Dir ergeben - Band 2 Roman
Künstler und die üppige, exzentrische Frau scheinen auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenzupassen. Und obwohl Evelyn behauptet, dass Blaine ihr nur das Bett wärmt, glaube ich, dass ihre Beziehung viel tiefer ist.
»Aber natürlich! Wozu schicke ich den Kerl sonst hinaus in die Welt, wenn er nicht mit ein paar schmutzigen kleinen Geheimnissen zurückkehrt?«
»Und?«
»Du bist so was von blitzsauber, dass es fast schon langweilig ist. Du bist im siebten Himmel, oder?«
Ich lache. »Dem möchte ich nicht widersprechen.«
»Gut. Schön, dass ich nicht die Einzige bin, die regelmäßig Sex hat.«
Meine Wangen brennen, und ich muss die Lippen fest zusammenpressen, um nicht laut loszulachen.
»Aber es ist mehr als nur das, stimmt’s? Wenn ich Blaine glauben kann, scheinst du den Mann gezähmt zu haben.«
Ich antworte nicht darauf, aber ihre Worte sind Balsam für meine Seele, und das sieht man mir bestimmt auch an. »Es gibt also keine dunklen Wolken am Horizont?«
»Nein«, sage ich ausweichend, denn das ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um ihr von Carls Drohungen zu erzählen. Ihrem Tonfall entnehme ich allerdings, dass sie bereits Bescheid weiß. »Warum? Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?«
Sie winkt ab. »Nein, nein, überhaupt nicht.«
Ich sehe sie mit zusammengekniffenen Augen an. Als Evelyn noch als Agentin gearbeitet hat, mag sie eine gute Lügnerin gewesen sein, aber das ist lange her.
Sie sieht mich an und lacht schnaubend. »Ach, Texas, verdammt! Ehrlich nicht – nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Zumindest noch nicht.«
Während wir uns unterhalten haben, herrschte vor dem Lift ein reges Kommen und Gehen, und jetzt öffnen sich die Türen erneut. »Du musst jetzt zur Arbeit, nicht wahr?«, sagt Evelyn.
»So leicht wirst du mich nicht los!«, entgegne ich. Aber die Fahrt mit dem Lift ist zu kurz, um ihr noch mehr aus der Nase zu ziehen, und als sich die Türen öffnen, sind wir nicht mehr allein. Die Empfangsdame, eine junge Frau in meinem Alter – Cindy, wenn ich mich recht erinnere –, springt sofort auf.
»Wow, cool, dass Sie da sind!«, sagt sie und errötet dann. »Sie werden perfekt ins Team passen, wollte ich damit sagen. Wir können gemeinsam Mittagspause machen, wenn Sie Lust haben.«
»Danke«, sage ich mit einem flüchtigen Seitenblick auf Evelyn, die sich zu amüsieren scheint. »Ich glaube, ich werde heute mit Bruce essen.«
»Oh, alles klar. Mr. Tolley wartet bereits auf Sie. Einen Moment bitte, ich bringe Sie gleich zu ihm.« Sie wendet sich Evelyn zu, bevor ich ihr sagen kann, dass ich zuerst zur Dame aus der Personalabteilung muss. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Evelyn Dodge«, sagt Evelyn. »Ich habe angerufen, weil ich etwas abholen möchte.«
»Oh, natürlich, Miss Dodge.« Sie kommt hinter ihrem Schreibtisch hervor und gibt Evelyn einen Umschlag, der vermutlich den Schlüssel enthält.
Evelyn lässt ihn in ihrer riesigen Handtasche verschwinden und zeigt auf mich. »Wir sehen uns morgen, Texas.«
»Ja«, erwidere ich vielsagend. Evelyn ist eine der wenigen, die die wahre Identität der Frau auf Blaines Porträt kennen. »Dann wirst du sogar ziemlich viel von mir zu sehen kriegen.«
Evelyn bricht in schallendes Gelächter aus und betritt den Lift. Ich folge Cindy durch den schlichten grauen Flur zu Bruces Büro, während mir ihr Lachen in den Ohren hallt.
8
Wir haben sein Büro noch nicht erreicht, als Bruce uns schon entgegenkommt. Bei meinem Vorstellungsgespräch war er die Ruhe in Person. Jetzt macht er einen gehetzten Eindruck. »Nikki. Schön, Sie zu sehen.« Er gibt mir die Hand. Sein Händedruck ist angenehm fest, was ich als gutes Omen auffasse.
Cindy kehrt zum Empfang zurück, und Bruce führt mich durch den Flur, dringt tiefer ins Labyrinth der Firma vor. Er geht schnell, und ich muss mich anstrengen, um Schritt zu halten. Falls ihn der Streit mit seiner Frau belastet, merkt man ihm das nicht an. Er sieht aus wie ein Mann, der ein berufliches Problem hat, kein privates.
»Wenn ich gerade zu einem ungünstigen Zeitpunkt komme …«, hebe ich an. »Ich glaube, ich werde sowieso noch in der Personalabteilung erwartet.«
»Ich habe bereits mit Trish gesprochen. Sie wird sich heute Nachmittag um die Formalitäten kümmern. Vorher sollten Sie sich etwas anderes ansehen.« Er bleibt vor einem Büro stehen, dessen geschlossene Tür mit Cartoons und diversen Band-Logos verziert ist. »Ich hoffe,
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