Dir ergeben - Band 2 Roman
mich so richtig ankotzt?«, fragt er, wartet meine Antwort aber gar nicht erst ab. »Dass Sie nur deshalb hier sind, weil unser Chef seiner Frau einen Gefallen tun will.«
Mir schwirrt der Kopf. Keine Ahnung, was Giselle damit zu tun haben soll, aber jetzt reicht es mir endgültig.
Ich strecke den Arm aus und starte den Lift erneut. Als er sich wieder in Bewegung setzt, drehe ich mich zu Tanner um. »Dieser Job erfordert gewisse Umgangsformen. Die Fähigkeit, mit Kunden und der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Aber vor allem die Fähigkeit, Leute anzulächeln, die ich lieber anspucken würde.« Ich setze mein nettestes Lächeln auf. »Ich glaube nicht, dass Sie das Zeug dazu haben, Tanner.«
Wir erreichen die Lobby, und die Lifttüren öffnen sich. Ich verlasse die Kabine, und er muss mir folgen. Ich gebe hier den Ton an, und damit muss er sich abfinden. Ich kann mir zwar nicht alles erklären, was er gerade gesagt hat, weiß aber, dass ich die Lage von Anfang an unter Kontrolle haben muss, denn sonst wird er an meinem Stuhl sägen.
Als wir die Lobby durchqueren und auf den Ausgang zugehen, bemerke ich eine selbstsicher wirkende Asiatin, die an einem Tisch im Außenbereich der Cafeteria sitzt.
Sie scheint die Börsennachrichten zu lesen, und als sie umblättert, treffen sich unsere Blicke. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen, aber ihre souveräne, selbstbewusste Art inspiriert mich. Das ist mein Job, und ich habe ihn zu Recht bekommen – nicht wegen Damien, und erst recht nicht wegen Giselle. Ich habe hier das Sagen, und ich werde es allen beweisen.
Ich marschiere auf den Ausgang zu und stürme durch die Tür. Keine halbe Sekunde später ist kaum noch etwas von meinem Selbstbewusstsein übrig, denn sechs Paparazzi fallen mit ihrem Blitzlichtgewitter und ihren lauten Stimmen über mich her.
Noch bevor ich reagieren kann, bombardieren sie mich mit Fragen. »Stimmt es, dass Stark vorhat, Innovative Resources zu übernehmen?«
»Welche Aufgabe haben Sie genau bei IR, Nikki?«
Ich versuche, die Fassung zu bewahren, weiterhin die Business-Nikki zu geben. Ich hasse das, werde aber den Teufel tun und mir etwas anmerken lassen.
»Sind Sie im Auftrag von Stark hier?«
»Was sagen Sie zu dem Vorwurf der Betriebsspionage?«
Bei diesen Worten muss ich mich zwingen, die Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Nicht, weil ich mich nach Schmerz sehne, sondern weil ich demjenigen, der es wagt, mir zu unterstellen, ich würde für Damien Betriebsspionage betreiben, am liebsten die Fresse polieren würde.
»Wollen Sie so Ihren Marktwert bei den Reality-Show-Produzenten steigern?«
»Erzählen Sie uns doch etwas über die wahre Nikki! Stimmt es, dass Ihre Schwester Selbstmord begangen hat?«
Ich taumle zurück, denn diese Worte treffen mich völlig unvorbereitet.
Nein, nein, nein, nein.
Diesmal balle ich die Fäuste. Ich sehne mich nach dem Schmerz, brauche ihn, um nicht die Fassung zu verlieren, um Kraft zu schöpfen.
Ich brauche ihn, weil ich mich zwingen muss, meine Fassade zu wahren, mich diesen Leuten zu stellen – um dann so schnell wie möglich von hier wegzukommen.
Langsam straffe ich die Schultern. Und obwohl mich das meine ganze Kraft kostet, schaue ich jedem Reporter direkt in die Augen. Dann setze ich erneut mein Tausendwattlächeln auf. »Kein Kommentar«, sage ich, bevor ich mich lässig zu Tanner umdrehe. Er steht immer noch in der Tür, und ich bekomme gerade noch mit, wie sein süffisantes Grinsen erlischt. »Na los, Tanner«, sage ich, während ich mir einen Weg durch die Paparazzi bahne. »Unser Meeting wartet.«
»Ach du meine Güte! Unglaublich, dass du mit so einem Idioten zusammenarbeiten musst!«, sagt Jamie. Wir sitzen an dem auf Hochglanz polierten Tresen des Firefly in Studio City und trinken Martinis. Jamie isst ihre letzte Olive und richtet dann den kleinen Plastikspieß auf mich. »Das ist ja fast so wie in einer Sitcom, oder besser gesagt wie im Film. Wie in einer dieser Liebeskomödien, in der der attraktiven Heldin ein völlig unfähiger Depp zur Seite gestellt wird, und dann passieren die verrücktesten Sachen.«
»Nur, dass der Typ rachsüchtig ist und nicht unfähig. Und kommen in diesen Filmen die Heldin und der Depp am Ende nicht immer zusammen?«
»Nicht unbedingt«, sagt Jamie und lehnt sich selbstzufrieden zurück. »Nicht, wenn es noch einen anderen Handlungsstrang mit einem zweiten Kandidaten gibt.« Sie macht eine weit ausholende Geste. » Ein Tag mit Tanner . Ich
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