Dir ergeben - Band 2 Roman
mein Handy zücken und Damien die Meinung sagen, aber das würde auch nichts ändern. Also nicke ich. »Na gut«, sage ich schließlich, als ich mich wieder beruhigt habe. »Aber zuerst muss ich nach Hause.«
»Selbstverständlich, Miss Fairchild.« Edward schließt die Tür, und ich kuschle mich in einen luxuriösen Kokon aus Leder und Holz.
Mir fällt auf, dass der Wagen nicht mit elektrischen Fensterhebern, sondern mit altmodischen, auf Hochglanz polierten Handkurbeln aus Mahagoni ausgestattet ist. Der weiße Ledersitz ist butterweich, und die Rückenlehne vor mir verfügt doch tatsächlich über ein ausklappbares Tischchen, das ich aus seiner Verankerung löse. Es bietet eine ideale Schreib unterlage. Plötzlich sehne ich mich nach Büttenpapier und einem Füller.
»Welches Baujahr?«, frage ich Edward, während er die Auffahrt hinunterfährt.
»Ein Bentley S2 Saloon von 1960«, sagt er. »Davon wurden nur dreihundertachtundachtzig Fahrzeuge produziert, und ich fürchte, allzu viele sind nicht mehr fahrtüchtig. Als Mr. Stark dieses Exemplar auf einem Schrottplatz entdeckt hat, war er fest entschlossen, ihm wieder zu seiner alten Pracht zu verhelfen.«
Ich kann mir nicht vorstellen, was Damien auf einem Schrottplatz verloren hatte, aber seine Entschlossenheit umso mehr: Wenn Damien etwas will, bekommt er es auch – sei es nun ein Oldtimer, ein Hotel in Santa Barbara oder mich.
Ich streiche mit dem Finger über die gelackte Tischplatte. »Sie haben nicht zufällig Papier und einen Füller da?«
»Aber natürlich!« Edward beugt sich vor und zieht eine Mappe aus dem Handschuhfach, die er mir überreicht. Ich schlage sie auf und finde einen Füllhalter sowie dickes Briefpapier mit Damiens Monogramm – DJS – darin vor.
Ich zögere. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Edward mir meinen Wunsch tatsächlich erfüllt. Jetzt, wo ich meine Gedanken zu Papier bringen könnte, ist mein Kopf auf einmal ganz leer.
Aber diese einmalige Gelegenheit darf ich mir nicht entgehen lassen, also hole ich tief Luft, setze die Spitze des Füllfederhalters aufs Papier und beginne zu schreiben.
Hochverehrter Mr. Stark,
vor unserem Kennenlernen habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie sinnlich so ein Auto sein kann. Doch jetzt versinke ich erneut in weichem Leder, kann mich der heißen Umarmung dieses eleganten, rasanten Wagens überlassen. Davon wird mir ganz schwindlig, und ich …
Ich schreibe und schreibe, lasse meine neckischen Sätze aufs Papier fließen. Während ich zusehe, wie meine fein säuberliche Handschrift die Seite füllt, bedauere ich kurzzeitig den technischen Fortschritt. Wie schön es gewesen sein muss, den Brief eines Liebhabers zu bekommen! Ihn zu öffnen und die von ihm in seiner kräftigen, selbstbewussten Handschrift zu Papier gebrachten Gefühle zu lesen. SMS -Botschaften und E-Mails haben zwar den Vorteil einer gewissen Unmittelbarkeit, aber die Intimität eines Briefes werden sie nie erreichen.
Als Edward vor dem Mietshaus in Studio City hält, in dem ich mit Jamie wohne, habe ich meinen Brief beendet. Ich falte ihn sorgfältig zusammen und stecke ihn in den dazugehörigen Umschlag, den ich in der hinteren Tasche der Mappe gefunden habe, klebe ihn zu und schreibe meine Adresse in die linke obere Ecke. Dabei fällt mir auf, dass ich Damiens Adresse in Malibu gar nicht kenne. Das ist seltsam, wenn man bedenkt, wie viel Zeit ich dort bereits verbracht habe! Aber egal – dann wird ihn der Brief eben in seinem Bürogebäude erreichen, in dem auch seine Stadtwohnung liegt. Ich schreibe seinen Namen und die Adresse fein säuberlich in die Mitte des Umschlags:
Damien Stark, CEO
Stark International
Stark Tower, Penthouse
S. Grand Avenue
Los Angeles, CA 90071
An die Hausnummer kann ich mich nicht erinnern, aber bestimmt findet ihn der Briefträger auch so. In meinem Geldbeutel entdecke ich eine Briefmarke und klebe sie auf den Umschlag. Dann steige ich aus dem Wagen und lächle Edward zu, der mir die Tür aufhält. »Ich muss duschen, mich umziehen und ein paar Sachen packen. Das wird eine Weile dauern.«
»Kein Problem«, sagt er, und während ich loseile, nimmt er erneut hinterm Steuer Platz.
Wegen meiner geplanten List habe ich kein schlechtes Gewissen: Edward hat sicherlich ein Hörbuch dabei, außerdem muss er nicht zurück nach Malibu, um Damien herumzuchauffieren. Wenn er irgendwann merkt, dass ich mich durch die Hintertür zu meinem eigenen Wagen geschlichen habe, hat er
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