Dir ergeben - Band 2 Roman
»Es ist ein seltsamer Abend«, gestehe ich.
»Willst du drüber reden?«
Ich hebe mein Glas. »Auf gar keinen Fall!«
»Wo steckt eigentlich dein Liebster? Oder ist er gerade das Tabuthema?«
»Er kommt gerade seinen Gastgeberpflichten nach«, sage ich und suche nach ihm, sehe, dass er nicht mehr mit Charles zusammensteht, sondern von mehreren Gästen umringt ist.
»Und wer ist sie?« Jamie zeigt mit dem Kinn auf die Gruppe, und durch eine Lücke in der Menge erkenne ich eine zierliche Brünette neben Damien.
Auf einmal scheinen sich meine Gesichtsmuskeln zu verkrampfen. »Das ist Giselle«, sage ich. »Ihr gehört die Galerie, die Blaines Arbeiten verkauft.«
»Ah, die Gastgeberin von Damiens Gast. Kein Wunder, dass du so schlecht drauf bist.«
»Ich bin nicht schlecht drauf«, sage ich, auch wenn sie natürlich recht hat. Und obwohl mir bisher noch gar nicht aufgefallen ist, dass Giselle sich hier als Gastgeberin aufspielt, steht diese Tatsache jetzt an erster Stelle der Beleidigungen und Erniedrigungen des heutigen Abends. Vielen Dank auch, Jamie!
»Ich weiß, wie du deine schlechte Laune wieder loswirst!« Sie packt meine Hand und zieht mich mit. »Rip und Lyle sind echt witzig. Du musst sie unbedingt kennenlernen. Und wenn du sie nicht magst, dann tu wenigstens so als ob, okay?«
Ich sehe sie missbilligend an, schließlich weiß sie ganz genau, dass ich der perfekte Partygast sein kann.
Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, sie daran zu erinnern, dass ich Rip und Lyle bereits kennengelernt habe. Aber da sie nur Hollywood-Talk abgesondert haben, habe ich nicht das Geringste verstanden. Doch diesmal sehe ich sie mit Jamies Augen – und sie hat recht – sie sind wirklich lustig.
Ich wappne mich mit meiner besten Party-Girl-Fassade und mache mit Jamie die Runde. Ich strahle und sprühe nur so vor Lebensfreude. Es fällt mir leicht, mit anderen ins Gespräch zu kommen, die Kamera zu zücken und die Leute zu bitten, zu lächeln oder zusammenzurücken.
Wie einfach es ist, alte Gewohnheiten wieder aufzunehmen! Die Anweisungen meiner Mutter klingen mir im Ohr: »Eine Dame verliert niemals die Contenance. Sie lässt sich nie anmerken, dass sie verletzt ist. Denn dann kennt jeder ihre Schwächen.«
Mutters Worte sind berechnend und kalt, aber ich klammere mich an sie. Sosehr ich auch vor meiner Mutter und den ewigen Schönheitswettbewerben davongelaufen bin, sosehr ich mein Leben mit ihr gehasst habe, kann ich doch nicht leugnen, dass eine derart vertraute Routine auch etwas Tröstliches hat. Denn meine Mutter hat recht: Wenn man von niemandem wirklich durchschaut wird, kann einem auch niemand wehtun. Und im Moment möchte ich nicht mehr von mir preisgeben als eine Maske.
Doch während ich mich unter die Gäste mische, spüre ich, dass Damien mich ständig im Auge behält. Er beobachtet mich, seine Blicke brennen förmlich auf mir, machen mir jede noch so kleine Bewegung bewusst. Ich spüre den Stoff meines Kleides auf meiner Haut, die Schuhe an meinen Fußballen.
Er ist frustriert – vielleicht sogar wütend auf mich –, aber das ändert nichts daran, dass sein Begehren mit Händen zu greifen ist.
Und meines ebenfalls.
Meine Ängste und Enttäuschungen können warten, im Moment möchte ich nichts als Damien.
Ich habe mich gerade dazu durchgerungen, zu ihm und dem Gemälde zu gehen, als Evelyn neben mir auftaucht. »Ich weiß nicht, wem von beiden ich den Hals umdrehen soll, Damien oder Giselle. Es gibt nur Wein und Champagner«, sagt sie zu mir. »Komm schon, Texas, du musst doch wissen, wo die Geheimvorräte sind!«
»Das weiß ich tatsächlich«, erwidere ich. Es ist zwar bestimmt nicht die feine Art, Evelyn in den hinteren Teil der Küche zu führen, aber in Wahrheit könnte ich ebenfalls einen Schluck Whiskey vertragen.
Wir weichen dem Personal aus, das in der Küche Getränkenachschub und neue Tabletts mit Appetithäppchen holt, und setzen uns an das kleine Frühstückstischchen.
»Los, raus mit der Sprache, Texas!«, fordert sie mich auf, kaum dass wir uns niedergelassen haben und ich uns zwei Gläser eingeschenkt habe. »Du hast doch was auf dem Herzen.«
»Ich lasse langsam nach«, sage ich. »Ich konnte meine Sorgen schon mal besser verbergen.«
»Vielleicht ist es ja deine gute Miene zum bösen Spiel, die dich verrät.«
Ich denke darüber nach und merke, dass Evelyn neben vielen anderen Dingen auch sehr klug ist.
»Komm schon, vertrau dich Tante Evelyn an.«
»Ich soll
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