Dirk und ich
fragte sie, und ob Mami ein paar Tomaten wolle?
Oma sagte immer, dass Mami total gut mit Bekloppten umgehen konnte, weil sie ja sonst Papi nicht geheiratet hätte. Auf jeden Fall sagte Mami zu Frau Pankel, das wäre sehr nett von ihr mit den Tomaten, aber wir würden sie natürlich essen und nicht an die Tapete kleben. Worauf Frau Pankel sagte, natürlich, natürlich, erst im Frühjahr, dann würden sie besser halten an der Tapete, die Tomaten.
Total verkalkt.
Ich ging rein und in das kleine Badezimmer, zu Papi, und sagte, dass der Möbelwagen angekommen wäre.
Papi brummelte, er hätte keine Zeit, aber Oma könnte ja helfen. Er lag halb auf dem Boden unter dem Waschbecken und fummelte an einem Rohr mit einem kleinen Rädchen dran herum, das aus der Wand rausguckte. Oma stand mit einem Putzlappen in der einen und einem Hammer in der anderen Hand daneben und guckte zu.
Papi sah total genervt aus. Er hatte ganz ölige schwarzeHände, und während er mit einer groÃen Zange das Rohr bearbeitete, fluchte er vor sich hin, es wäre ein blödes verrostetes Ding und eines Tages würde dieses Rohr einfach platzen.
Oma wischte mit dem Putzlappen über das Waschbecken und fing an zu erzählen, wie sie damals nach dem Krieg das Wasser zum Kochen und Waschen mit Eimern aus einem Brunnen holen musste, nicht wahr, der hätte zweihundert Meter hinter dem Haus gestanden und wie doch heute alles so einfach wäre mit dem Leitungswasser.
Papi grunzte, dass Oma jetzt mit dem Hammer gegen die Zange schlagen soll.
Oma kloppte ihm mit dem Hammer kräftig auf einen Daumen.
Papi schrie auf und knallte mit dem Kopf unter das Waschbecken.
Die Zange fiel ihm runter und Oma sagte, damals, nach dem Krieg, da war das ja auch schwierig mit dem Werkzeug, man hätte ja alles mit den bloÃen Händen machen müssen, nicht wahr, und dass Papi ein bisschen aufpassen sollte mit dem neuen Waschbecken, damit er mit seinem Holzkopf nicht gleich ein Loch reinhaute in das teure Stück.
Papi guckte unter dem Waschbecken hoch zu Oma und sagte, wenn sie nicht gleich mitsamt ihrem stinkenden Putzlumpen aus dem Bad verschwunden wäre, dann würde er ihr das Ding mit seinen bloÃen Händen links und rechts um die Ohren schlagen, nicht wahr.
Oma schnappte nach Luft, lieà den Hammer fallen und marschierte beleidigt aus dem Badezimmer.
Du meine Güte, schimpfte Papi, die Frau treibt mich noch glatt in den Wahnsinn mit ihrem Geschwätz und dass er sich wünschte, er hätte Oma vorletzte Woche auf der Leiter verhungern lassen. Dann schraubte er weiter an dem Rohr herum.
Im Flur wartete Mami mit Björn auf dem Arm auf die beiden Möbelpacker, um ihnen zu zeigen, wo sie die einzelnen Möbel hintragen sollten. Ich folgte Oma nach drauÃen, um Dirk beim Tragen der kleineren Kartons zu helfen.
Im Garten kamen uns schon Detlef und Ernie entgegen. Sie schleppten die Wohnzimmerkommode mit dem groÃen Oberteil, das man nicht abmachen konnte, weil es festgeklebt war.
Dat is dat problematischste Teil von allen, keuchte Ernie, dat is nämlich eigentlich wat zu groÃ.
Frau Pankel stand immer noch am Zaun und sah Dirk dabei zu, wie er Kartons aus dem Laster holte und nebeneinander auf den Bürgersteig stellte.
Sie rief Oma zu, da hätte sie aber liebe und fleiÃige Enkelkinder, und Oma sagte, ja, nicht wahr, sie wären ganz wie ihre Mutter. Weil, wenn wir so wären wie unser unverschämter Vater, dann würden wir schon seit Jahren in einer Besserungsanstalt sitzen und jeden Tag dreimal Prügel beziehen.
Dann kletterte Oma in den Möbelwagen und Frau Pankel nickte und sagte, jaja, diese Jugend, und dass sie jetzt für Mami die Tomaten pflücken würde. Sie fing an zu singen, Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera . Dirk guckte zu ihr rüber, wie sie durch ihre Tomatenbüsche kroch und nur ihr Hintern rausguckte, fallera. Er schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
Dirk findet Tomaten genauso total eklig wie ich.
Wir trugen Kartons hinter Ernie und Detlef her bis in den Flur, wo die beiden gerade dabei waren, die Kommode die Treppen hinauf ins Wohnzimmer zu tragen.
Ernie schwitzte schon und sagte gerade zu Detlef, meine Güte nee, wenn man doch dieses Oberdingens abmachen könnte, aber dat klebt ja nu man fest!
Sie wuchteten die Kommode den ersten Treppenabsatz rauf bis unter das groÃe Fenster, wo eine Kurve war und der zweite
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