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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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übrig. Aber die scheußliche rote Satinjacke blieb mir nicht erspart, auch wenn ich sie Gott sei Dank nur noch für kurze Zeit überziehen musste.
    Wahrscheinlich zeichnete sich schnell ab, dass uns das Glam-Outfit auch in abgeschwächter Form Probleme bereiten würde, weil die harten Jungs aus den Vorstädten, die einen großen Teil unserer Anhängerschaft ausmachten, für solche Sperenzien nichts übrig hatten. Auch ohne Satinjacken war es manchmal in den Bierkellern von Melbourne ziemlich haarig, und um sich in so ausgefallener Garderobe in diese Läden hineinzuwagen, musste man entweder sehr gut auf sich aufpassen können oder war komplett bescheuert (oder beides). Es war keine bewusste Entscheidung oder ein Befehl „von oben“, der uns dazu brachte, unseren Look zu ändern – wir entwickelten uns einfach in eine andere Richtung, die besser zum Sound und Image der Band passte. Mit Glitzerjacke konnte man ja wohl kaum ein Typ von der Straße sein, oder? Der frühe Look von AC/DC passte nie zu dem, was ich hörte. Wenn ich die Augen schloss, dann hörte ich eine laute, dreckige, Blues-Rock-Band, und wenn ich sie wieder aufmachte, sah ich Satin, Seide und Plateauschuhe. Das haute nicht hin.
    Wie ich hörte, war Malcolm ein großer Fan von Marc Bolan und T. Rex, von daher ist diese peinliche Idee vielleicht zumindest zum Teil darauf zurückzuführen. Herm Kovac, der Drummer der Ted Mulry Gang, die auch bei Albert Productions unter Vertrag stand, hatte früher einmal mit Malcolm in einer Band gespielt, bevor es AC/DC gab; sie nannten sich etwas unglücklich The Velvet Underground, mit allem schuldigen Respekt vor Lou Reed und Co. – und er schwor, dass damals in Malcolms Zimmer ein Foto von Marc Bolan hing. Zu Malcolms Ehrenrettung fügte Herm stets hinzu, es sei nur ein sehr kleines Foto gewesen. (Tatsächlich gaben wir unseren ersten Fernsehauftritt in England in Marc Bolans Comeback-Show, und wir spielten hundertprozentig live, worauf ich heute noch sehr stolz bin.)
    Mein erster offizieller Gig mit AC/DC fand am Donnerstag, den 20. März 1975, im Waltzing Matilda Hotel an der Heatherton Road in Springvale statt, einem Vorort im Südosten von Melbourne. Es war ein typischer Bierkeller-Auftritt, mit zwei Sets zwischen zehn und halb zwölf Uhr abends. Das Waltzing Matilda war ein riesiger Laden, der zu einem Motel-Komplex gehörte und 1.200 Zuschauer fasste. Solche Gigs wurden zum Lebenselixier für AC/DC in Melbourne. In großen Vorstadt-Pubs wie diesem spielten in der Regel donnerstags, freitags und samstags zwei Live-Bands. Der Eintritt kostete zwei Dollar, und die Hauptattraktion war, dass man bis halb zwölf saufen konnte, während normale Pubs um zehn Uhr Sperrstunde hatten.
    Ich war an diesem Abend ein wenig nervös, aber kaum, dass wir die Bühne betraten und loslegten, war alle Unruhe wie weggeblasen. Im Grunde musste ich auch nichts weiter tun, als mich an Malcolm und Phil zu halten, und sie spielten extrem solide und machten es mir leicht. Mit ihnen flog man wirklich erster Klasse. Wenn Bon gerade nicht sang oder versuchte, sich aus dem Publikum schon einmal eine Begleitung für den Rest des Abends auszusuchen, dann unterstützte auch er mich sehr. Dann kam er während eines Songs an meine Seite und raunte mir zu: „Na, alles klar, Mike?“ Vielleicht war alles klar, aber ich hätte mich auch gefreut, wenn Bon mich mit meinem richtigen Namen angesprochen hätte. (Aber vielleicht wusste er auch einfach mehr als ich – die ersten Goldenen Schallplatten, die ich bekam, waren alle mit der Inschrift „Mike Evans“ versehen.) Auf der Bühne schaukelten sich Bon und Angus gegenseitig hoch, und das aus meiner Perspektive mitzubekommen, war der helle Wahnsinn.
    Während dieses ersten Gigs spielten wir das ganze High Voltage -Album, ergänzt um ein paar Cover, darunter „Jailhouse Rock“ und „Jumpin’ Jack Flash“ von den Stones. Zum Abschluss brachten wir eine ausgedehnte, wirklich extrem lange Fassung von „Baby Please Don’t Go“. Es waren recht viele Leute da, darunter eine Menge harte Typen aus der Gegend. Das Publikum wusste damals allerdings oft nicht, was es von uns halten sollte. Normalerweise reagierten die Zuschauer eher zurückhaltend, und Zugaben waren die Ausnahme. An jenem Abend im Waltzing Matilda trommelte man uns jedenfalls nicht noch einmal raus, aber wir bekamen 250 Dollar Gage. Nicht schlecht für einen Abend.

    Um sich als noch unbekannte Band in Australien einen Namen zu

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