Dirnenmord am Montmartre ROTE LATERNE ROMAN Band 8 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
möglich.«
Im Haus war es unterdessen lebendig geworden. Einige leicht bekleideten Dirnen kamen herunter. Sie waren noch nicht zurechtgemacht und sahen zum Teil absolut nicht appetitlich aus.
»Was ist geschehen?«, wollte eine Rothaarige wissen, wobei sie sich eine Haarsträhne aus dem bleichen Gesicht strich.
»Constance ist tot«, sagte die Concierge. »Sie liegt tot in ihrem Zimmer. Es ist alles voller Blut. Man hat Constance ermordet.«
Die Dirnen murmelten. Es waren Worte des Entsetzens. Plötzlich war es totenstill.
»Wer hat das getan?«, fragte die Rothaarige.
»Ich weiß es nicht, Brigitte«, sagte Madame Richard. »Ich habe die Polizei verständigt. Sie wird jeden Moment hier sein.«
Als die Mädchen »Polizei« hörten, schwirrten sie auseinander. Sie liefen nach oben, um sich zurechtzumachen. Wenn man ohnehin schon nicht den besten Ruf genoss, so wollte man doch wenigstens ordentlich unter die Augen der Polizei treten.
Madame Richard hörte, wie draußen ein Polizeiwagen heranfuhr. Einige Männer sprangen heraus, gefolgt von einem Herrn im grauen Trenchcoat.
»Kommissar Jacques Palon«, stellte er sich vor und deutete eine Verbeugung an.
»Oben!«, stammelte die Concierge. »Sie liegt oben. Bitte muten Sie mir diesen Anblick nicht noch einmal zu. Ich kann nicht.«
Madame Richard zog ihre Schürze hoch und begann heftig zu schluchzen. Der Kommissar deutete mit dem Kopf nach oben, woraufhin die Beamten in Uniform die Treppe betraten.
»Das letzte Zimmer hinten rechts«, schluchzte die Hausmeisterin.
»Nun beruhigen Sie sich zunächst einmal. Wie war Ihr Name?«
»Richard«, sagte, sie aus ihrem Schluchzen heraus. »Madame Richard. Seit zwanzig Jahren bin ich Concierge hier in diesem Haus. Noch nie hat es so etwas gegeben. Noch nie, ich versichere es Ihnen, Monsieur Kommissar.«
»Schon gut, ein Mord passiert ja schließlich nicht alle Tage. Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
»Kommen Sie mit in die Küche«, bat sie. »Es ist nicht viel Platz, und es ist auch nicht aufgeräumt. Ich bin nicht dazu gekommen.«
Von einem Stuhl räumte sie nun einen Stapel alter Zeitungen weg. Dann bot sie Jacques Palon Platz an.
»Wann haben Sie die Tote entdeckt?«
»Kurz nach neun«, sagte sie. »Ich serviere Constance schon seit mehr als einem Jahr jeden Morgen das Frühstück. Ich weiß, dass es kurz nach neun war. Sehen Sie, Monsieur Kommissar, ich kann hinüberblicken zum Place de Fleur. Dort hat Madame Deneuve ihren Gemüsestand. Sie baut ihn immer um neun auf. Kurz danach bringe ich das Frühstück hinauf. So auch heute. Aber da war Constance schon tot.«
Sie schluchzte nun wieder heftig vor sich hin, und der Kommissar ließ sie eine Weile gewähren.»Wie heißt das Mädchen?«
»Constance Rodier«, sagte die Concierge abgehackt.
»Und weiter, was tut sie? Wer ist sie?«
»Sie ist - eine Prostituierte. Aber das ist ja wohl ein Beruf wie jeder andere, oder nicht, Monsieur Kommissar?«
Er wiegte den Kopf und fuhr sich dann mit der Rechten einmal über das graue, sorgsam gescheitelte Haar.
»Constance war ein anständiges Mädchen«, sagte die Concierge.
»Nun, ich weiß nicht, ob es anständig ist, für Geld mit Männern ...«
»Das war ihr Beruf«, unterbrach Madame Richard. »Nein, ich meine, von ihrem Charakter her. Constance war ein Engel, und jetzt ist sie tot. Irgendein solches Schwein muss sie getötet haben.«
»Madame, ich muss bitten!«
»Nun, ist das vielleicht nicht so?« fragte sie aufgebracht.
»Madame la Concierge, so kommen wir nicht weiter. Haben Sie irgendwelche Beobachtungen gemacht? Ich meine, hat dieses Mädchen seine Kunden hier im Hause empfangen?«
»Meistens«, sagte Madame Richard. In diesem Augenblick wurde an die Tür geklopft.
Es war ein Beamter. Er bat den Kommissar, nach oben zu kommen.
»Bitte entschuldigen Sie mich, Madame Richard. Ich bitte Sie unterdessen über Ihre Beobachtungen nachzudenken, falls Sie welche gemacht haben.«
»Sie wurde mit sechzehn Messerstichen getötet«, sagte der Polizeiarzt. »Drei dieser Stiche waren mit absoluter Sicherheit tödlich.«
»Sagten Sie mit sechzehn?«
»Ja, sechzehn Stiche. Keiner weniger und keiner mehr.«
»Das Gleiche wie mit dem Mädchen am Montparnasse. Es hatte ein anderer Arzt Dienst. Sie können davon nichts wissen, Doktor.«
»Ich habe davon gehört«, sagte der Arzt, »Das war doch vor zwei Wochen, nicht wahr?«
Kommissar Palon nickte.
»Ja, vor zwei Wochen«, sagte er
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