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Dir ergeben - Band 2 Roman

Dir ergeben - Band 2 Roman

Titel: Dir ergeben - Band 2 Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kenner
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es macht Ihnen nichts aus, gleich in die Höhle des Löwen geworfen zu werden.«
    Neugierig mustere ich die Tür. Ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Ich weiß nur, dass man »Aber nein, ganz und gar nicht, worum geht es denn?« antwortet, wenn einem der neue Chef eine solche Frage stellt.
    »Mein elektronischer Kalender hat mich im Stich gelassen, und jetzt habe ich Termine doppelt vergeben. Ich möchte, dass Sie und Tanner in die Stadt fahren und sich mit dem IT-Team der Suncoast Bank treffen. Die interessieren sich für den 128-Bit-Verschlüsselungsalgorithmus, den wir gerade in der Betatestphase haben. Ich wollte Sie ohnehin mit dem Marketing dieses Produkts betrauen, hatte aber gehofft, Sie einarbeiten zu können, bevor Sie ins kalte Wasser springen müssen. Tut mir leid, dass ich Sie damit schon an Ihrem ersten Tag überfalle.«
    »Kein Problem«, sage ich. Meine Stimme klingt gelassen, aber meine Gefühle fahren Achterbahn. Bruce hat mir beim Vorstellungsgespräch bereits von der brandneuen Verschlüs­selungssoftware von Innovative erzählt, und ich weiß, dass sie der große Umsatzbringer der Firma werden soll. Ich hätte nicht damit gerechnet, gleich so eine tolle Aufgabe übertragen zu bekommen, habe aber fest vor, das Meeting zu nutzen, um meinem Chef zu beweisen, dass ich genau die Richtige für diesen Job bin und ihn mit Bravour erledigen werde.
    »Es dürfte nicht allzu schwer sein, denen die Software zu verkaufen«, fügt Bruce hinzu. »Das Produkt erfüllt ihre Erwartungen perfekt, aber wir wollen unsere eigenen Leute vor Ort haben, damit sie die IT-Abteilung der Bank richtig einweisen können. Außerdem sind wir so über jeden Fehler und jede Störung informiert und können sie umgehend beheben.«
    »Natürlich.«
    »Deshalb möchte ich, dass auch Tanner mitkommt«, fügt er hinzu und klopft leise an die mit Cartoons beklebte Tür. »Er war an der Entwicklung des Projektes beteiligt, und es würde ihm ehrlich gesagt guttun, mal ein halbes Jahr außer Haus zu arbeiten.«
    »Warum?«
    Bruce runzelt die Stirn. »Wenn Sie nichts dagegen haben, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, können wir das in Ruhe morgen besprechen. Vorab nur so viel: Als ich vorhin sagte, dass Sie gleich in die Höhle des Löwen geworfen werden, habe ich damit nicht den Kunden gemeint.«
    »Verstehe«, erwidere ich. Auf einmal fällt mir siedend heiß ein, dass Bruce auch auf der Party sein wird. Die erste Stunde des Abends bleibt einem kleinen Kreis vorbehalten: Dazu haben wir nur unsere Freunde eingeladen, die wissen, dass ich an Damiens Wand hänge. Anschließend öffnen wir den dritten Stock dann für Blaines potenzielle Kunden.
    Eine Stimme ertönt hinter der nach wie vor geschlossenen Tür.
    »Herein, habe ich gesagt!«
    Bruce drückt die Tür auf, und ein blonder Mann – Typ Vertreter mit Surfer-Bräune – schaut zu uns auf. Sein Schreibtisch ist unter Bergen von Unterlagen begraben, doppelt so viele sind über den gesamten Fußboden verteilt. Er grinst breit. Man soll ja nicht vorschnell urteilen, aber mir ist der Mann von Anfang an suspekt.
    »Bruce!«, sagt er freundlich-jovial. »Ich habe gerade mit Phil telefoniert. Er schickt uns die nötigen Infos über diese Continental Mortgage-Geschichte. Ich werde dafür sorgen, dass er an der Sache dranbleibt.«
    »Das klingt gut«, sagt Bruce, aber ich habe das Gefühl, dass er nur halb hinhört. »Tanner, das hier ist Nikki.«
    Kurz habe ich das Gefühl, in den Spiegel zu sehen: Tanners breites Grinsen ist genauso aufrichtig wie mein antrainiertes Schönheitswettbewerb-Lächeln. Oder wie das Lächeln der Gesellschaftsdame Nikki, das ich gerade anknipse.
    »Wir alle haben schon viel von Ihnen gehört«, sagt Tanner. »Alle können es kaum erwarten, die ›Mitarbeiterin des Monats‹ kennenzulernen.« Er lacht leise auf und sieht wieder zu Bruce hinüber. »Also willkommen an Bord und so weiter.«
    Ich schaue Tanner direkt in die Augen und lächle noch künstlicher. »Ich werde mich bemühen, die Erwartungen nicht zu enttäuschen.« Dann drehe ich mich um, sodass ich beide Männer im Blick habe, setze noch einen drauf und knipse mein Tausendwattlächeln an.
    »Das wird Ihnen bestimmt gelingen«, sagt Bruce. »Wir freuen uns sehr, dass Sie unser Team verstärken.« Die Aufrichtigkeit, die in seiner Stimme mitschwingt, ist nicht zu über­hören, und ein Blick in Tanners Gesicht sagt mir, dass dieser es ebenfalls bemerkt hat.
    »Wir müssen jetzt wirklich los«,

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