Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
hundert Mal gespielt hatte, und wenn dann der Gesang einsetzte, dann war es nicht Bons Stimme. Das ging mir wirklich durch und durch. Ich hätte darauf vorbereitet sein sollen, aber das war ich nicht. Glücklicherweise saß ich in einem recht privaten Bereich und war umgeben von Menschen, die mich gut kannten und von daher nachsichtig mit mir waren.
Nach der Show fanden sich Familienangehörige, Freunde und geladene Gäste, darunter auch Kobe und ich, in dem riesigen Zelt ein, das im Backstage-Bereich errichtet worden war, um die „Heimkehr“ der Band zu feiern. Die Stimmung war phantastisch, die Band hatte alle restlos weggepustet. Vorm Konzert hatte es natürlich viele Bedenken gegeben, ob Brian wohlmeinend aufgenommen werden würde, aber der Gig hatte alle Zweifler überzeugt. Die vielen tausend Zuschauer im Sydney Showground waren bereit, ihn zu adoptieren. Er hatte es geschafft.
Es war für mich verdammt hart gewesen, AC/DC bei dieser Feuerprobe zuzusehen, aber für die Jungs selbst war dieser Augenblick natürlich noch viel schwerer gewesen. Sie hatten eine Menge ertragen müssen, um so weit zu kommen, und dafür verdienten sie Respekt.
Ich gesellte mich zu ihnen und wir redeten und lachten ein bisschen. Anschließend wurden einige Gold- und Platinplatten überreicht, und Ted Alberts hielt eine wirklich gelungene Rede, die diesen historischen Moment angemessen würdigte. Dann war plötzlich ein lauter Ruf zu vernehmen: „Wo ist denn jetzt die echte Band?“ Pat Pickett stand auf, sah den Sprecher an und sagte: „Mach lieber deinen Mund zu, bevor dir jemand reinscheißt.“ Ted guckte erst ein bisschen irritiert, sagte dann aber: „Ich wünschte, das wäre von mir gekommen!“ Es war ein köstlicher Augenblick. Bons Kumpel hatte allen deutlich gemacht, wo er stand.
Wir machten Fotos mit der Band und mit Ted und Fifa. Sie zeigten eine kurzlebige, höchst ungewöhnliche AC/DC-Besetzung mit zwei Bassisten, Cliff Williams und mir. Aber es war ein wunderbares Gefühl, dass die Jungs und das Alberts-Team mich so herzlich willkommen hießen. Es war ein herrlicher Abend und ein echter Triumph für AC/DC. Es war auch das letzte Mal, dass ich privat mit der Band zusammen kam.
Plötzlich trat Michael Browning wieder in mein Leben. Er hatte sich von AC/DC getrennt und betreute nun eine Band namens Heaven, die derzeit in den USA unterwegs war. Als er sich bei mir meldete, hatte er ein Anliegen.
„Könntest du mit JL nach L.A. kommen und die Band verstärken?“
„Na klar. Hört sich super an.“
„Allerdings brauchen wir dich als Rhythmusgitarristen, als Ersatz für Mick Cocks.“
Ach du Scheiße!
Mick sah das glücklicherweise völlig gelassen. Er hatte genug davon, dauernd mit Allen Fryer aneinander zu geraten, dem aus Glasgow stammenden Sänger. Eigentlich hatte man allgemein erwartet, dass Allen nach Bons Tod bei AC/DC einsteigen würde; der Melody Maker hatte sogar eine entsprechende Meldung gedruckt.
Mick hatte, als Rose Tattoo in England waren, viel Zeit mit Bon verbracht. Schließlich war Mick sozusagen Bons Tourneebegleiter geworden, teilte sich die Hotelzimmer mit ihm, saß neben ihm im Bus und war auch sonst ständig an seiner Seite. In London bewegte sich Mick in denselben Kreisen wie Silver, Bons jetzige Ex, und ihr Freund Joe Furey, der in der Nacht, als Bon starb, mit Silver im Krankenhaus gewesen war.
„Ich wusste gar nicht, dass Bon so ein feiner Pinkel war!“, berichtete mir Mick. „Er mochte es aber, wenn ich ihn so bezeichnete, wenn er einen guten Rotwein zum Abendessen bestellte.“
Dass die beiden sich gut verstanden hatten, lag eigentlich auf der Hand – sie waren vom Typ her sehr ähnlich und verstanden es beide, im Leben viel Spaß zu haben. Wahrscheinlich waren sie im Doppelpack wie eine drogenbefeuerte Version von Laurel und Hardy gewesen.
Eines Morgens kam einer der Roadies zu Mick, der auf seinem üblichen Platz im Bus saß, und zitierte ihn nach hinten zu einem Gespräch mit Mal. Und Mal löcherte Mick nach seiner Freundschaft mit Bon. Wie Mick später berichtete: „Ich dachte damals, gleich fragen sie mich, ob ich irgendwelche Absichten habe, was Bon angeht.“
So viel zu Mick, nun aber wieder zurück zu Heaven. JL und ich waren kaum in L.A. gelandet, da ging es auch schon auf Tour – als Vorgruppe für Mötley Crüe, die damals ihr Album Shout At The Devil im Gepäck hatten. Man hatte mich gewarnt, dass es bei diesen Jungs ziemlich wild zugehen konnte. „Okay“,
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