Dir ergeben - Band 2 Roman
drehe mich um und stehe plötzlich vor Evelyn Dodge, einer ziemlich auffälligen Erscheinung und einer der Menschen, die mir ganz besonders am Herzen liegen. Sie trägt eine fließende schwarze Hose und goldene Sandalen, die glatt aus Marokko importiert sein könnten. Ihr weites, wild gemustertes Oberteil sieht aus, als würde es aus einem Dutzend zusammengenähter Hermès-Schals bestehen. Evelyn wirkt wie eine Zigeunerin mit einem sehr teuren Geschmack.
»Ich wusste, dass du heute deinen ersten Arbeitstag hast«, sagt sie. »Aber ich hätte nicht erwartet, dass wir uns hier treffen.«
Ich ertappe mich dabei, dass ich sie immer noch verblüfft anstarre – und den Zugang zum Lift blockiere. Ich trete beiseite und lasse das Grüppchen, das sich davor versammelt hat, vorbei, zwinge mich etwas zu sagen, obwohl ich bis über beide Ohren dümmlich grinse.
»Was um alles in der Welt machst du hier?«, frage ich. Evelyn wohnt in Malibu, ganz in der Nähe von Damiens neuem Domizil, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie freiwillig ins Valley fährt.
»Dasselbe wie du, Texas.«
Ich ziehe amüsiert die Brauen hoch. »Steigst du jetzt auch in die Computerbranche ein? Designst du eine iPhone-App, um Werbung für Blaines Arbeiten zu machen?«
Sie hebt den Zeigefinger: »Gar keine schlechte Idee, dazu muss ich dich bei Gelegenheit einmal genauer befragen. Aber nein, ich will Bruce besuchen.«
»Warum?« Das ist mir einfach so herausgeplatzt, bevor ich merke, wie unhöflich das klingt.
Aber Evelyn lässt sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. »Ich brauche einen Schlüssel von ihm.« Sie stößt ein heiseres, bellendes Lachen aus. »Aber keine Sorge, ich plane keinen flotten Dreier. Diesbezüglich bin ich schon mit Blaine bestens bedient. Der hat übrigens gerade beschlossen, dass er bei ein paar Bildern, die am Samstag ausgestellt werden sollen, noch einmal letzte Hand anlegen will. Aber anscheinend hat die Galerie sie ausgelagert.«
Jetzt bin ich wirklich verwirrt. »Kann Giselle dir nicht aufsperren?« Giselle ist Bruces Frau und die Inhaberin mehrerer Kunstgalerien in Südkalifornien. Auf der Cocktailparty am Samstag soll nicht nur das Porträt von mir gezeigt werden – wobei nur eine Handvoll Gäste weiß, dass ich dafür Modell gestanden habe –, sondern auch andere Bilder von Blaine.
»Wenn sie nicht gerade in Palm Springs wäre, schon. Aber sie hat mich von unterwegs angerufen. Anscheinend ist sie gerade dabei, ein paar neue Werke für ihre dortige Galerie einzukaufen, und ihr Assistent hat keinen Zweitschlüssel. Keine Ahnung, warum sie ihn Bruce gegeben hat statt ihrem Assistenten. Manchmal ist die Frau wirklich seltsam.«
»Damien ist ebenfalls in Palm Springs. Er ist heute Morgen dorthin aufgebrochen.«
»Zu dumm, dass Giselle das nicht weiß! Dann hätte er die Bilder mit zurücknehmen können, und ich hätte mir die Fahrt gespart.« Evelyn schüttelt den Kopf. »Ehrlich gesagt wäre ich lieber nach Palm Springs statt nach Burbank gefahren. Das weiß Giselle ganz genau. Aber wahrscheinlich haben sie und Bruce wieder mal Krach.«
»Weswegen?«
»Ach, bei denen weiß man das nie so genau.« Sie winkt ab, als wäre das ein offenes Geheimnis, aber das Thema Giselle macht mich nervös: Ich kannte Damien gerade erst fünf Minuten, da war ich schon eifersüchtig auf die Frau, weil ich dachte, die beiden wären ein Paar. Als ich erfuhr, dass sie verheiratet ist, habe ich meine Eifersucht verdrängt. Ich würde nicht behaupten wollen, dass sie wieder zurückgekehrt ist – trotzdem: Mein Wunsch, dass bei Giselle und Bruce bald wieder trautes Eheglück herrscht, ist rein egoistischer Natur.
»Und was ist mit dir?«, fährt Evelyn fort. »Ich hoffe ja immer noch, dass du mein Angebot annimmst und mal mit deiner Kamera vorbeischaust, damit ich dich mit Drinks abfüllen und mit dir quatschen kann. Aber anscheinend hast du mich nicht mehr nötig – jetzt, wo du Damiens Aussicht genießen kannst.«
»Die ist in der Tat fantastisch«, gestehe ich. »Aber ich würde dich trotzdem gern mal besuchen.«
»Du bist jederzeit willkommen und darfst natürlich deine Kamera mitbringen. Oder du kommst einfach so auf ein Getränk und ein nettes Gespräch vorbei. Beides gibt es bei mir im Überfluss – und guten Rat obendrein, falls du welchen brauchst. Aber nach dem, was ich so höre, geht es dir ausgezeichnet.«
»Blaine klatscht also über mich.« Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Der dünne, junge
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