Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
Vom Netzwerk:
Browning und Richard Griffiths dafür gesorgt hatten, dass Jack Barrie die Band schätzen lernte. Jack zählte zu den einflussreichsten Männern in der Londoner Musikszene und betrieb das Marquee bereits seit 1965. Er spielte auch eine große Rolle bei der Organisation des Reading Festivals, einer weiteren renommierten Auftrittsmöglichkeit, die wir für uns ins Auge gefasst hatten. Jack hatte sich auf Michaels und Richards Empfehlung hin einen unserer Gigs mit Back Street Crawler angesehen und dabei Gefallen an AC/DC gefunden. Daraufhin hatte er die Band im Anschluss an die Lock Up Your Daughters- Tour für mehrere aufeinander folgende Montagabende im August gebucht.
    Die Auftritte sollten AC/DC in der Stadt per Mundpropaganda bekannt machen, und das funktionierte auch. In dem heißen Londoner Sommer 1976 war Punk das neue große Ding, und die Sex Pistols spielten um die Ecke im 100 Club auf der Oxford Street. Trotzdem kamen zu uns jede Woche mehr Leute. Nach einer Weile war der winzige, muffige Club, in den angeblich 700 Zuschauer passten, rappelvoll. Es gab keine Klimaanlage, und wenn sich die neuen AC/DC-Begeisterten dicht an dicht drängten, dann wurde es sofort heiß, und das Kondenswasser vom Schweiß aller Anwesenden tropfte von der Decke zurück auf die Köpfe.
    Am 23. August war es so heiß in dem Laden, dass Angus den Gig ohne Schuluniform absolvierte. Er kam im Entengang auf die Bühne und trug weiter nichts als Turnschuhe und eine Unterhose. Es war so verdammt warm. Das war für mich der Grund, mir die langen Haare abschneiden zu lassen. Noch bevor ich überhaupt eine Note gespielt hatte, war ich schweißgebadet, dabei trug auch ich nur eine Jeans und meine geliebten Doc Martens. Nach ein paar Songs fühlte ich mich, als ob ich gerade geduscht hatte, und mein Haar hing mir strähnig und nass vom Kopf. Und wie ich feststellen sollte, ist Headbanging mit nassem Haar nicht ganz ungefährlich.
    Während ich spielte, flog mir ein großes Bündel nassen Haars in den Mund. Ich würgte, spuckte, dann schluckte ich unversehens einen Teil davon. Ich fiel auf die Knie, würgte und keuchte, dann knickte ich wieder ein, und endlich kam mein treuer Roadie und Trinkkumpan Cod und zog mir das Haar aus der Kehle. Dabei spuckte ich sofort Blut. Das war mir dann doch zu heftig, und am nächsten Tag ging ich zu Ben, unserem Friseur, um mir die Matte abschneiden zu lassen, bevor sie mich umbrachte. Ben arbeitete in einem Salon auf der Kensington High Street und war uns von Coral vermittelt worden. Dass AC/DC überhaupt einen Friseur in ihrer Crew hatten, fand ich schon immer lustig.
    Diese Montagsauftritte brachten die Band enorm voran. Jede Woche gelang uns ein neuer Besucherrekord, da Jack und seine Mitarbeiter immer wieder neue Wege fanden, um neue Zuschauer in den Club zu locken. Die Atmosphäre im Marquee war wie für uns gemacht: heiß, verschwitzt, dreckig und ehrlich, an dem Teppich blieb man mit den Schuhsohlen kleben, und der Sound war so verdammt laut, dass die Flaschen in der Bar vibrierten, wenn wir spielten. Wir entfesselten einen Sturm, der geradezu dafür gemacht war, eine neue Crew von AC/DC-Headbangern hervorzubringen.
    Zu einem unserer Gigs kam auch der Gitarrist Ritchie Blackmore, der mit Deep Purple einige großartige Rock-Alben von Klassiker-Format eingespielt hatte und nun mit Rainbow eine eigene Band auf die Beine stellte. Ritchies Gitarre war das prägende Element bei Deep Purple gewesen, und ich vermute sogar, dass Angus einen Hauch Respekt für ihn hatte, wenn auch widerwillig. Blackmore hingegen war uns gegenüber ziemlich herablassend und offenbar der Meinung, dass wir „nichts zu bieten“ hätten.
    Vielleicht war Blackmore ein bisschen verschnupft, weil die Jungs und ihr Bruder George beim Sunbury Festival 1975 die Purple-Crew verdroschen hatten. Purple hatten schon gespielt und ihren Gig offenbar richtig vergeigt, und weil sie anschließend schlechte Laune hatten, hinderten sie AC/DC daran, ihre Anlage aufzubauen und zu spielen. (Ich erzähle diese Geschichte jetzt so, wie sie mir erzählt wurde, denn ich war damals ja noch nicht dabei.) Jedenfalls brach auf der Bühne eine ordentliche Rangelei aus, und das Publikum, das alles hautnah mitbekam, feuerte beide Seiten begeistert an. Zwar schafften es AC/DC tatsächlich nicht, beim Sunbury zu spielen, aber dass sie es sich getraut hatten, die Crew der großen Superstars anzugreifen, brachte ihnen eine Menge Publicity ein.
    Aber wen interessierte

Weitere Kostenlose Bücher