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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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du?«
    »Wirst du gleich sehen«, erwiderte Khandi und fuhr dicht an den Camry heran.
    Und er sah es: Lydia, zusammengesackt über dem Lenkrad, Blut auf der Windschutzscheibe, das Fenster auf der Fahrerseite zersplittert. »Du hast sie erschossen?«, fragte er und schüttelte den Kopf.
    Khandi lächelte, wie sie immer lächelte, und trat das Gaspedal durch.
    »Du hast sie erschossen.« Eddie schüttelte wieder den Kopf.
    Ihre wahnhafte Eifersucht, die war schuld daran. Das hier war nicht Teil des Plans. Die Planung hatte vorgesehen, dass Khandi und er Wyatt umlegten, sich die Beute schnappten, in den Wagen sprangen und türmten.
    Erledigt, vorbei, in weniger als zwei Minuten.
    Dann hätte er Lydia auf dem Mobiltelefon angerufen, ihr aufgetischt, dass die Sache aus dem Ruder gelaufen sei, dass Wyatt versucht habe, sie zu linken, und er, Eddie, gezwungen gewesen sei, den Kerl abzuknallen. Er hätte behauptet, es sei zum Kampf gekommen und bevor er sich die Beute habe angeln können, sei der Wagen in Flammen aufgegangen. Er mache sich jetzt zu Fuß auf den Weg, könne nicht riskieren, zum Treffpunkt zu kommen. »Hau jetzt ab«, hätte er zu Lydia gesagt. »Ich melde mich in den nächsten Tagen.«
    Stattdessen hätte er sich mit Khandi irgendwo in die Tropen abgesetzt, lange Strände, Palmen, Piña Coladas. Nach einer Weile wäre Lydia stutzig geworden, hätte herausgefunden, dass er sein Haus verscherbelt hatte, hätte sich verraten und verkauft gefühlt, wäre aber darüber hinweggekommen. Er bedeutete ihr nichts mehr. Niemand hätte große Nachteile erlitten — außer Wyatt, und der zählte nicht.
    So einfach. Wäre da nicht der Khandi-Faktor.
    Eddie nagte an seiner Unterlippe. Lydia hatte es nicht verdient zu sterben. Sie war ein netter Kerl gewesen, eine Frau zum Pferde stehlen, und sie hatte ihm diese Furneaux-Sache auf einem Silbertablett serviert. Er hatte sie mal geliebt und, ja, vielleicht fünf Minuten darüber nachgedacht, wieder mit ihr zusammenzukommen, aber das hätte nicht funktioniert, und dann war ihm Khandi über den Weg gelaufen.
    »Es gab keinen Grund, sie umzubringen.«
    Zack!
    Khandi schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht.
    Eddie rieb sich die Wange. Ein Riesenfehler, ihr von Lydia zu erzählen. Eifersucht am irren Ende des menschlichen Spektrums.
    Er warf einen Blick nach hinten, erwartete einen Wyatt auf Verfolgungsjagd. »Hör mit dem Rumgezappel auf«, sagte Khandi.
    »Hör du auf, mir ins Gesicht zu schlagen.«
    »Ich hab dich tagelang nicht gesehen und — «
    »Ich habe dir doch erklärt, dass wir abtauchen mussten.«
    »Ich hab dich tagelang nicht gesehen«, maulte Khandi, »und du redest nur über deine beschissene Ex.«
    Eddie schluckte. Er hatte Khandi im Blue Poles kennengelernt, einem Klub in der Innenstadt. Eines Abends hatte sie ihm besondere Aufmerksamkeit geschenkt, war erst um ihre Stange gewirbelt und dann zum Rand der kleinen Bühne getänzelt, die sich etwas oberhalb von Eddies Logenplatz befand, hatte sich mit weit gespreizten Beinen hingehockt, um ihren prachtvollen, rasierten Schlitz zu präsentieren.
    Er war ihr verfallen, war ihr mächtig verfallen. Er liebte Frauen, liebte den Sex, und selbst Lydia war auf ihre Weise heiß gewesen, aber keine war bisher so heiß gewesen wie Khandi. Er hatte versucht, es Khandi zu erklären, doch sie hatte die fixe Idee, dass er Lydia noch immer liebe. »Ich liebe nur dich«, hatte er immer wieder betont.
    »Und warum triffst du dich so oft mit der Schlampe?«, hatte sie ihn angebrüllt.
    »Hausaufgaben, Khandi. Vorbereitungen für den Job.«
    Eddie dreht sich auf seinem Sitz zur Seite und spähte durch das Heckfenster. »Du kennst Wyatt nicht. Er wird uns hinterherhetzen.«
    »Wer ist schon Wyatt ... «, sagte Khandi.
    »Wer ist schon Wyatt!? Er ist wie ein Hai, er lässt nicht locker.«
    Eddie richtete seinen Blick wieder nach vorn. »Wurde nie festgenommen. Ein ausgefuchster Planer, ein sicherer Schütze, einfach unglaublich gut, was Raubüberfälle betrifft. Man kann ihm vertrauen, wobei er einem niemals vertraut. Verachtet Drogen und Junkies. Einer, der dich umbringt, wenn du ihn aufs Kreuz legst oder angreifst.« Er sah Khandi von der Seite an. »Aber keiner, der des Tötens wegen tötet.«
    »Ach, also hat er Regeln?«, spottete Khandi. »Regeln bringen einen nicht weiter.«
    »Mag sein. Aber es ist eben alles ein wenig komplizierter geworden.«
    Khandi fuchtelte mit ihrer linken Hand, eine schlanke, gebräunte Hand mit viel

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