Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
regelmäßig über alle Ereignisse rund um die Band und über seine Eroberungen auf dem Laufenden hielt und sich besonders gern darüber ausließ, mit wessen Körper er sich gerade beschäftigte, auch wenn es nur sein eigener war. Er nannte diese kleinen Berichte „Nachrichten von meiner Front“. Es war seltsam, dass ein so geselliger Mensch wie er nicht mehr echte Freunde hatte.
Einen davon, Patrick Francis Xavier Pickett, lernte ich am 4. Juni 1975, einem Mittwoch, kennen. Ich weiß das deswegen noch so genau, weil es bei einem AC/DC-Gig im Sundowner Hotel in Geelong war. Pat, der in einem Schlachthof arbeitete, tauchte an diesem Abend im Hotel auf, um sich wieder einmal mit Bon zu treffen, den er in Adelaide zu Bons Fraternity-Zeiten kennen gelernt hatte. Danach war es für Pat, wie er sich ausdrückte, „ein bisschen tropisch geworden“, und auch wenn nichts Genaueres bekannt wurde, so sickerte dann doch irgendwann durch, dass er eine Weile gesessen hatte und nun keinen Wert mehr darauf legte, noch einmal die Gastfreundschaft Ihrer Majestät in Anspruch zunehmen. Pat war der einzige, soweit ich mich erinnern kann, den Bon mir je als „mein Kumpel“ vorstellte.
Wir standen also an der Bar im Sundowner, als Pat mich schließlich ansprach.
„Willste’n Schweineohr, Alter?“
Sofort klingelten bei mir alle Alarmglocken. Vor mir stand ein Metzger mit einem irren Funkeln in den Augen und bot mir ein Schweineohr an. Doch dann begriff ich, dass der Ausdruck zum Rhyming Slang gehörte, den Pat gern benutzte: Pig’s ear = beer. Mit seiner Einladung begann eine lange Freundschaft, die bis zum heutigen Tag andauert.
Pat hatte die Statur einer Gottesanbeterin und verrückte Laserstrahlaugen, und sein dürrer Körper war überall tätowiert. Diese eigenwillige Erscheinung wurde von einer vorzeitig schütter werdenden Haarpracht gekrönt. Mit seiner Größe überragte er uns alle, seinen neuen kleinen Kumpel Angus glatt um 30 Zentimeter. Wie Pat selbst gern einräumte, sah er zwar aus wie „ein Stück unasphaltierte Straße“, aber deswegen hatte er trotzdem verdammt viel Erfolg bei Frauen. Ich frage mich bis heute, wie dieser hässliche Sack das anstellt.
Im Sundowner gönnte sich Pat also das besagte Schweineohr, oder vielmehr mehrere, bevor er sich dann in den AC/DC-Bus schleppte. Ralph, der Roadie, eröffnete ihm, dass die nächste Haltestelle das Freeway Gardens Motel in North Melbourne sei. Pat blieb trotzdem im Bus, weil wir, wie er das nannte, „ein paar hübsche Sachen am Kochen“ hatten.
Es wurde eine extralange Nacht im Freeway Gardens. Irgendwann nach viel zu vielen Schweineohren pennte ich auf der Couch ein und erwachte am nächsten Morgen zum Soundtrack eines Tennis-Kommentars.
„Aufschlag Newcombe, er wirft den Ball hoch in die Luft …“
Ich sah auf. Der Kommentar kam von Pat, der dazu die passenden Bewegungen machte – splitterfasernackt. Er hatte nichts an außer einem Paar nicht zusammenpassender Socken. Als Tennisschläger benutzte er eine Bratpfanne. Nach dem gelungenen Aufschlag und dem anschließend gewonnenen Satz brüllte er „Newk, du Wahnsinniger!“ und schleuderte die Bratpfanne durch die Scheibe des Wohnzimmerfensters. Ich kannte Pat erst seit zwölf Stunden, hatte mich in der Zeit wunderbar mit ihm betrunken und erlebte jetzt, wie er ein Fenster zertrümmerte, während er nackt dastand und so tat, als sei er John Newcombe in Wimbledon. Das fing schon mal gut an.
Pat sah mich an und sagte: „Jetzt springe ich vom Eiffelturm und verpasse meinem Yogi-Bär eine Zitronenlimo, denn es ist ja schon halb zehn.“ Das war natürlich wieder Rhyming Slang. Kleiner Tipp zum Verständnis: Eiffel tower reimt sich auf shower wie Dusche; was sich auf yogi bear und lemon squash reimt, müsst ihr selbst rausfinden.
Später fanden wir uns dann wieder am Bus ein und machten uns auf den Weg nach Adelaide, wo wir vier Abende hintereinander im Largs Pier Hotel gebucht waren. Wir setzten Pat am Bahnhof Kensington ab und verabschiedeten uns. Als wir dann zwölf Stunden später in Adelaide ankamen, erfuhren wir, dass für uns vier Zimmer reserviert worden waren, drei Dreier- und ein Einzelzimmer.
„Oh, und Ihr Lichttechniker ist schon angekommen, er hat sich schon mal das Einzelzimmer genommen.“
Das war ein wenig seltsam. Wir hatten keinen Lichttechniker, wir hatten nicht mal ein paar Scheinwerfer. Also fragten wir vorsichtig nach: Wo konnten wir denn wohl unseren Mitarbeiter
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