Dirigent
Bücher, Musik –, ohne dabei unbedingt auf einen kommerziellen Erfolg aus zu sein.
Darüber hinaus ist Berlin eine äußerst tolerante, bunte und vielseitige Stadt. Mir gefällt, dass es hier überhaupt keinen Druck gibt, sich einer bestimmten Lebensweise anzupassen.
»Der Dirigent« hat in Neuseeland sehr positive Kritiken bekommen und befand sich rasch an der Spitze der Bestsellerliste. Ist das für Sie eine Erleichterung, nachdem die Geschichte so lange in Ihrem Kopf gelebt hat?
Ja, es ist großartig, dass die Figuren endlich frei in die Welt hinaustreten und dass andere Menschen sie kennenlernenkönnen. Ich habe lange dafür gebraucht, diesen Roman zu schreiben, und ich habe niemandem etwas daraus gezeigt, bevor ich mir nicht sicher war, ihn vollendet zu haben.
Danach einen Schritt zurückzutreten und andere Menschen an dem teilhaben zu lassen, womit man selbst sich so lange intensiv beschäftigt hat, bedeutet immer eine große Erleichterung.
Was sind Ihre Lieblingsbücher?
Ich liebe Das Buch der Unruhe des portugiesischen Schriftstellers Fernando Pessoa. Es ist fragmentarisch, poetisch und wunderschön geschrieben; man kann es ganz langsam lesen und sich dabei in seine traumartige Welt entführen lassen.
Außerdem mag ich Virginia Woolfs Zum Leuchtturm , Don DeLillos Körperzeit , Murakamis Sputnik Sweetheart und alle Schriftstellerinterviews aus Paris Review.
Während der Arbeit an einem Roman lese ich allerdings kaum belletristische Literatur. Ich beschäftige mich dann lieber mit den Briefen oder Tagebüchern anderer Schriftsteller: mit Katherine Mansfields Briefen, Woolfs Tagebüchern, Steinbecks Arbeitsjournalen.
Im Augenblick lese ich eine Sammlung von Tschechows Briefen, die ich als überaus fesselnd und erstaunlich modern empfinde.
Die deutsche Übersetzung des Gedichts von Anna Achmatowa, »Kak solominkoi, p’esh moiu dushu«, »Mit dem Strohhalm trinkst du meine Seele« (1911), stammt von Ralph Dutli, nachzuhören im Hörverlag, München 2003: Anna Achmatowa/Marina Zwetajewa, Mit dem Strohhalm trinkst du meine Seele , Gedichte, 1 CD.
Informationen zum Buch
Im Sommer 1941 verlassen die deutschen Soldaten klammheimlich Leningrad. Eine Katastrophe naht: Die Stadt wird belagert, soll dem Erdboden gleichgemacht werden. Der Großteil der Künstler und Kulturschaffenden wird evakuiert. Bis auf Dmitri Schostakowitsch, den wohl berühmtesten russischen Komponisten. Er bleibt, um seine Stadt zu verteidigen. Doch ein anderer wird zum eigentlichen Helden: Karl Eliasberg, Dirigent eines zweitklassigen Radioorchesters. Hungernd und im Angesicht des Todes führt Eliasberg mit seinem Orchester Schostakowitschs »Siebte Symphonie« auf. – Ein hochmusikalischer, bewegender Roman über zwei beseelte wie getriebene Männer, die der Kälte einen humanen Klang abringen.
Die Symphonie des Winters
Es ist eine Zeit, in der alle Musik gefriert. Doch im Kopf eines Mannes entsteht eine Symphonie, die den Menschen im belagerten Leningrad Mut und Hoffnung geben kann. Allerdings bedarf es eines todesmutigen Dirigenten, damit das Werk erklingen kann. ¬¬- Ein ergreifender Roman über den Sieg der Kunst über die Barbarei.
Informationen zur Autorin
Die Schriftstellerin und Kritikerin S ARAH Q UIGLEY , geb. 1967 in Neuseeland, promovierte in Literatur an der University of Oxford. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten und Gedichte, wofür sie zahlreiche hochkarätige Auszeichnungen erhielt. »Der Dirigent« ist ihr vierter Roman und ihr erstes Buch auf Deutsch. Seit 2000 lebt und arbeitet sie in Berlin.
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