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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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war einfach so. Für mich war es zudem eine ideale Gelegenheit, mich erst einmal theoretisch mit der Arbeit im Studio auseinanderzusetzen. Ich konnte kiebitzen, während die Jungs „eine Nummer zusammenbauten“. Zwischen Tee, Zigaretten und Pizza lernte ich, so viel ich konnte.
    George ist vor allem als Songwriter und Produzent bekannt, und nur wenige wissen, was für ein hervorragender Bassist er ist. Von ihm habe ich gelernt, worauf es bei meinem Instrument ankommt. Er hatte ein außergewöhnliches Gespür für die perfekte Basslinie, spielte allerdings manchmal auch sehr melodieverliebt, wodurch es weitaus schwerer wird, weiter einen guten Groove vorzugeben. Das ist eine Kunst. Paul McCartney spielt auf ähnliche Weise. Die Basslinie in „High Voltage“ ist sehr notenreich für einen AC/DC-Track, aber trotzdem perfekt. George am Bass? Einfach cool. Meiner Meinung nach ist er einer der ganz Großen.
    George und Harry waren im Studio ein großartiges Team. Ich hatte den Eindruck, dass es meistens George war, der vorgab, wo es langging, aber vielleicht war das auch nur bei AC/DC so. Zwar war Harry durchaus auch beteiligt, aber George hielt alle Fäden in der Hand; es war, als ob er die Band gewissermaßen coachte. Außerdem machte es Spaß, mit ihm zusammen abzuhängen. Bon sagte mir, als George in Melbourne als Bassist eingesprungen war, sei er „eine Party auf Beinen“ gewesen. Und Bon kannte sich aus, wenn es um Partys ging, von daher war das ein großes Lob.
    Während TNT entstand, war die Stimmung im Studio ziemlich entspannt. Ich kann mich nur an eine brenzlige Situation erinnern, und da befanden wir uns eigentlich auch schon nicht mehr im Studio, sondern draußen auf dem Flur. Der Tag war lang gewesen, und es war nicht alles optimal gelaufen; wir waren alle genervt. Als wir uns auf den Heimweg machten, gab es ein bisschen Stress zwischen George und Angus. George pflaumte seinen kleinen Bruder an, dass er sich nicht wie eine „verdammte Primadonna“ aufführen sollte, ein Ausdruck, der noch dreimal besser klingt, wenn man ihn mit dickem, schottischem Akzent ausspricht. Deswegen gab es ein wenig Gelächter. Und daraufhin rastete Angus richtig aus; er sah aus wie Yosemite Sam, der cholerische Cowboy aus den Warner-Comics. Fast erwartete ich, dass gleich Dampf aus seinen Ohren quellen würde, so regte er sich auf. (Ich möchte wetten, dass er als Kind unerträglich war, wenn er nicht seinen Kopf durchsetzen konnte. Ich bin mir sogar sicher.) Angus stürzte sich auf George, und die beiden lieferten sich einen kleinen Ringkampf, der aber ziemlich glimpflich abging.
    Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Vor allem konnte ich mir nicht vorstellen, was Angus gegen George ausrichten wollte. Nun ist George auch nicht gerade ein Riese, aber es ist schlicht unmöglich, dass jemand mit solch bescheidenen Körpermaßen, wie Angus sie hat, allein mit seinen Fäusten großen Schaden anrichtet. Es war eben wirklich, als ob der kleine, hitzköpfige Bruder einen haut – das prallte ab wie der geworfene Reis bei einer Hochzeit. Angus bestand aus jeder Menge Entschlossenheit, hatte aber einfach noch nicht genug Kraft. Es war, als ob man von einem unterentwickelten Sechsklässler angefallen wurde, wie ich übrigens aus eigener Erfahrung weiß.
    Die Aufnahmen zu TNT waren für mich jedenfalls verdammt aufregend. Wir waren zwei Wochen im Studio; ein normaler Studiotag begann in der Regel um die Mittagszeit und ging bis weit in den Abend hinein, zwischendurch immer mal wieder unterbrochen für kurze Pausen, kleine Snacks, viele Tassen Tee und die unvermeidlichen Zigaretten. Wir arbeiteten acht Stunden am Stück, manchmal auch zehn, wenn es gerade brummte. Zuerst spielten wir immer die Begleitung ein, während Bon die Zeit nutzte, um die Texte zu schreiben. Er kannte nur die ganz schlichten Grundlagen der Titel, um darauf aufzubauen, und manchmal schloss er sich in der Küche ein, um ein bisschen Ruhe zu haben, während er die Schulhefte zu Rate zog, in denen er seine „dirty ditties“ gesammelt hatte, die schmutzigen Verse, wie er sie nannte. Zwar glaube ich, dass er oft genug irgendwas ganz anderes in der Küche trieb, aber er kam immer wieder damit durch, so wie das eben nur Bon gelang.
    Manchmal schaffte er es, erfolgreich aus seinem Küchengefängnis auszubrechen. Wenn wir Pause machten und auf dem Weg nach unten an seine „Zellentür“ klopften, dann war er manchmal schlicht verschwunden. Er tauchte

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