Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Mansfield produzierte. Wir hatten zwar null Ahnung, wer das war, aber er wurde uns als eine ziemlich große Nummer angekündigt. Die Show unter dem Titel Rollin’ Bolan wurde am 13. Juli 1976 im Wimbledon Theatre aufgezeichnet; es handelte sich um ein Comeback-Special über Marc Bolan und einen weiteren „Künstler“, Leapy Lee. Leapy hatte mit einem lustigen Song namens „Little Arrows“ Ende der Sechziger einen Hit gehabt und wollte seine Karriere jetzt ebenfalls wieder ein wenig anschieben. Gerüchteweise hatte er zwischenzeitlich längere Zeit Urlaub auf Kosten Ihrer Majestät gemacht.
Was die Leute an Marc Bolan fanden, habe ich nie begriffen, und es überraschte mich, als mir nun in England dämmerte, wie ungeheuer erfolgreich er in seinem Heimatland tatsächlich gewesen war – Bolan war ein Riesenstar, der allerdings eine Weile aus verschiedenen Gründen aus dem Rampenlicht und den Charts verschwunden war und nun sein großes Comeback starten wollte. AC/DC eröffneten die Sendung. Für uns war das ein großer Coup, als neue Band in einer landesweit ausgestrahlten Sendung aufzutreten, und wir setzten alles daran, richtig Eindruck zu hinterlassen. Allerdings wurde uns auch ziemlich mulmig, als wir hörten, dass wir die vorhandene Verstärkeranlage nutzen mussten und nicht unser eigenes Equipment anschließen konnten. So etwas ist immer ein Risiko, und wir hatten gerade mal zehn Minuten, um unseren Sound für die drei Songs einzustellen, die wir einem britischen Millionenpublikum präsentieren wollten. Es war für uns eine einmalige Gelegenheit, die wir auf keinen Fall verpatzen wollten.
Die Anlage war sicherlich allererste Sahne, aber trotzdem war sie eben nicht unsere, und vor allem die Gitarren klangen anders als gewohnt. Da arbeitet man jahrelang daran, den eigenen Sound herauszufeilen, und wenn man dann sein Debüt im britischen Fernsehen gibt, kann man diesen Sound nicht rüberbringen – das war schon ein harter Brocken. Wir schluckten ihn und zogen das Ding trotzdem durch. Wie Mal schon immer sagte: „Hey, manchmal muss man eben Scheiße fressen.“
Dementsprechend klangen die Gitarren etwas schief und brachten nicht den üblichen Wall of Sound der Brüder Young, aber wir machten unsere Sache trotzdem ganz gut. Als erstes brachten wir „Livewire“, dann folgte „Can I Sit Next To You Girl“, einer meiner Lieblingssongs von AC/DC, der von einem großartigen (und sehr seltenen) Solo von Mal eingeleitet wurde. An den dritten Song erinnere ich mich nicht mehr, wahrscheinlich war es „It’s A Long Way To The Top“.
So stressig dieser erste TV-Auftritt für uns auch war, wir waren mit unserer Show ganz zufrieden, vor allem verglichen mit dem, was wir später von Marc Bolan mitbekamen. Es war selten, dass AC/DC irgendwo länger blieben, um sich einen anderen Künstler anzusehen. Bolans Erscheinung allein war schon lustig, aber mir blieb das Lachen bald im Hals stecken. Er sah völlig fertig aus, ein ziemlich kleiner, rundlicher Knilch mit dickem Make-up wie eine Drag Queen, der auf lächerlich hohen Plateauschuhen über die Bühne stakste. Ich erwartete jeden Augenblick, dass er sich auf den Hintern setzte. Einen völlig unidentifizierbaren Track hielt ich aus, und das reichte. Der Auftritt war jedenfalls nicht dazu angetan, mich endlich erkennen zu lassen, was an diesem Kerl dran sein sollte. Auf mich machte er schwer den Eindruck, als hätte er sein Mindesthaltbarkeitsdatum schon gefährlich überschritten. (Bolan starb bei einem Autounfall im September 1977.)
Die Fernsehübertragung guckten wir später im Red Cow. Eigentlich gaben wir an dem Abend ein Konzert, aber wir legten unsere beiden Sets zeitlich so, dass wir in der Pause unseren Auftritt ansehen konnten. George Young und Harry Vanda waren an dem Tag auch in der Stadt und gesellten sich zu uns. George gefiel besonders „Can I Sit Next To You Girl“, und er feuerte Malcolm während seines Gitarrensolos richtig an. Und was hielt die Band insgesamt von ihrem ersten Fernsehauftritt in Großbritannien? Sie blieb natürlich supercool. So ’ne Fernsehsendung eben. Nix Besonderes.
Es gab eine Reihe entscheidender Gigs in London, mit deren Hilfe AC/DC sich eine treue Fan-Gemeinde aufbauten: Den im Red Cow in Hammersmith, von dem ich schon berichtete, den im Nashville Rooms in West Kensington und den im Fulham Greyhound. Aber der Club, der auch vom Publikum her am besten zu uns passte, war das Marquee. Es kam uns sehr zugute, dass Michael
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