Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
für Schauspieler, Regisseure, Autoren und überhaupt jeden, der künstlerische Ambitionen hatte. Aussies wie Clive James, Brett Whiteley, Richard Neville, Barry Humphries und Germaine Greer hatten den Sprung geschafft, und neben vielen anderen Bands hatten auch die Easybeats und Bons alte Band Fraternity dort ihr Glück versucht. Die Master’s Apprentices hatten sogar eine Platte in den Abbey Road Studios aufgenommen, der heiligen Wirkungsstätte der Beatles. In den kommenden Jahren wurde England zum Ziel für die nächste Generation, für Nick Cave, die Triffids, die Saints und die Go-Betweens.
Billy Thorpe & The Aztecs waren ebenfalls in Großbritannien auf Tournee gewesen, hatten sich aber nicht durchsetzen können. Dabei hatte Michael Browning, der Billy eine Zeitlang als Manager vertrat, zusammen mit seiner in England lebenden Schwester Coral dafür gesorgt, dass die Aztecs in London ein paar Gigs absolvieren konnten, noch dazu im renommierten Speakeasy, in dem viele wichtige Drahtzieher aus dem Musikgeschäft ein- und ausgingen.
Das Speakeasy war zwar ein cooler und angesagter Laden (in dem man, wie ich bald merkte, hervorragend hübsche Frauen aufreißen konnte), aber er war nicht viel größer als eine Schuhschachtel. Wenn man sich vorstellte, dass die Aztecs hier mit voller Lautstärke losgelegt hatten, konnte einem Angst und bange werden. Der Club lebte davon, dass hier Deals abgeschlossen wurden – Business, Drogen oder Sex. Und der Lärm, den die Aztecs entfachten, brachte natürlich das ganze Geschäft zum Erliegen. Australier standen damals dank verschiedener Comedy-Programme in Großbritannien ohnehin in dem Ruf, rückständig und ein wenig zurückgeblieben zu sein. Ganz genauso wurden die Aztecs wahrscheinlich auch betrachtet, zumindest sah man sie als schrecklich lärmende Kasper, die das Speakeasy in Trümmer legen wollten; sie durften gerade mal einen Set spielen, dann wies man ihnen zügig die Tür.
AC/DC hatten ein enormes Stehvermögen und überzeugten immer, einen Abend nach dem anderen, im Studio, auf Tour, überall. Hätten wir das nicht gekonnt, wäre die Band denselben Weg gegangen wie so viele andere australische Künstler der damaligen Zeit: ein paar kleine Hits, ein paar kurze Tourneen, und dann die allmähliche Auflösung oder der Abstieg in die Clubszene, bis es schließlich wieder anm der Zeit war für die ersten Reunion/Retro/Altersheim-Veranstaltungen mit ein paar alten Weggefährten. Andere Bands wurden von mächtigen Managern betreut, so wie Sherbet, die bei Roger Davies unter Vertrag standen. Aber obwohl sie mit „Howzat“ einen Hit in Großbritannien landen konnten, gelang es Davies nicht, ihnen außerhalb von Australien zum großen Durchbruch zu verhelfen. (Was nichts über seine Fähigkeiten sagen soll – er war später maßgeblich an Tina Turners Comeback beteiligt und managte sehr erfolgreich Janet Jackson und Pink.)
Über Sherbets „Howzat“ ärgerten sich einige bei AC/DC: Wir tourten quer durchs Land und rissen uns den Hintern auf, um uns eine solide Fan-Basis zu erarbeiten, und denen fiel einfach so ein Hit in den Schoß; so sah es für uns jedenfalls aus. Zwar ließen wir uns unseren Ärger kaum anmerken, aber so tickten wir eben: Wir maßen unseren Erfolg daran, wie jene Bands vorankamen, die wir als Konkurrenz wahrnahmen. Das waren in Australien Sherbet und die Skyhooks – sie waren die großen Nummern, auf sie hatten wir es abgesehen. Für beide hatten wir keinerlei Respekt – was hätte es uns also gebracht, wenn wir sie auf dem heimischen Markt überholt hätten? Wen interessierten die denn überhaupt? Für uns war es völlig unverständlich, wie jemand solche Typen gut finden konnte – war es da nicht viel spannender, sich mit den wirklich großen Jungs zu messen? Wenn wir uns weiterentwickeln wollten, dann gab es nur eins: Wir mussten den Schritt nach Übersee wagen.
Michael Browning hatte schon eine ganze Weile daran gearbeitet, uns nach England zu bringen – ich bin sogar überzeugt, dass die Band ihn als Manager engagiert hatte, weil er genau das von Anfang an als sein großes Ziel ausgegeben hatte. Alberts und vor allem George Young hatten seine Vorstellungen sicherlich sehr wohlmeinend aufgenommen. George, der Mentor von AC/DC, hatte mit den Easybeats selbst so kurz vorm großen Durchbruch in England gestanden, dass er nun ganz sicher davon träumte, einen zweiten Anlauf zu wagen. Und die Band war genauso scharf darauf wie George.
Die ganze
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