jamie und Bryan Raine eine echte Beziehung entwickeln, wäre ich ganz aus dem Häuschen vor Freude. Aber sollte er ihr das Herz brechen, könnte meine starke, unabhängige Mitbewohnerin zusammenbrechen.
Ich werfe ihr einen flüchtigen Blick zu und sehe, wie sie die Stirn runzelt. Ich schlucke – aus Angst, dass sie meine Gedanken gelesen haben könnte. »Was ist?«
»Willst du wirklich einen Rock anziehen? Ich dachte, ihr Computer-Nerds lauft bloß in Jeans und Mathewitz-T-Shirts rum?«
Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu, da ich tatsächlich ein paar dieser T-Shirts besitze. »Heute ist mein erster Arbeitstag, außerdem wurde ich bekanntlich nicht als Informatikerin angestellt. Ich bin leitende Angestellte und möchte dementsprechend aussehen.«
Ich habe den Reißverschluss des blauen Rocks zugezogen und schlüpfe in meine Lieblingspumps. Dann ziehe ich ein weißes Seidentop an und darüber ein tolles Jackett, das ich bei einem der Filmstudio-Sales ergattert habe, zu denen mich Jamie auf ihrer L. A.-Willkommenstour geschleift hat. Es ist klassisch geschnitten und hat ein dezentes graublaues Muster. Angeblich hat es eine Figur aus einer mir unbekannten Fernsehserie getragen. Jamie meinte, die Serie wäre wahnsinnig komisch.
»Ich möchte mehr über deinen Typen wissen!«, sage ich, während ich ins Bad zurückkehre, um mich zu schminken. »Aber ich muss gleich los.« Sie folgt mir und lehnt sich gegen den Türrahmen, während ich mich weiter zurechtmache, sorgfältig Kajal und Wimperntusche auftrage.
Als ich damit fertig bin, drehe ich mich kurz zwischen Wanne und Waschbecken um die eigene Achse. »Sehe ich okay aus?«
»Wann siehst du jemals nicht okay aus?«, erwidert Jamie. »Und falls dich jemand danach fragt: Das Jackett hat Lauren Graham in Gilmore Girls getragen. Glaub mir, es ist cool!«
Ich nicke. Wenn sie es sagt.
»Wollen wir uns nach der Arbeit treffen? Dann erzähl ich dir von Raine, und du berichtest mir von deinen Auswärtsnächten. Ich will alles ganz genau wissen!«
»Gute Idee!« Dass ich ihr keinesfalls alles von Damien erzählen werde, verschweige ich lieber. »Gehen wir ins Du-par’s?«, frage ich.
»Willst du mich verarschen? Ich brauche einen anständigen Drink. Am besten, wir treffen uns im Firefly.« Jamie meint einen Laden am Ventura Boulevard, in dem wir an meinem ersten Abend in L. A. waren.
»Ich schicke dir eine SMS , sobald ich fertig bin«, sage ich und umarme sie fest. »Das freut mich sehr für dich! Ich kann es kaum erwarten, mehr über diesen Typen zu hören.«
»Und ich kann es kaum erwarten, ihn wieder zu Gesicht zu bekommen«, sagt sie mit einem dreckigen Grinsen. »Glaub mir, ich könnte den Mann von früh bis spät anhimmeln.«
Ich überlasse Jamie sich selbst, die gerade laut aufseufzt – vermutlich weil sie ihre nächtlichen Verrenkungen noch ein mal Revue passieren lässt. Ich nehme die Hintertreppe zum Parkplatz. Als ich losfahre, sehe ich den Bentley im Rückspiegel. Ich lasse ihn nicht aus den Augen, bis ich abbiege, aber er rührt sich nicht von der Stelle, und als ich auf dem Ventura Boulevard bin, muss ich unwillkürlich grinsen. Es gelingt mir nicht jeden Tag, Damien Stark ein Schnippchen zu schlagen.
Obwohl mein Honda alles andere als neu ist und sich in letzter Zeit angewöhnt hat, an der Ampel abzusaufen, schaffe ich es von Studio City bis nach Burbank, wo die Firma Innovative Resources ihren Sitz hat, in weniger als fünfzehn Minuten. Ich gerate in keinen einzigen Stau, was ich als gutes Omen betrachte. Ich parke neben einem roten Mini, den ich eifersüchtig beäuge, schließe meinen Wagen ab und gehe auf das hässliche, vierstöckige Gebäude zu, in dem Innovative Resources und ein paar Untermieter
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