Dir ergeben - Band 2 Roman
nicht zu gefährden.« Auf einmal muss ich die Hand vors Gesicht schlagen und die Tränen zurückdrängen.
»Soll ich Blaine sagen, dass du Bescheid weißt?«
Ich schüttle heftig den Kopf. »Nein, nein, er soll nicht denken, dass ich mir deswegen Sorgen mache oder wütend auf ihn bin. Vielleicht werde ich es ihm eines Tages selbst sagen, aber noch nicht jetzt.«
»Ich war mir auch nicht sicher, ob ich es dir sagen soll«, gesteht Evelyn. »Aber ich bin jetzt froh, dass ich es getan habe.«
»Ich auch.«
»Um die Wahrheit zu sagen war ich sehr überrascht, Giselle hier zu sehen. Blaine hat ihr gestanden, dass er sich verplappert hat. Sie müsste doch wissen, dass dich ihr Erscheinen in Verlegenheit und Damien auf die Palme bringt. Seltsam, dass sie es riskiert, ihren besten Kunden zu verärgern.«
»Tatsächlich?«, sage ich, aber inzwischen ist mir klar, was Tanner gemeint hat. Wenn Damien Giselles bester Kunde ist, ergibt auch die Anschuldigung, Bruce hätte mich bloß eingestellt, um seiner Frau einen Gefallen zu tun, einen Sinn. Das macht ihren besten Kunden glücklich, und die Galerie verdient weiterhin gutes Geld.
»Vielleicht habe ich da was falsch verstanden«, überlegt Evelyn laut. »Vielleicht ist Giselle diejenige, die eifersüchtig ist.«
»Auf mich? Aber warum denn das?«
»Du bist mit Damien zusammen«, sagt Evelyn. »Nicht sie. Nicht mehr.«
Heute Nacht folgt eine Enthüllung auf die nächste. »Damien und Giselle hatten mal was miteinander?«
»Vor Jahren. Sie waren einige Monate zusammen, dann hat sie Bruce geheiratet. Auch das ist eine interessante Geschichte.«
»Damien und Giselle?« Ich weiß nicht recht, ob ich diese Geschichte wirklich hören will.
»Giselle und Bruce«, sagt Evelyn kopfschüttelnd. »Aber die sollten wir uns für ein andermal aufheben.« Sie leert ihren Drink und knallt das Glas auf den Tisch. »Bist du bereit, dich wieder ins Getümmel zu stürzen?«, fragt sie im Aufstehen.
»Nein«, gebe ich zu, erhebe mich aber trotzdem. Denn ich will jetzt keine Leute um mich haben. Nur Damien.
14
Kurz nachdem Evelyn gegangen ist, drehe ich eine schnelle Runde. Einige Leute lächeln mich an oder nicken mir zu, treten beiseite, als wollten sie mich einladen, mich an ihren Gesprächen zu beteiligen. Aber ich gehe weiter, habe nur Augen für Damien und bahne mir fest entschlossen einen Weg durch die Menge.
Als ich ihn endlich entdecke, halte ich inne. Er ist Teil einer kleinen Gruppe, lauscht der Geschichte einer stämmigen Frau mit braun gelocktem Haar. Ganz so, als würde Damien meinen Blick spüren, dreht er sich um. Seine Augen finden mich sofort, und auf einmal sind wir ganz allein auf der Welt: Die Menschen um uns herum sind nichts als verschwommene Farbflecken, ihre Gespräche nur ein leises Hintergrundrauschen. Wir sind die einzigen Personen im Raum, und ich bleibe wie hypnotisiert stehen. Ein Prickeln erfasst meinen Körper, und mein Mund ist auf einmal ganz trocken. Es ist, als würde dieser Mann einen Zauber auf mich ausüben, dem ich mich bereitwillig ausliefere.
Ich möchte mich in der heißen Leidenschaft verlieren, die zwischen uns auflodert. Mir war heute so kalt, eisige Winde haben an meinem Körper gezerrt, heftige Gezeitenströme. Ich will einfach nur hier stehen bleiben und die Zeit vergessen, mich ganz in Damiens Anblick verlieren.
Aber das geht nicht. Es gibt viel zu tun – und viel zu sagen. Deshalb zwinge ich mich weiterzugehen. Ich mache einen Schritt nach vorn, und die Welt um mich herum nimmt wieder scharfe Konturen an. Die Leute bewegen sich, unterhalten sich, Gläser klirren. Aber die ganze Zeit über habe ich Damien nicht aus den Augen gelassen, lächle ihn entschuldigend an, aber auch einladend.
Während mein Herz klopft wie verrückt, drehe ich mich um und gehe.
Es kostet mich erstaunlich viel Kraft, mich nicht umzuschauen, aber ich schaffe es. Ich eile zurück in die Küche und nehme dann den kurzen Flur zum Lastenaufzug. Damit fahre ich einen Stock tiefer in die Bibliothek. Diese Etage ist nicht für die Partygäste geöffnet. Es ist Damiens Privatreich, und obwohl meine Nerven ziemlich blank liegen, weiß ich, dass ich ebenfalls hierhergehöre. Lächelnd verlasse ich den Aufzug und betrete die kleine Nische, in der ein Arbeitsplatz mit Computer untergebracht ist. Dieser Bereich ist für alle, die die Treppe hinaufgehen, uneinsehbar. Leider kann auch ich von hier aus die magisch glitzernden Lämpchen nicht erkennen.
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