Dir ergeben - Band 2 Roman
zeigt einen Fingerbreit an. Ich schenke ihr erneut nach und mir beinahe auch, aber so wie Evelyn mich ansieht, sollte ich lieber einen klaren Kopf behalten.
Evelyn ignoriert das Glas, stützt stattdessen die Ellbogen auf und starrt mich so lange an, bis ich anfange, mich unwohl zu fühlen.
»Was ist?«, frage ich schließlich.
»Nichts«, sagt sie. »Ich hätte nur schwören können, dass du blaue Augen hast, nicht grüne.«
Ich sinke ein wenig in mich zusammen. »Ich bin ein bisschen verwirrt, was Giselle angeht«, gebe ich zu. »Ständig taucht sie irgendwo auf, und da mache ich mir eben so meine Gedanken.« Ich staune, dass ich das so unverblümt aussprechen kann. Normalerweise fühle ich mich mit Maske deutlich wohler, und außer in Gegenwart von Damien, Jamie und Ollie nehme ich sie nie ab. Doch bei Evelyn fällt mir das Reden leicht, und ich ertappe mich dabei, Dinge preiszugeben, die ich normalerweise für mich behalten würde. Im Grunde müsste ich mich in ihrer Gegenwart unwohl fühlen, aus Angst, irgendwann zu viel von mir zu verraten. Aber das Gegenteil ist der Fall, und darüber bin ich froh.
»Damien hat mir nicht erzählt, dass er Giselle geholfen hat, die Bilder zurückzuholen«, sage ich. »Ich weiß, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt, aber …«
»Aber gerade ist sie an seiner Seite und nicht du?«
»Ja, vielleicht. Aber das kann ich ihm schlecht vorwerfen, weil ich dort stehen würde, wenn ich nicht wütend geworden und davongerannt wäre. Damien lässt mir nur meinen Freiraum.«
»Ach so, ein kleiner Knatsch! Halb so schlimm, Texas. Das Drama nimmt immer erst im zweiten Akt Fahrt auf. Was hat er denn so Furchtbares getan, dass er dir das Herz gebrochen hat?«
Ihre Worte hallen in meinem Kopf nach, denn genau das hat er getan – er hat mir das Herz gebrochen. »Er hat Giselle verraten, dass ich diejenige auf dem Bild bin.« Das hört sich genauso schlimm an, wie ich es empfinde. »Und sie hat es Bruce weitererzählt.«
»Verstehe.«
Etwas an Evelyns Tonfall lässt mich aufhorchen. »Was ist? Findest du, ich sollte mich nicht so anstellen? Ich habe mir selbst gesagt, dass es so schlimm auch wieder nicht ist, und vielleicht stimmt das auch. Aber Damien …«
»… hat sein Wort gebrochen. Und das ärgert dich natürlich. Mir würde es ganz genauso gehen. Aber in diesem Fall solltest du ihm vergeben.«
Ich komme nicht umhin, sie schief anzugrinsen. »Das werde ich auch. Ehrlich gesagt kann ich mir gar nicht vorstellen, länger auf Damien wütend zu sein. Aber noch ist es nicht so weit. Noch bin ich zu verletzt.«
Sie redet einfach weiter, als hätte ich gar nichts gesagt. »Du musst ihm verzeihen, weil er sein Wort nicht gebrochen hat. Sondern Blaine.«
»Wie bitte?« Ich verstehe immer noch nicht.
»Blaine hat es Giselle gesagt«, stellt Evelyn nüchtern fest. »Aber nicht mit Absicht. Hinterher war er ganz entsetzt. Sie haben sich über mögliche neue Modelle für die Galerie unterhalten, und irgendwie kam das Gespräch auf das Porträt. Er weiß nicht mal mehr, was er genau gesagt hat. Du weißt ja, wie er ist, wenn er einmal drauflosplappert. Und dann war es passiert. Er ist sofort zu mir gekommen und hat mir alles gebeichtet. Er hat die ganze Nacht nicht geschlafen, und ich musste ihn mit aller Macht davon abhalten, Damien anzurufen. Es war zwei Uhr morgens, und ich habe gesagt, das kann warten. Der Ärmste war völlig fertig, als er Damien endlich um fünf Uhr morgens an der Strippe hatte.«
»Wann war denn das?«, frage ich verwirrt.
»Vor vier Tagen.«
»Aber – ich habe Damien direkt darauf angesprochen, ob er es Giselle gesagt hat, und er hat Ja gesagt. Er hat gelogen, um Blaine zu schützen. Warum?«
»Ach, Schätzchen, Blaine war nicht wegen Damien so verzweifelt, sondern deinetwegen. Er hat’s vermasselt, und er hat dich verletzt. Er wollte es dir sofort sagen und hat Damien gefragt, wie er es dir beibringen soll. Damien meinte, er solle es lieber für sich behalten. Stattdessen wollte er mit Giselle reden und dafür sorgen, dass es sich nicht weiter herumspricht. Zur Not würde er alles auf seine Kappe nehmen.«
»Aber warum nur?«
»Die Frage hast du bereits selbst beantwortet, Texas«, sagt Evelyn sanft.
Ich verstehe nicht. Dann muss ich wieder an meine Worte denken. Ehrlich gesagt, kann ich mir gar nicht vorstellen, länger auf Damien wütend zu sein.
»Er nimmt Blaine in Schutz«, sage ich mehr zu mir selbst als zu Evelyn. »Um unsere Freundschaft
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